RUND UM IHREN HUND

Mobile Hundeschule, Problemhunde, Physiotherapie, Fotoshootings

Leonies (Beginn 19.08.23) und Diegos (Beginn 24.08.14) Tagebuch


Leonies Tagebuch

19.08.23

Der Vollständigkeit halber muss ich hier mit meinem Tagebuch beginnen. Aber zunächst möchte ich mich bei Euch vorstellen: Mein Name ist (noch) Neith. Ich lebe hier in einem Refugio (Unterschlupf) in Andújar (im Süden Spaniens). Ich wurde in Andújar ausgesetzt und von einem Mitarbeiter der Stadt gefunden und ins Tierheim gebracht. Ich brauchte ein paar Tage, um mich an die anderen Hunde, Pferde und Menschen zu gewöhnen. Ich verstand auch schnell, dass mir hier nichts Schlechtes passieren würde. So vergingen Tage, Wochen und Monate. Immer wieder sah ich liebe Leute, die vor dem Bildschirm bei sich zu Hause saßen, um einen passenden Hund dort für sich zu finden. Manche von Euch würden das als Single-Börse bezeichnen.

Mein Profil, die Bilder und das Video (bei dem sich wirklich viel Mühe gegeben wurde!) waren ungefähr 6 Monate zu sehen, dann war da ein Glatzkopf vor dem Bildschirm. Der hat mich aber nicht sofort weggeklickt. Er schaute sich das Video an, danach die Bilder, dann wieder das Video, dann wieder die Bilder, und Ihr werdet es nicht glauben, dann wieder das Video. Bei einschlägigen Portalen wäre er richtig Geld los geworden. Aber keine Panik, bei mir wurde nicht Sekundenweise abgerechnet. Ich blinzelte ihm dann ´mal kurz zu, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Er reagiert aber nicht darauf. Ich versuchte es noch ein zweites Mal. Wieder passierte nichts. Na, vielleicht braucht der ein bisschen länger in seinem Alter, und ich blinzelte ihm noch einmal etwas länger zu. Er klickte mich dann aber weg. Später erfuhr ich, dass er am nächsten Tag meiner Vermittlerin eine E-Mail geschrieben und sein Interessen an mir bekundet hat. Also, es hat dann doch noch mit dem Blinzeln geklappt. An alle Hunde, die ein neues Zuhause suchen, so wird´s gemacht:


20.08.23

Jost gefiel aber mein Name nicht. Er wollte, wenn ich gerufen werde, keine Verbindung zu den Worten Neid wie neidisch oder night wie Nacht aufkommen lassen. Er recherchierte im Internet, was Neigt bedeutete und fand heraus, dass der Name ägyptischen Ursprungs ist und bedeutete übersetzt: DIE SCHRECKLICHE. Das ging für Jost gar nicht. Er hat dann zwei Namen gefunden: Bonita (die Schöne) und Leonie (die Löwin). Die Entscheidung viel Jost nicht schwer. Er entschied sich für Leonie. Im Video erkannte er, dass ich bei den anderen Hunden den Ton angebe und diese mir folgen. Und dann habe ich einem anderen Hund den Ball aus dem Maul geklaut, ohne dass der Ball den Boden berührt hat. Der andere Hund suchte dann noch den Ball auf dem Boden, dabei war der schon längst in meinem Besitz.


27.08.23

Es folgte der Vorbesuch durch einen Tierschutzfreund aus der Nähe und eine achtwöchige Wartezeit.


20.10.23

Heute haben eine Frau und ein Mann andere Hunde, eine Katze und mich in einen Transporter gebracht. Jeder von uns hatte eine eigene Box. Vielleicht machen wir einen kleinen picknick-Ausflug ins Grüne. Wäre ´mal eine kleine Abwechslung, aber es sollte viel spannender werden.


21.10.23

Nach über 2000 km, ohne picknick und 24 Stunden Fahrt durch Spanien, Frankreich, Belgien und Deutschland kamen wir dann gegen 14:15 Uhr in Köln-Ostendorf am Treffpunkt an. Dort haben viele Leute auf uns gewartet. Und aufgeregt waren die, voll krass. Einer nach dem Anderen wurde aus der Box genommen und uns wurde Geschirr, Halsband und Leine angelegt. Draußen erkannte ich schon diesen Glatzkopf. Ihr wißt schon, wen ich meine. Auch wir Hunde freuten uns auf völlig fremde Menschen. Wir sprangen unsere neuen Familien an, wedelten vor Freude mit den Ruten und waren gespannt auf die Dinge, die da noch kommen sollten, und völlig aus dem Häuschen.

Die Übergabe an mein neues Herrchen

Dann kam ich dran. Ich wurde an Jost übergeben. Ich glaube, dass ich etwas Nasses in seinen Augen gesehen habe. Ach ja, Jost hatte eigentlich mit einem großen Schäferhund gerechnet. Als er mich dann das erste Mal live sah, war er etwas überrascht, weil ich so klein war. Meine Größe hat er aber freudig zur Kenntnis genommen. Viele Leute haben einen Schäferhund-Welpen und sagen sich, wäre schön, wenn der so klein bleiben würde. Und ich bin für Jost extra klein geblieben.

Wir fuhren dann noch einmal 2 Stunden. Jost saß hinter dem Steuer und ich neben Gabi auf der Rückbank, weil ich nicht gleich in die Box wollte. Dort schlief ich teilweise sogar im Sitzen ein und mein Kopf sank immer tiefer. Zu Hause angekommen führte mich Jost erst einmal in den Garten zum Lösen. Nach der Übergabe in Köln habe ich nämlich auch noch kein Pipi gemacht. Jetzt wollte ich aber auch noch nicht. Ich habe mich in meinem neuen Garten recht sicher gefühlt, bis Jost mit mir über zwei Stufen zur Terrasse gehen wollte. Dies habe ich verweigert. Jost trug mich dann einfach die zwei Stufen hoch. Ich war so aufgeregt, dass ich bei Jost ständig Streicheleinheiten eingefordert habe. Nach vier oder fünf geglückten Versuchen reagierte Jost dann nicht mehr und setzte sich demonstrativ vor seinen PC und beachtete mich nicht mehr. Dann fing ich an, leise zu winseln. Nachdem Jost auch darauf nicht reagierte, legte ich mich nach ca. 5 Minuten hin und machte meine Augen zu.

Pferdetrog für Mini-Schäferhund

Später habe ich etwas zu fressen bekommen, was ich vorher noch nie hatte: Gewolftes, rohes Fleisch. Das war fein und ruck zuck weg. Weil er mich ja größer erwartet hat, hat er extra große Fressnäpfe gekauft. Die sind ´was für Ponys.

Jede halbe Stunde ging Jost mit mir in den Garten, damit ich dort Pipi mache. Nee, ich wollte aber nicht. Trotzdem war es immer wieder schön im Garten. Jost wollte dann nicht ins Bett gehen, bevor ich nicht Pipi gemacht habe. Gegen 23:00 Uhr tat ich ihm dann den Gefallen. Er war sichtlich erleichtert und wir gingen dann auch schnell ins Bett. Ihr habt richtig gehört: Wir gingen beide in ein Bett. Ich durfte mit ihm gemeinsam das Bett teilen. Habe mich auch entsprechend klein gemacht, sodass er es sich nicht anders überlegt. Das war mein erster Tag hier in Lippstadt. Ich bin ganz glücklich mit meinem Glatzkopf.


Besser als Fernsehen, aber meine Hüfte ist unvorteilhaft in Szene gesetzt.

22.10.23

Den Sonntag haben wir ganz entspannt begonnen. Jost hat sich eine Elternzeit von 14 Tagen genehmigt.

Damit ich nicht so lange alleine bin, wollte Jost nur eine Katzenwäsche durchführen. Da ich mich aber gar nicht gerührt habe, hat er sich doch richtig gewaschen. Ich habe auch kein Blödsinn gemacht. Später waren wir noch eine halbe Stunde im Park spazieren. Dieser liegt genau neben unserem Haus. Kot habe ich immer noch nicht in Deutschland abgesetzt. Jost meinte aber, dass ich erst 24 Stunden nichts zu fressen bekommen habe und durch das rohe Fleisch wenig zum Ausscheiden übrig bleibt.






Der Spaziergang durch den Park mit Sicherheitsgeschirr und GPS-Tracker. Dann kann nichts mehr schief gehen!


Ich hau´ mich erst einmal aufs Ohr.


Kilroy is watching you!

23.10.23

Heute Morgen wollte ich es Jost etwas schwieriger machen: Jost ging zur Toilette und ich zum Schreibtisch. Dort klaute ich eine Patientenakte und wollte den Geschmack prüfen. Plötzlich stand Jost in der Tür. Was ich nicht wußte, der hat ´ne Kamera im Zimmer installiert. Dann kochte er sich eine Tasse Kaffee und ich klaute eine Socke und wollte gerade bei dieser die Reißfestigkeit prüfen. Schon stand Jost wieder vor mir. Dann ging er für 20 Minuten ins Bad. Ich wußte nun, dass er mich beobachtet. Was habe ich natürlich getan? Nichts, wie die Bilder der Überwachungskamera belegen.




24.10.23

Heute um 21:30 Uhr habe ich das erste Mal auf deutschem Boden einen Haufen gemacht. Jost machte sich bis dahin nicht all zu große Sorgen, denn ich habe während der Fahrt von Spanien nach Köln nichts zu fressen bekommen. Danach habe ich nur rohes Fleisch bekommen, das fast in vollem Umfang als Nährstoff aufgenommen wird und wenig zum Ausscheiden übrig bleibt. Und da, wo nichts drin ist, kann auch nichts herauskommen. Entsprechend war mein erstes "Würstchen" nur  ca. 7 cm lang und ungefähr 2,5 cm dick. Also Alles richtig gemacht. Ähnliche Erfahrung hat Jost damals mit Diego gemacht, als er bei ihm von Trockenfutter auf BARF umgestellt hat.


25.10.23

Heute Morgen ging bei Jost das Telefon. Es war die Praxis seines Hausarztes. Er hatte vor ein paar Wochen nach einem Termin zur Covid-Impfung gefragt. Dieser sollte dann in 90 Minuten sein. Die Praxis ist nur 2 Geh-Minuten von uns entfernt. Er sagte der Mitarbeiterin, dass er vor einigen Tagen einen jungen Hund adoptiert hat und dieser vielleicht noch nicht alleine bleiben könnte. Sie versprach ihm, sofort dran zu kommen. Gespannt kam er dann nach ca. 15 Minuten wieder zurück. Und was habe ich gemacht: Ich lag die ganze Zeit in unserem Bett und habe keinen Blödsinn gemacht. Jost hat mich auch ganz doll gelobt.

Mittags ist er dann mit mir spaziergen gegangen. Auf der Hälfte des Weges kam dann immer etwas von oben auf meine Augen, sodass ich immer wieder blinzeln musste. Es fühlte sich an, als wenn ein Hund mit Wasser gespielt hat und sich anschließend neben mir geschüttelt hat. Es war aber kein Hund in der Nähe, und Jost war auch nicht naß und hat sich auch nicht geschüttelt. Ich zog dann etwas mehr an der Leine, um schnell wieder nach Hause zu kommen.

Am Nachmittag wollte dann mein Dosenöffner wieder mit mir durch den Park gehen. Am Rande des Parks hörte ich dann, wie Tropfen auf die ganzen Blätter fielen. Nee, das Geräusch, das war nicht so meins. Ich blieb stehen und verweigerte jegliche Bewegung in Richtung Park. Jost wollte dann eine ander Runde mit mir gehen. Das gefiel mir dann aber auch nicht. Und so hat er den Spaziergang abgebrochen. Jetzt weiß ich auch, wie man das hier in Deutschland nennt: Regen, eine doofe Erfindung. Jost fragte sich dann, was ich denn erst bei Schnee machen würde? Das kann ich nicht sagen, weil ich nicht weiß, was Schnee ist.

Mein Biorythmus hat sich übrigens mittlerweile auch angepasst. Ich habe heute schon Kot und Urin abgesetzt.

26.10.23

Bubu

Seit fast einer Woche bin ich jetzt hier bei meinem neuen Herrchen. Er erzählt nur Positives von mir und ist ganz begeistert. Ohne, dass er es weiß, erzähle ich Euch jetzt einmal die Wahrheit. Verratet mich aber nicht: Vom ersten Tag an habe ich mich ständig an der Terrassentür bemerkbar gemacht. Und Jost ist ständig darauf hereingefallen und wollte mich zum Lösen in den Garten bringen. Wenn ich nichts gemacht habe, ist Jost alle 30 Minuten mit mir in den Garten gegangen, um mir wenigstens die Möglichkeit zu bieten, zu lösen. Im Garten habe ich zu gerne dem Treiben auf der Straße zugeschaut. Ich lernte PKW, LKW, Passanten, Roller, andere Hunde und freundliche Menschen kennen. Aber gelöst habe ich nicht. Und weil das so viel Spaß gemacht hat, habe ich dieses Verhalten an der Terrassentür ständig wiederholt. Und jetzt kommt der Witz bei der Sache. Drei Mal habe ich nach diesen aufregenden Erlebnissen im Garten sofort nach dem "Ausflug" ins Wohnzimmer gepinkelt und ein Mal sogar Kot abgesetzt. Jetzt hatte Jost ein Problem. Will ich, wenn ich mich an der Terrassentür bemerkbar mache, zum Lösen heraus oder will ich "Erlebniskino" genießen. Obwohl Jost mir immer, wenn ich Pipi oder einen Haufen gemacht habe, ein Leckerchen gegeben hat, habe ich mein Verhalten nicht geändert.

Heute Abend habe ich ihn dann aber überrascht. Jost wollte mit mir um 23:00 Uhr in den Garten zum Lösen gehen. Ich blieb aber auf MEINEM Bett liegen und war nicht zu bewegen aufzustehen, weil ich so müde war. Jost brauchte ein Leckerchen, um mich vom Bett zu locken. Er ging dann mit mir heraus und ich habe nacheinander Pipi und einen Haufen gemacht, und jetzt kommt´s: Ich habe dann die Leckerchen bekommen und habe von mir aus wieder ins Haus gezogen, weil ich endlich meine Ruhe haben wollte.

27.01.23

Ich gehe in mich!

Nach dem gestrigen Erfolgserlebnis habe ich beim ersten Gang in den Garten Pipi gemacht, dann zog ich wieder ins Haus, weil es regnete. Ca. 15 Min. später habe ich mich wieder einmal an der Tür bemerkbar gemacht. Jost ging mit mir noch einmal heraus und sofort habe ich einen Haufen gemacht und zog sofort wieder ins Haus. Warum wohl: Es hat immer noch geregnet. Jost hofft nun, dass ich das ganze Thema verstanden habe und nicht nur bei Regen sofort löse und wir dieses unangenehme Thema jetzt auch endlich abschließen können. Aber die Wahrheit musste einfach ´mal 'raus.  Irgend ein "Haken" musste ja an mir dran sein. Bilder erspare ich Euch bei diesem Thema.


Begeisterung sieht anders aus



Autofahren 1. Teil: Jost wollte mir dann noch das Autofahren beibringen. Er dachte wohl, ich ließe mich einfach so ins Auto heben und er könnte losfahren. Neee, lieber Hundetrainer, so einfach mach´ ich´s dir nicht. OK, ich habe mich gleich hingesetzt. Aber gefallen hat es mir nicht, und ich bin dann wieder heraus gesprungen. Leider bin ich mit einem Hinterlauf im Fußraum etwas ausgerutscht. Aber ich hab´s überlebt.




28.10.23

Wir haben mit dem Körbchen-Training begonnen.

Bis zu unserem Spaziergang um 11:00 Uhr habe ich ´mal wieder nicht gelöst. Während des Spazierganges habe ich dann das erste Mal außerhalb des Gartens Pipi gemacht. Dann kamen wir in die Nähe einer bekannten Familie, die wir schon lange nicht mehr gesehen haben. Jost hat geklingelt und sie und ihren Hund freudig überrascht. Ihr Hund ist 10 Jahre alt und war ganz freundlich zu mir. Weil ich mich bei diesen Bekannt vom ersten Moment an sicher und wohl gefühlt habe drehte ich erst einmal richtig auf. So hat mich Jost auch noch nicht kennen gelernt. Ich schlug Haken im Wohnzimmer sprang nicht erlaubter Weise auf ihre Couch und habe sogar gebellt. Vor lauter Aufregung habe ich dann einen Haufen abgesetzt. Ich habe genau den Kotbeutel getroffen, den Jost darunter gehalten hat. Nichts passiert. Nach ein paar Minuten habe ich dann allerdings noch einmal Pipi gemacht. Damit hat Jost nicht gerechnet, weil ich ja ca. 30 Minuten vorher dies bereits getan habe. War ihm das peinlich. Aber verständnisvoll hat Jost`s Bekannte das Malheur beseitigt und alles war wieder gut. 

29.10.23

Um 2:15 heute Morgen (nach der Umstellung) war ich unruhig, kratzte an der Terrassentür und weckte somit Jost. Er war etwas verwundert, weil ich nachts noch nicht zum Lösen ´raus musste. Er zog sich an und wir gingen in den Garten. Ich hatte etwas Durchfall und habe einen Haufen und Pipi gemacht und zog anschließend wieder ins Haus um weiter zu schlafen. Jost hat mich ganz doll gelobt, weil er die Leckerchen vergessen hatte. Das war sogar noch besser.

02.11.23

Bei den ersten paar Begegnungen habe ich diesen komischen Bären angebellt und hatte Angst vor ihm. Mittlerweile hat Jost mir begreiflich gemacht, dass der Kerl mir nichts tun kann. Aber nicht weil er aus Stein ist, sondern weil er hinter dem Zaun ist.

Ist das Baloo, der Bär aus dem Dschungelbuch?

03.11.23

Autofahren 2. Teil: Mein Hundetrainer hatte nun einen Plan B. Er ließ mich seit gestern Abend hungern, ging dann mit mir vor seine Garage. Dort stand schon sein "Großraum-Taxi". Und da sollte ich nun wieder herein. Er legte Fleischwurstwürfel vor das Auto, auf den Einstieg und auf den Sitz. Dort legte er die Würfel immer weiter nach hinten, sodass meine Hinterläufe und mein Hals immer länger wurden, um an die Fleischwurst zu gelangen. Übrigens, mit Fleischwurst hat Jost noch garnicht mit mir trainiert. Aber das nur nebenbei. Als ich nicht mehr an das Leckerchen kam, sprang ich einfach hinein, nahm das Leckerchen und setzte mich hin. Jost hat mich ausgiebig gelobt und hat ein Würfel Fleischwurst nach dem anderen in mein Esszimmer gegeben. Er setzte sich vor mich auf den Sitz und schloss die Tür. Ständig habe ich von ihm Leckerchen bekommen. Dann fuhren wir langsam im Kreis, dann gegenüber auf einen Parkplatz und dann fuhr er mit mir um den Häuserblock. Während dessen habe ich das "Loch" im Fenster entdeckt, das für Durchzug sorgen soll, sodass die Scheiben von innen nicht beschlagen. Ich streckte meine Nase heraus und habe ganz doll geschnuppert. Jost konnte seine Würfel behalten. Die waren für mich in dem Augenblick unwichtig, weil das Schnuppern viel interessanter war. Am Ende sprang ich über eine Decke, die Jost in den Fußraum gepresst hat, nach draußen. Training positiv beendet.

Autofahren 3. Teil: Am Nachmittag ist Jost mit mir dann eine größere Strecke gefahren. Es war einfach toll. Ich konnte links und rechts herausschauen und hatte zwei "Löcher", durch die ich meine Schnauze stecken und ganz neue Gerüche wahrnehmen konnte. Nebenbei habe ich während der Fahrt auch jede Menge Fleischwurstwürfel bekommen. Das lasse ich mir gefallen.

Ich habe hier meinen eigenen Sitz. Super!


04.11.23

Bewerbung als Auszubildende


05.11.23

Zunächst das alte Thema: Jost hatte heute Morgen seinen ersten Kundentermin nach seiner 14-tägigen "Elternzeit". Der Termin war um 10:00 Uhr. Um 9:45 Uhr musste Jost mich alleine lassen. Seit 36 Stunden keinen Haufen gemacht und seit 22:00 Uhr gestern Abend nicht mehr gepullert. Seit 8 Uhr ging Jost mit mir alle 30 Minuten in den Garten zum Lösen. Ich wollte aber nicht lösen, sondern nur wieder das Erlebniskino an der Strasse genießen. Mit komischem Gefühl hat mich Jost dann alleine gelassen, mit der Befürchtung, dass ich bei seiner Heimkehr im Zimmer gelöst habe. Aber ätschibätsch: Ich habe dicht gehalten, in der Hoffnung das ich gelobt werde und Leckerchen bekomme. Und beides folgte im Überfluss.

Heute Nachmittag hatte Jost dann den ersten Kundentermin, bei dem er mich als Statist mitgenommen hat. Ich sollte bei einem Begegnungstraining mit einem kleinen Hund einfach nur präsent sein. Ich brauchte nur stehen- oder sitzen bleiben ohne etwas zu tun. Als Jost mir zu Hause das Geschirr angebracht hat, habe ich gemerkt, dass er sehr nachdenklich und traurig war. Das letzte Mal als er einen Sparringspartner für einen Kunden brauchte, hatte er noch Diego an seiner Seite. Bei dem Training habe ich nicht gebellt, bin zwar nicht still sitzen geblieben, das war Jost aber egal. Nach 45 Minuten war bei uns beiden Hunden die Luft 'raus und Jost hat das Training beendet. Jost bekam seine "Meister"-Vergütung und ich als Azubi nur ein paar Leckerchen. Aber wie heißt es doch so zutreffen: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Mein erster Einsatz war beeindruckend.

10.11.23

Jost ist mit mir heute zur Pöppelsche, einem Naturschutzgebiet in der Nähe von Erwitte, gefahren. Schade war, dass sehr viele Elektrozäune am Wegesrand waren. Fast am Ende der Runde war ein kleiner Teich, der einen Durchmesser von ca, 10 Metern hatte. Ich stand am Ufer, Jost ging ein paar Meter weiter (was die Leine hergab) und rief mich zu sich. Er dachte wohl, ich würde einen Bogen um das Wasser herum laufen. Ohne zu zögern sprang ich mit voller Kraft ins Wasser. Was mich in diesem Augenblick geritten hat, weiß ich nicht. Ich paddelte Jost entgegen. Ich glaube, er war noch mehr von der Aktion überrascht als ich. Leider hat Jost diese Szene nicht gefilmt.

Das habe ich gerade nicht wirklich getan, oder? Das war nass und richtig a...kalt!


Vor der Rückfahrt wollte mich Jost dann wieder in seinen großen "Transporter" setzen. Da habe ich ihn noch einmal überrascht. Statt mich ´reinheben zu lassen, bin ich lieber selber auf den Rücksitz gesprungen. Nach ein paar Minuten Fahrzeit schaute Jost über seine Schulter nach hinten. Ich war weder rechts noch links zu sehen. Ich lag wie eine kleine Schnecke auf dem Rücksitz und war einfach nur fertig.

Das Thema Autofahren ist somit für´s Training auch schon abgehakt.


11.11.23

Es konnte zwar keiner von ihnen Spanisch, verstand haben wir uns aber trotzdem alle!

Statt Karneval in Kölle am 11.11. um 11:11 Uhr, war ich heute das erste Mal auf der Hundewiese in Anröchte mit vielen anderen Hunden. Jost hat auf diesen Tag extra 4 Wochen gewartet und mit mir trainiert. Er wollte verhindern, was häufig auf Hundewiesen zu beobachten ist: Besitzer gehen mit ihren "Neuzugängen", die teilweise erst vor einer Woche oder zwei Wochen eingezogen sind, auf eine Hundewiese. Die Bindung ist aber noch nicht so stark, dass, wenn sich die Hunde überfordert oder unwohl fühlen, diese zu ihnen kommen, um Schutz zu suchen. Im Gegenteil, sie suchen zwischen den Beinen fremder Menschen Hilfe und reagieren nicht auf ihren Namen, wenn sie von ihren Besitzern gerufen werden.

"Leonie!"- schon bin ich da. Und wie man sieht - nicht nur ich.

Ich war stolz auf Jost, dass er mir das Gefühl gegeben hat, dass ich mich bei ihm jederzeit sicher fühlen kann, wenn es mir zu viel wurde. Als so ungefähr sechs Hunde auf der Wiese waren und mich etwas bedrängt haben, habe ich meine Rute eingeklemmt. Jost hat dies erkannt, entfernte sich aus dem Getümmel, rief mich aus der Situation heraus zu sich und belohnte mich, als ich bei ihm ankam und mich - wie trainiert - vor ihm hingesetzt habe. Bemerkenswert fand er auch, dass ich mich sehr menschenbezogen verhalten habe. Er hatte das Gefühl, dass ich lieber von fremden Menschen gekuschelt werden wollte, als mich mit den anderen Hunden zu beschäftigen. Um Jost nicht zu enttäuschen, bin ich natürlich auch immer wieder zu ihm gegangen, um ihm zu zeigen, dass ich verstanden habe, dass ich zu ihm gehöre. Er war auf mich und den Erfolg seines 4-wöchigen Trainings auch sehr stolz.

Fazit: Jost musste seine Winterjacke, seine Hose und mich bei 30 °C in der Waschmaschine waschen. Er hat auch - mir zu Liebe - den Schonwaschgang gewählt.



12.11.23

Mein zweites Training mit meinem Chef. OK, es war nur eine Komparsenrolle. Aber immerhin. Ich sollte als Statist einen gewissen Reiz ausüben, und die Besitzerin des zu trainierenden Hundes sollte Einfluss auf ihren Hund nehmen, damit dieser nicht - beim Vorbeilaufen an mir - ausrastet. Hat super funktioniert. Habe somit auch mein Fressen selber verdient und nicht geschenkt bekommen.

13.11.23

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte!


15.11.23

Ich wusste gar nicht, dass hier in Deutschland Reis angebaut wird.


19.11.23

Heute durfte ich das erste Mal mit einer Kundin Leinenführung üben. Jost hat gemerkt, dass ich sehr sensibel auf Leinenimpulse reagiere und wollte dies der Kunden mit meiner Hilfe demonstrieren, damit sie auch ihren Hund leichter führen kann. Dies hat sie dann auch bei ihrem Hund umgesetzt. Super!

 

27.11.23

Ich bin Jost's erster Hund, der grundsätzlich mit dem Rücken zum Raum liegt.


03.12.23

Heidi. K.: "Deine Pose war einfach natürlich und professionell. Leonie, ich habe heute ein Foto für dich!"


12.12.23

So, jetzt bin ich schon seit fast 8 Wochen hier. Die Eingewöhnungsphase ist jetzt vorbei und ich habe die Lage gecheck: Es ist trocken hier, es ist warm hier, ich bekomme genügend Streicheleinheiten, zu fressen und zu saufen und mir kann hier nichts passieren. Bis heute habe ich mich noch zurückgenommen. Das heißt für mich jetzt: ENDE DER SCHONZEIT FÜR JOST! Ich werde Jost jetzt 'mal herausfordern und bei ihm die Grenzen austesten. Und das mehrmals täglich, und wenn er es am wenigsten gebrauchen kann. Ich bin ja schließlich in der Pubertät. Da darf man das.

Er sieht es zum Beispiel besonders gerne, wenn ich alles, was in meinem Einzugsbereich in Regalen, in Schränken oder auf dem Schreibtisch liegt während seiner Abwesenheit umdekoriere oder auf dem Boden verteile. Aber am liebsten hat es Jost, wenn er vor seinem PC sitzt, ein Video-Training mit Kunden durchführt und ich dann meine dollen 5 Minuten bekomme. Die ganze Zeit spricht er mit mir, schaut mich aber nicht an, sondern nur auf diesen blöden Bildschirm. Also fühle ich mich doch angesprochen. VOLL NORMAL, oder? Und dann geht es richtig zur Sache. Ich habe es auch schon geschafft, dass er das Training kurz unterbrechen und den Kunden einige Minuten später wieder anrufen musste.

Er hat sich auch schon gefragt, ob er bei einem Hund aus dem Tierschutz Gewährleistungsansprüche geltend machen kann - wegen Garantie und so - oder ob er mich einfach gegen einen richtigen Schäferhund, der auch größer ist als ich, umtauschen kann.


13.12.23

Zu dem Umdekorieren habe ich mir nun zusätzlich noch etwas anderes einfallen lassen: Um Josts Aufmerksamkeit zu erhaschen, stelle ich mich neben seinen Schreibtischstuhl und belle ihn an oder beiße ihm in den Fuß, natürlich nur so feste, dass ich ihm nicht wehtue, aber so, dass er mich sehr deutlich spürt. Leider reagiert er immer anders als ich es von ihm erwartet habe. Aber ich habe ja Zeit. Ich werde das Training mit meinem Trainer (Train the Trainer) solange durchziehen, bis er mir auf Kommando Aufmerksamkeit zukommen läßt. Von mir aus kann das mehrere Tage, Wochen, Monate, Jahre oder mehrere Millenien dauern. Wir sprechen uns dann spätestens am 12.12.4023 wieder. Ich zähl' auf Euch!

27.12.23

Lippstadt versinkt teilweise im Wasser. So auch hier im Grünen Winkel - der viele Regen lässt grüßen.


31.12.23

Heute ist, wie man am Datum erkennt, Silvester. Jost ist mit mir heute Mittag um 14:00 Uhr MEZ zur Glenne gefahren, um mit mir dort spazieren zu gehen. In der Ferne hörte ich ein ständiges Knallen. Vermutlich ein Jäger, der auf Jagd war. Diese Knallerei hat mich aber überhaupt nicht tangiert. Im Nachhinein war es vielleicht eine schöne Übung, damit ich mich an die Knallerei gewöhne. Am Abend hatte ich aber Angst, in den Garten zu gehen, um dort zu pullern. Jost sagte mir, dass es mit jedem weiteren Versuch schlimmer mit der Ballerei würde. Gegen 23:00 Uhr konnte ich dann nicht mehr anhalten. Und als ich am Pullern war. Zündete ein Passant ungefähr 20 Meter von uns entfernt zwei Böller, die gleich hintereinander explodierten. Ich brach jegliche "Geschäfte" sofort ab und zog zurück ins Haus. Jost dachte jetzt: Das wars mit Silvester. Gegen 23:45 Uhr bis 0:15 Uhr lag Jost dann mit mir im Bett. Ich hatte den Kopf auf Josts rechtem Bein abgelegt, sodass er nicht ausbüchsen konnte, und wir haben völlig entspannt ferngesehen. Jost war begeistert. So fing das jahr 2024 für uns beide super an.

04.01.24

Mahlzeit!

Beim Lösen hat Jost etwas entdeckt, was ihm komisch vorkam. Nach meinen kleinen festen Köddeln kam ein "Ast" aus meinem Popo, der an beiden Enden etwas eingerollt war. Jost separierte diesen "Ast" in einem gesonderten Kotbeutel und nahm ihn mit nach Hause. Zu Hause angekommen legte er den "Ast" auf ein weißes Stück Papier und schaute ihn sich genauer an. Dieser "Ast" hatte ein Innenleben, so eine Art Darm und entpuppte sich als Spulwurm. Der Gang zur Tierärztin ließ nicht lange auf sich warten.

Der Besuch bei der Tierärztin war völlig entspannt. Ich ließ mich untersuchen. Dann wurde ich auf meinem Impfpass noch umgetauft von Neith auf Leonie und Jost bekam 2 dicke Tabletten, die ich im Abstand von 4 Wochen verköstigen sollte. Hätte der Wurm Miete und einen Unkostenbetrag für Verpfelgung bezahlt, hätte er ja bleiben können. Aber nicht so! Mein erster Tierarztbesuch ist somit auch positiv beendet worden. Natürlich habe ich zum Abschied ein Leckerchen bekommen.

05.01.24

Jost war heute das erste Mal in der Lage, mich länger zu streicheln, ohne dass ich nach einigen Sekunden in den Fenter-Modus geschaltet habe. Übersetzung lt. Google: "Das Fentern wird vor allem wahrgenommen, wenn man eigentlich ruhig liegen oder sitzen sollte, also beim Schlafen oder ausruhen auf dem Sofa, und sich stattdessen hin und her wälzt." Als Zugabe habe ich bisher dann auch immer mein Beißwerkzeug ausgepackt und angewendet. Dieses Mal blieb ich also liegen und habe entspannt diesen "direkten Köperikontakt" zugelassen. Jost hat´s gefreut.

07.01.24

Ihr werdet es nicht glauben. Jost war heute Morgen mit mir zum Pullern im Garten. Das ist ja nicht Besonderes. Was aber besonders war: Er hat sich vorher so angezogen, als würden wir spazieren gehen. Die volle Montur! Dann hat er  noch den Tracker am Halsband befestigt. Und jetzt kommt´s: Er ließ mich ohne Leine frei im Garten laufen. Er hat wohl gedacht, dass ich über den Zaun springe und er hinterher laufen müsste. Bei dieser Vorbereitung hätte er nicht noch einmal ins Haus gemusst und mich somit aus dem Blickfeld lassen müssen. Aber seine Vorsichtsmaßnahmen waren ´mal wieder völlig überflüssig. Ich genoss den Schnee, rannte um mein Leben und schlug Haken, was der Garten halt so hergab. Das war FREIHEIT Pur.

29.01.24

Trendbarometer:

Habe mittlerweile Spaß an einem über 60 Jahre alten Teppich gefunden. Auf dem Teppich hat Jost schon als kleines Kind mit Matchbox-Autos gespielt, weil das Muster am Rand wie Straßen aussah und noch aussieht. Aber nicht mehr lange, denn der Rand des Teppichs besteht aus vielen kleinen Fäden, die immer länger werden, wenn man an ihnen zieht und sich der Teppich dann sogar einrollen läßt. Das ist ein super "Spiel". Jost ist ganz begeistert von dieser Beschäftigung.

Desweiteren beiße ich nun auch die Knöpfe an der Bettwäsche kaputt. Leider hat Jost nur noch wenig Bettwäsche, die Knöpfe besitzt. Die anderen Bettbezüge haben so moderne Reißverschlüsse. Die kann ich nicht richtig aufspüren und mit den Zähnen bearbeiten. Übrigens auf den Knöpfen kaue ich nur herum und spucke die kleinen Stückchen anschliessend aus und verteile Sie auf dem Boden. Wenn Jost dann darüber läuft, knartschen die dann immer so schön.

Beim Anziehen seiner Socken, beiße ich neuerdings in Jost´s Zehen, in die Socken oder in beides gleichzeitig. Der zuckt und kreischt dann immer so niedlich. Das finde ich richtig lustig. Deshalb mache ich das auch immer weiter.

Wenn uns während eines Spazierganges Menschen mit Hand- oder Einkaufstaschen sehr nah entgegen kommen, will ich diese immer anspringen, weil ich annehme, dass da etwas Besonderes für mich drin ist. Jost hat aber begonnen, mir dieses Verhalten schleunigst abzugewöhnen. Schade, macht auch richtig Spaß.

29.01.24

Da die Hundewiese in Anröchte seit einigen Wochen geschlossen ist, und Jost und ich langsam Entzugserscheinungen verspüren, fuhr Jost mit mir heute nach Benteler auf die Hundewiese. Dort wollte er mir das Apportieren beibringen. Er legte dann mit einem ausgelutschten Fußball los. Er war dann etwas irritiert und überrascht zugleich, als ich ihm den Fußball zurück gebracht und ihm vor seine Füße gelegt habe. Dann wollte er testen, ob das eben ein Zufall war und schoß den Ball noch einmal weg. Und ...? Das Ergebnis war das gleiche! Dann hat er mit einem Schleuderball geworfen. The same procedure as every year,  äh ... the same procedure as before. Natürlich hat er mein Bringen mit einem Leckerchen belohnt. Aber in Spanien im Tierheim haben die mir auch immer ein Leckerchen fürs Bringen gegeben. Jost hatte den Eindruck, dass sich irgend jemand in dem spanischen Tierheim ausgiebig mit mir beschäftigt hat. Jost war ´mal wieder begeistert. Dieses Mal zwar nicht von mir sondern von dem spanischen Tierheim. Ok, von mir auch. Dieses Verhalten zeigt auch der intelligenteste Hund - also ich - nicht ohne Training! Als ich aber nach gefühlten 50 Mal Ball holen keinen Bock mehr hatte, habe ich dies Jost auf ganz einfache Weise und mit wenig Kraftaufwand klar gemacht. Seht selbst:



10.02.24

Ich habe gehört, dass es Menschen und auch Hundetrainer gibt, die nicht glauben, dass ein Spielen unter Hunden möglich ist. Lasst diese Leute doch einfach das folgende Video sehen. Mir hat es Spaß gemacht, und Ida ist auch auf ihre Kosten gekommen. Was wollen wir Hunde denn noch mehr?



21.03.24

Nach fünf Monaten bei Jost und wochenlangem Abruf-Training war es heute so weit: Handy und GPS-Tracker aufgeladen, geeignetes Gebiet ausgesucht, jede Menge Fleischwurst eingepackt und Hund ins Auto eingeladen. Ich durfte das 1. Mal frei laufen. Wisst Ihr, was das bedeutet? Ich kann 'mal zurück bleiben oder 'mal vorauslaufen, ohne dass die Leine meinen Lauf auf 5 Meter begrenzt. Das musste ich natürlich gleich ausnutzen. Ich rannte zum Ufer der Glenne und kombinierte zwei Behandlungsmethoden: Das Wassertreten nach Sebastian Kneipp sowie die Fangotherapie mit Matsche. OK, es war jetzt kein Mineralschlamm vulkanischen Ursprungs, aber es war schön schwarz. Wenn Jost zu weit vorausgelaufen ist, bin ich von selber zu ihm gerannt. Klar, hab' dafür natürlich ein Leckerchen bekommen. Wenn ich zu weit vorausgelaufen bin, blieb ich stehen und habe auf den alten Mann gewartet. Auch dafür habe ich natürlich ein Leckerchen bekommen. Ich habe die Freiheit genossen, Sie hat meine Lebensqualität eindeutig verbessert.



01.04.24

Bei meinem Aussehen und meinem Verhalten hat Jost sich die Frage gestellt, was für Hunderassen in mir stecken. Ein Test eines renomierten Labors für genetische Abstammungen von Haustieren kommt zu dem Schluss, dass ich ein Mix zwischen Malinois, Fuchs und Gazelle bin. Letzteres beweisen die für einen Caniden ungewöhnlichen Sprungbewegungen (siehe Video!). Außerdem ist der Fuchs lt. Lexikon ein Vertreter der Familie der Hunde.



21.04.24

Wie fängt man einen Rüden?

1. Sei authentisch! Ich bin Leonie und ich glaube an mich.

2. Werde selbst aktiv! Habe die Box schon vorbereitet.

Irgendetwas habe ich beim Boxentraining falsch verstanden.


3. Gib ihm das Gefühl, dass er den Flirt steuert! Ich sage ihm, dass ich schon ewig nicht mehr auf einer Hundewiese war, und ich gerne 'mal wieder eine besuchen würde. Diese Steilvorlage sollte er verstehen.

4. Beeindrucke den Rüden! Ich kann auf Kommando Sitz machen.

5. Höre dem Rüden zu! OK, wenn der bellt, halte ich meine Schnauze.

6. Mache ihm Komplimente! Ich sage ihm, dass er ein so schönes Fell zum Kuscheln hat.

7. Finde Gemeinsamkeiten! Wir sind seelenverwandt: Wir habe die gleichen Interessen: Fressen, Kuscheln, Spielen, Schlafen.

8. Zeige Interesse! Dann schnuppere ich an seinem Hinterteil.

9. Sei schnell und überlege nicht lange! Wenn er drin ist, mach' ich ganz schnell die Box zu.

10. Wenn Deine Flirtversuche nicht helfen, gib Ihm Deine Telefonnummer! Nein, ich gebe ihm meine TASSO-Nummer, dann können die mich auch noch finden.


24.05.24

Vorgestern hat mir Jost einen großen Knochen gegeben, mit Fleisch und so. Als erstes habe ich das Fleisch entfernt, da es ja sonst schlecht wird. Gestern hat mir Jost den Knochen dann wieder gegeben und ich habe richtig lange an diesem Ding herumgekaut. Hat richtig Spaß gemacht. Und als es am schönsten war, hat ihn Jost mir wieder weggenommen. Heute Morgen dann der Schock. Nach dem Frühstück hat mich Jost zum Lösen in den Garten geschickt. Pullern war ok. Dann verspürte ich Druck in meinem Darm und wollte Kot absetzen. 1 Minute gedrückt, Platz gewechselt und 1 Minuten gedrückt, Platz gewechselt und 1 Minuten gedrückt. Nach ca. 10 Minuten erfolglosem Platz wechseln und Drücken habe ich etwas ausgebrochen. Da läuteten bei Jost die Alarmglocken. Er dachte sofort an eine Magendrehung. Er stürmte zu mir auf den Rasen und fühlte meinen Bauch ab. Dieser war aber weich. Dann begang er mit einer Darmmassage im Stehen und auf dem Rasen. Kurze Zeit später habe ich zwei ganz kleine weißliche Köttel abgesetzt. Da ich meine Rute sehr aufrecht hielt und komisch gegangen bin, wußte Jost, dass das noch nicht alles war. Er wollte mich beobachten und ging mit mir in die Küche und wollte sich gerade eine Tasse Kaffee zubereiten, als er dreimal ein Klacken hörte. Das waren weitere Köttel, die auf die Küchenfliesen gefallen sind. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie Jost sich über so einen "Scheiß" - im wahrsten Sinne des Wortes - gefreut hat. Jetzt geht es mir wieder gut.

Was vorne reinkommt, muss hinten wieder 'raus!


Wenig später ging das Telefon. Meine Tierärztin rief Jost an, um ihm das Ergebnis der vorsorglichen Blutuntersuchung mitzuteilen. Die Befunde der bekannten Mittelmeerkrankheiten waren negativ. Allerdings wurden bei mir Babesien im Blut festgestellt. Hierbei handelt es sich um eine parasitäre Erkrankung, die durch Zecken übertragen wird und auch als Hundemalaria bezeichnet wird. Diese kleinen Fressmaschinen zerstören meine roten Blutkörperchen und führen zur Blutarmut. Unbehandelt kann diese Erkrankung tödlich enden. Ich bekomme am Montag die 1. Spritze und später eine zweite. Dann ist die Sache vom Tisch oder besser gesagt aus meinem Blut. Also halb so wild. Aber sagt Euren Herrchen und Frauchen, dass sie Euch regelmäßig vorbeugend untersuchen lassen sollen. Jetzt wisst Ihr, warum es so wichtig ist.



Diegos Tagebuch

24.08.14

Der erste Eindruck - so habe ich Dich kennengelernt

Mein Name ist Diego. Ich wohne hier im Tierheim in Lippstadt. Ich bin ein Mix aus einem Berger de Picardie und einem Deutschen Schäferhund. Habe deshalb auch keinen "Baum-Stamm" oder wie das auch immer heißen mag. Manche nennen mich "Catweazle", wie einer aus dem Fernsehen, weil ich so lange Zotteln habe. Aber ganz so hässlich finde ich mich gar nicht. Heute habe ich übrigens Geburtstag und bin schon 5 Jahre alt geworden. Haben die mich hier alle vergessen oder haben die alle nur so viel zu tun, dass sie für Geburtstage keine Zeit haben? Schade, aber vielleicht kommt ja der eine oder andere noch zu mir. Aus urheberrechtlichen Gründen kein Bild, sondern nur ein Link zu einem Bild von Catweazle. 

 

  


25.08.14

Noch nicht belegt

Über den Flurfunk des Tierheimes habe ich gehört, dass ich morgen umziehen werde. Umziehen in ein Haus mit Garten. Auch hier in Lippstadt. Dort soll ich einen Schlafplatz bekommen, der total überdacht ist und sogar voll krass beheizt sein soll. Das wäre ein schönes, nachträgliches Geburtstagsgeschenk. Aber was passiert hier mit meinen Freunden, den anderen Fellnasen hier im Tierheim und den Mitarbeitern, die immer für Sauberkeit in meinem Zwinger gesorgt haben, mir immer pünktlich mein Fressen serviert haben, und mit mir - wenn es die Zeit erlaubt hat - ein wenig gespielt haben? Und nicht zu vergessen die Gassi Gänger, die viel Geduld gehabt haben und mit mir in den letzten zwanzig Monaten so manchen Kilometer zurückgelegt haben. Es war nämlich nicht immer ganz einfach, mit mir umzugehen. Ob ich die wohl alle mitnehmen kann? Ach ja, mein dicker Ball, der schon seine Farbe verloren hat und schon ganz schön mitgenommen aussieht von meiner Kauerei. Der ist so was von ausgelutscht. Ich habe hier nicht viel, aber der gehört mir! Egal, wo ich hinkomme, ich hoffe nur, dass ich dort tagsüber und nachts entspannt schlafen kann, ohne dass mich die Bellerei meiner anderen Freunde aufweckt. Wenn ich mir das so überlege, hat eigentlich fast immer irgendeiner meiner Freunde tagsüber gebellt. Richtig zur Ruhe gekommen bin ich hier nie. Es war aber trotzdem mein Zuhause. Vielleicht ist mein neues Zuhause genau so schön oder noch viel, viel schöner. Wenn ehemalige Tierheiminsassen mich an den offenen Sonntagen besucht haben, haben sie mir erzählt, dass sie jetzt ein festes Frauchen und/oder Herrchen haben, die sich ständig um sie kümmern und um ihr Wohl besorgt sind. Die stehen morgens mit ihnen auf, kriegen leckeres Fressen von ihnen, gehen mit ihnen spazieren, beschützen sie vor anderen Menschen und aggressiven Hunden und gehen sogar regelmäßig zu so einem Mann oder einer Frau mit einem weißen Kittel. Der tut denen zwar meistens ein bisschen weh, aber sie wissen genau, dass ihnen im Beisein von Frauchen oder Herrchen nichts passieren kann. Und die meisten Frauchen und Herrchen denken sogar daran, wenn deren Hunde Geburtstag haben. Dann kriegen manche sogar einen ganz großen Knochen, den sie mit niemandem teilen müssen. So jetzt leg ich mich das letzte Mal in mein Körbchen und träume ein bisschen vor mich hin, weil schlafen kann ich heute nacht sowieso nicht, ich bin viel zu aufgeregt und freue mich schon auf morgen!

26.08.14 

Darf ich vorstellen: Jost und Diego Wunner

Ich glaube es ist soweit. Jetzt haben die mich vorne am Eingang in einen Polizei-Zwinger verlegt. Soll das mein neues Zuhause sein? Das darf doch nicht wahr sein! Schade, ich habe mich schon so auf ein schönes neues Zuhause gefreut. Doch halt, die Stimme, die kenne ich doch. Das ist die Stimme von dem, der mich von Anfang an gelegentlich durchgeknetet und mich auf ein Leben nach dem Tierheim vorbereitet hat. Nee, der hat mich nicht gesehen und geht vorbei. Doch, jetzt kommt er auf mich zu. Will der sich wegen meines Umzugs von mir verabschieden? Jetzt legt er mir einen Maulkorb um und die Leine an und geht mit mir zu einem Auto auf dem Parkplatz. So, wie der sich heute benimmt und mit mir spricht, glaube ich, dass ich zu dem umziehe. Das wäre ja toll. Der kennt mich schon ganz lange, weiß genau wie er mit mir umzugehen hat. Und konsequent ist der, das nervt zwar manchmal, aber irgendwie gibt mir sein Verhalten Sicherheit. Auf der Fahrt habe ich mich ganz brav hinten auf die Rückbank neben mein neues Herrchen gesetzt und mich bei ihm eingeschleimt. Aber so was von! Dass der mich auch bloß behält und nicht wieder ins Tierheim zurück bringt. Als wir aus dem Wagen ausgestiegen sind, ist mein neues Herrchen - ich glaube den nennen sie alle Jost - mit mir erst einmal bei strömendem Regen durch die Felder im Süden Lippstadts gegangen. Auch hier habe ich wieder auf meine Schleimdrüse gedrückt und bin vorbildlich an der Leine neben ihm gegangen. Zuhause angekommen habe ich den Rest der Familie kennen gelernt. Auch hier war meine Schleimspur kaum zu übersehen. Und das hat so gut funktioniert, dass sie mir gleich den blöden Maulkorb abgenommen haben. Dann das schärfste: Herrchen hat mir dann meinen Schlafplatz gezeigt.

 

Mein neuer Schlafplatz. Total überdacht und voll krass beheizt

Und ich glaube es kaum, total überdacht und voll krass beheizt. Aber er soll in den nächsten Tagen mit einem noch besseren Bett ausgestattet werden, das Herrchen in irgendeinem Netz bestellt hat, das soll viele kleine Kügelchen drin haben, die sich meinem Körper beim Liegen anpassen sollen. Bin mal gespannt, ob das wirklich noch schöner ist. Dann hat mir Herrchen mein Futter kredenzt. In Gesellschaft meiner neuen Familie hat das richtig lecker geschmeckt. Nach einem gepflegten Schläfchen ist er mit mir noch in die Stadt gegangen. Ich glaube ja, der wollte mich richtig auspowern, damit ich die erste Nacht gut durchschlafe und keinen Blödsinn mache. Das ist ihm gelungen. Nach meinem letzten Toilettengang hat sich dann Herrchen ins Bett gelegt und noch so einen flackernden Kasten angesehen. Da ich so müde war, bin ich schnell eingeschlafen und habe gar nicht mehr mitbekommen, dass er diesen Kasten und das Licht ausgemacht hat. Habe ich schön geträumt. Das war meine erste Nacht im neuen Zuhause.

 

27.08.14

"Steine, suuuper?"

Habe ich gut geschlafen. Heute morgen nach dem Frühstück war Fellpflege angesagt.  Erst Entfilzen, dann Kämmen und abschließend noch die Entfernung abgestorbener Haare und der Unterwolle. Ziepen, Zwicken, Schneiden ..., war aber trotzdem ganz brav. Schleim. Herrchen will mich wieder richtig müde machen, damit meine aggressive Seite nicht die Führung übernimmt. Trotzdem habe ich mich heute bei unserem morgendlichen Spaziergang mit einem Schäferhund-Mädchen angelegt. Wir sind erst länger nebeneinander her gelaufen und durften uns dann beschnuppern. Ich habe sie an meiner Flanke und auch hinten an mir schnuppern lassen. Dann schnupperten wir uns an der Schnauze. Und da kam sie wieder, meine andere Seite. Ich weiß nicht mehr, wer angefangen hat. Ich weiß nur, dass ich - wenn ich an der Leine anderen Hunden begegne - sie nicht mehr angreifen möchte, bin aber den direkten Körperkontakt zu fremden Hunden nicht gewöhnt. Wir verbissen uns kurz, haben uns aber nicht ernsthaft verletzt und sind dann sofort wieder getrennt worden. Da ist beim Training noch viel Luft nach oben. Nachmittags sind wir dann vom Süden Lippstadts bis zum Grünen Winkel gelaufen. Dort durfte ich an einer riesig langen Schleppleine in der Lippe planschen. Die schwimmenden Enten haben mich dabei nicht interessiert. Viel besser fand ich die ganzen Steine auf dem Grund des Ufers. Leider konnte ich diese wegen meines Maulkorbes (zum Schutz meiner Zähne) nicht hoch holen. Aber mein Herrchen warf einige Steine in die Mitte der Lippe. Ich hinterher, und als ich da war, wo der Stein ins Wasser fiel, war der immer verschwunden. Zauberei. Hat richtig Spaß gemacht. Als wir zu Hause ankamen, stand dort, wo meine provisorische Decke lag plötzlich eine Hundebox. Herrchen wollte mich - so glaube ich - langsam an dieses neue "Häuschen" gewöhnen und warf 3 Futterstücke in die Box. Beim dritten legte ich mich gleich rein und wartete, dass die Leckerchen zu mir geflogen kamen. Ich musste mich doch wieder von meiner liebenswürdigen Seite zeigen. Herrchen war überrascht und hat sich tierisch gefreut. Habe ihm aber nicht erzählt, dass ich das von meiner Zeit vor dem Tierheim bereits kannte. Habe mich bei den ersten zwei Futterstücken nur extra doof angestellt, weil ich Herrchen ein Erfolgserlebnis bereiten wollte. Hat geklappt.

 

"Und wo sind der Meerblick und die Dachterrasse?"

 

Abends habe ich mit meinem Herrchen wieder diesen Kasten angestarrt. Als ich Druck auf meiner Blase verspürte stand ich auf, ging zur Tür, setzte mich vor sie hin und schaute sie an. Herrchen wusste genau was los war, war von mir beeindruckt und ging mit mir in den Garten. Hat der mich gelobt. Das war richtig toll.

 

29.08.14

Nach vier erfolgreichen Versuchen

Heute bin ich mit Jost im Süden zwischen Feldern und Wiesen spazieren gegangen. Weit und breit waren weder Menschen noch Hunde zu sehen. Plötzlich spürte ich seine Hand an meinem Halsband. Ich dachte ich träume. Er löste die Leine. Ich war das erste Mal nach mindestens 20 Monaten frei. Ich musste mich ganz schön zusammen nehmen, um nicht gleich vor Freude los zu stürmen. Dann endlich gab er mir ein Zeichen und ich rannte los, kreuz und quer. Ich war so aufgeregt, dass ich erst einmal in den Graben gesprungen bin und dort ein Häufchen hingelegt habe. Dann lief ich auf das offene Feld. Vier Mal hat Jost Erdklumpen weg geworfen. Vier Mal bin ich auch zurück gekommen. Beim fünften Mal habe ich versucht eine Maus zu fangen und fing an das Feld umzupflügen. Als Jost gerufen hat, entschied ich mich allerdings für die Maus und versuchte weiter sie auszugraben. Dann rannte Jost plötzlich davon. Ob der mich vergessen hat? Bevor ich wieder im Tierheim abgeliefert werde, renne ich ihm lieber hinterher. Als ich ihn eingeholt habe, hat er sich gefreut und hat mich geknuddelt. Leider war damit die große Freiheit beendet. Leine dran und weiter bei Fuß. Vielleicht darf ich das später noch einmal. Dann werde ich auch ganz bestimmt besser auf ihn hören und zu ihm rennen.

 

01.09.14

Schweinchen-Familie

Heute waren wir wieder in der Fußgängerzone. Plötzlich standen dort drei kleine Holzschweine, die mit Kordeln verbunden waren. Ich habe richtig Angst gehabt. Dann setzte sich Jost auf eines dieser Schweine. Als dieses nicht gebissen hat, bin ich näher zu Jost gegangen. Dann lief er mit mir mehrmals im Slalom durch die Schweinefamilie und ich hatte keine Angst mehr.

 

 

 

Gefederte Ente

Etwas weiter flatterte eine große Fahne von einem Telefonanbieter. Das war mir auch nicht so geheuer. Jost warf Leckerchen immer näher an die Fahne und nach wenigen Minuten sind wir beide gemeinsam ganz eng um die Fahne im Kreis gelaufen. Dann gewöhnte er mich noch an eine gefederte (nicht gefiederte!) Ente. Die sah aus als wollte sie irgendwo hinlaufen, konnte aber nicht weg, weil sie am Boden fest getackert war.

 

 

  

  

 

02.09.14

Heute wollten wir wieder in die Innenstadt. Auf dem Weg dort hin wurde es richtig dunkel. Ganz leise hörte ich auch ein "Gegrummel", das immer lauter wurde. Weil es heftig an zu regnen fing, setzte sich Jost dann mit mir auf die überdachte Terrasse eines Kaffees. Dann hat es einige Male richtig laut gedonnert. War mir das peinlich. Ein Kerl wie ein Baum, mit Maulkorb und dann "Schiss" vor einem Gewitter. Am liebsten wäre ich in Grund und Boden versunken. Dies ging aber nicht, so bin ich nur unter den Stuhl von Jost und unter dem Tisch versunken und habe am ganzen Körper gezittert. Jost machte mit mir eine Atemtherapie, um mir den Stress zu nehmen. Um mir weiteren Stress in der Fußgängerzone zu ersparen, gingen wir dann lieber wieder nach Hause.

 

04.09.14

Heute waren wir wieder in der Fußgängerzone. Dort sollte ich mich auf ein Kinderkarussell mit drei Sitzplätzen und einer Drehscheibe setzen, das eigentlich für kleine Kinder gedacht ist. Was sollte ich denn da drauf? Ich, ein ausgewachsener fünfjähriger Rüde mit Maulkorb? Na ja, wenn Herrchen Spaß daran hat. Ich setzte mich also auf die Scheibe, Herrchen zog ganz leicht an der Leine und schon setzten sich die Straßen, Häuser und Passanten in Bewegung. Alles drehte sich um mich herum. Ich habe einmal überreifes Obst gegessen, das fühlte sich genau so an und anschließend wurde mir ganz schlecht. Zu meiner Erleichterung hat er dann die Richtung gewechselt und sich selber auf einen der Sitze gesetzt. Unter dem Strich war ich mir sicher, dass mir nichts passieren konnte und Jost alles im Griff hat. Ich vertraue ihm halt, auch wenn er manch unsinnige Sachen mit mir anstellt. Und bei dieser Gelegenheit habe ich mit meiner Rute den Boden um das Karussell gefegt. Ein typischer Straßenfeger eben.



06.09.14

Doch bequemer als auf dem Teppichboden

Heute ist das Bett mit den vielen kleinen Kügelchen bei uns eingetroffen. Ihr werdet es nicht glauben: Herrchen wollte jetzt meine Hundebox zusammenklappen und auf den Dachboden stellen und mir statt dessen dieses Bett hinstellen. Da habe ich protestiert. Ich tausche doch kein Einfamilienhaus gegen einen Schlafsack. Konnte Herrchen davon überzeugen, mir die Box stehen zu lassen und das Hundebett in seinem Zimmer unter den Tisch zu stellen. Dann brauche ich dort nicht mehr auf dem Teppich liegen. Herrchen sagt immer, dass man dem Hund Grenzen setzen muss. Das Gleiche tue ich auch - und wie Ihr sieht - mit Erfolg!

 


13.09.14

Steckbrief

Jost ist heute ohne mich auf den Hundeplatz gegangen. Er hatte Dienst bei der Junghundegruppe und hätte sich während dieser Zeit nicht genügend um mich kümmern können. Dann meinte er noch, dass ich noch nicht so weit wäre. Meint der etwa, dass ich mich den anderen Hunden gegenüber nicht zur Wehr setzen kann? Denen werde ich schon zeigen, wer der neue Chef auf dem Hundeplatz ist. Nächste Woche Samstag - so hat mir Jost versprochen - wird er mich das erste Mal mit auf den Hundeplatz nehmen. Bin ´mal gespannt auf die ganzen Luschen, die da so ´rumlaufen.

Nachmittags wollte Jost wieder mit mir durch die Fußgängerzone laufen. Da aber zu viel Betrieb war, und er mir nicht zu viel Stress zumuten wollte, setzte er sich auf eine Bank und ließ mich das Treiben beobachten. Dann stand plötzlich eine Frau mit zwei Mädchen vor uns und sprach Jost an. Sie fragte, ob ich aus dem Tierheim käme und nach meinem Namen. Dann gab sie sich als Schwester des ehemaligen Besitzers mit ihren beiden Töchtern zu erkennen. Die Freude war groß und sie setzten sich alle mit auf die Bank. Vorsichtig tastete  ich mich mit meinem Maulkorb an sie heran. Dann war Kuscheln angesagt. Gefühlte tausend Fragen und Antworten wechselten hin und her. Was die alles wissen wollten - und alles über mich. Dann zeigte sie Jost ein Video, dass sie auf ihrem Handy hatte. Dort war mein Bruder Jackson und ich zu sehen, wie wir in ihrem Garten spielten. Sie  verabredeten miteinander, sich zu einem gemeinsamen Spaziergang zu treffen. 

 

20.09.14

Jost hat mich vor meinem großen Auftritt auf dem Hundeplatz noch einmal richtig chic gemacht und gekämmt. Dann sind wir zu Fuß zum Platz gegangen. Ich konnte es kaum abwarten, mein neues "Wohnzimmer" oder besser meine neue Residenz oder noch besser mein neues Regierungsviertel für mich zu beanspruchen. Bevor wir den Platz betraten, hat Jost mich noch einmal gewarnt: Bevor wir wegen meines Benehmens ein lebenslängliches Platzverbot bekämen, würde er mich zurück ins Tierheim bringen. Als wir das Gelände betraten, waren zunächst nur zwei Hunde dort und Jost hat erst einmal jeden Zaun, jeden Busch und jeden Baum für sich beansprucht, sodass ich gar nicht erst auf die Idee komme, dort zu markieren und den Stempel "MEINS" aufzudrucken. Dann sind wir die beiden kleinen Ausläufe am Rand abgegangen. Endlich kamen so langsam meine restlichen Untertanen auf den Platz. Die waren alle so entspannt und sind an mir vorbei gelaufen, ohne mich zu provozieren ohne aufdringlich zu sein und folgten ihren Haltern. Die waren ja richtig gut erzogen und hörten fast alle aufs Wort. Aber ich habe ja noch ein Ass im Ärmel. Statt ´rum zu pöbeln, mach ich jetzt einfach ein auf Knigge, habe mich hingesetzt und mir die Sache aus sicherer Entfernung angeschaut. Während die anderen in Gruppen trainiert haben, sind wir im großen Bogen um die Gruppen gelaufen. Ein Trainer hat sogar erlaubt, dass ich mit Jost - ich meine natürlich Jost mit mir - durch eine Gruppe mit Hunden laufen durften. War ganz schön aufregend. Später habe ich noch mit zwei kleinen Hunden der Junghundegruppe durch den Zaun geflirtet und sie beschnuppert. Als diese in einer Pause das Toben begannen und hintereinander herliefen, wäre ich schon gerne mitgelaufen. Aber Ihr kennt ja den Spruch von Jost: "Der ist noch nicht so weit"! Nach dem Training saßen noch einige Halter mit ihren Hunden zusammen. Alle waren wir entspannt und Jost war ganz stolz, dass ich ihn nicht blamiert habe. Ich glaube, die brauchen hier gar keinen Chef. Ich werde zukünftig gelassen, entspannt und ohne Aufregung am Training teilnehmen. Vielleicht finde ich hier ja dann wieder neue Freunde, so wie die im Tierheim.

 

21.09.14

Wiedersehensfreude

Wegen des starken Regens war Jost mit mir heute Morgen nicht spazieren. Das geht ja gar nicht. Dann, ca. eine halbe Stunde nachdem es aufgehört hat, setzte er mir den Maulkorb auf und leinte mich an. Wir gingen nach draußen vors Haus und warteten. Warum geht denn der mit mir nicht weiter? Dann parkte ein Auto vor unserer Garage und es stiegen eine Frau und drei Mädchen aus. Dann habe ich gedacht, ich träume. Dort stand plötzlich ein Mädchen, das mir bekannt vor kam. Aber das konnte sie nicht sein, die war viel größer als die, die ich kannte. Doch bei näherem Hinsehen wurde mir .... Das darf nicht wahr sein, Sie ist es, die Tochter von meinem ehemaligen Herrchen, die, die so viel Zeit mit mir verbracht und mir so viel beigebracht hat. Vor lauter Freude sind sogar Tränen geflossen. Das ging bei mir leider nicht, dafür habe ich vor lauter Aufregung ganz, ganz doll mit meinem Schwanz gewedelt und habe sie zur Begrüßung angesprungen. Dann hüpfte mein Bruder Jackson aus dem Wagen. Als er mir zu nah kam, war ich sehr unsicher und knurrte ihn an. Er versuchte die ganze Zeit Kontakt aufzunehmen, merkte aber immer wieder das, was Jost immer sagt: Ich bin noch nicht so weit. Anschließend sind wir zwischen den Feldern Spazieren gegangen und ich habe mit den Mädchen gespielt, natürlich mit Erdklumpen. Auf dem Weg nach Hause sind Jackson und ich dann ganz brav nebeneinander her gelaufen, haben uns zwar noch nicht angesehen, aber auch nicht angezickt. Dann mussten wir uns wieder verabschieden. Küsschen hier und Küsschen da. Das Wiedersehen mit einem Teil meiner ehemaligen Familie war toll. Jost hat ihnen versprochen, dass sie mich jederzeit wieder besuchen dürfen.

  

Ich und mein Bruder Jackson

 

23.09.14

Bevor die Welpen kamen, hatten Jost und ich die ganze Wiese auf dem Hundeplatz für uns alleine. Er nahm mir den Maulkorb ab, löste die Leine von meinem Halsband und ließ mich frei laufen. Gelaufen bin ich aber nicht. Ich bin wie ein Wahnsinniger auf der Wiese gerannt. Hin und her und kreuz und quer. Als ich weiter von ihm entfernt war, ist Jost plötzlich auf den Rasen gefallen. Er rührte sich nicht mehr. Ich lief ganz schnell zu ihm hin (von 0 auf 100 in 2,5 Sek.), um zu schauen, ob ihm etwas passiert ist. Als ich bei ihm ankam, lag er putzmunter auf der Seite, freute sich, war natürlich ´mal wieder stolz auf mich und gab mir ein Leckerchen. Dann durfte ich beim Welpentraining zuschauen. Die mussten ja noch viel mehr lernen als ich. Und tollpatschig waren die. Einige haben überhaupt nicht auf ihre Besitzer gehört, andere wurden beim Spielen grantig und wieder andere interessierte das Ganze überhaupt nicht. Dann habe ich plötzlich ganz leise etwas gehört, was mir Angst machte. Ich habe es natürlich eher gehört als mein Herrchen, wie immer. Es wurde immer lauter und ich fing an, unruhig zu werden und zu bellen. Dann kam ein riesiger Fußball hinter einem Baum hervor. Er flog ganz langsam seitlich am Hundeplatz vorbei. Manchmal zischte es und eine Flamme schoss in den Ball. Das war ein furchtbares Geräusch. Ich habe nur noch gebellt und gezittert. Jost ist dann mit mir Richtung Ausgang gegangen, damit ich die kleinen Wollknäule nicht bei ihrem Training störe. Wieso hatten die denn keine Angst? Einfach nur peinlich. Einige Minuten nach der Landung habe ich mich wieder beruhigt. Jetzt weiß Jost wenigstens, dass er mich bei Gewitter und großen fliegenden Bellen in ein Paralleluniversum beamen muss.

 

28.09.14

Heute sind wir wieder zu dem Acker gegangen, wo die ganzen Erdklumpen sind. Wenn ich dort zu lange mit einem Erdklumpen "gekämpft habe", fing ich immer an zu fiepen. Jost meinte, dass sich dieses Verhalten schleichend zu einer Phobie, also zu einem Zwangsverhalten, entwickeln kann. Aus diesem Grund, und natürlich, weil ich dann gar nicht auf ihn höre, hat er jeden Erdklumpen, den ich mit der Schnauze beschnuppert habe und jeden, mit dem ich mit den Füßen spielen wollte, für sich beansprucht. Er machte mir klar, dass alle Erdklumpen, die hier auf dem Feld liegen, ihm gehören und ich diese nicht zum Spielen nehmen darf. Komisch, dass Jost genau weiß, welche Erdklumpen ihm gehören. Da liegen doch ganz doll viele herum. Nachdem ich das begriffen habe, sollte ich mich hinsetzen. Er machte wieder die Leine ab und ging etwas von mir weg. Dann rief er mich und ich rannte - ohne mich von den Erdklumpen ablenken zu lassen - zu ihm hin. Dies wiederholte er einige Male, wobei der Abstand zwischen mit und ihm immer größer wurde. Mir ist jetzt auch viel wichtiger, zu ihm hin zu laufen, statt diese blöden Erdklumpen zu rollen. Erstens werde ich bei der Menge von Erdklumpen nie damit fertig und zweitens ist es mir wichtig, dass ich Jost eine Freude mache, indem ich sofort zu ihm renne, wenn er mich ruft. Und unter uns: Manchmal springt da auch ein Leckerchen raus, wenn ich schnell komme. 

 

01.10.14

Ich glaube, heute hat Jost völlig am Rad gedreht. Der hat mich überall "befummelt": Die Ohren, die Augen, die Schnauze, meinen ganzen Bauch, die gesamte Wirbelsäule, meine Vorder- und Hinterläufe und meine Muskelpakete. Anschließend hat er alle meine Gelenke gebeugt und gesteckt. Mit einer normalen und einer Wärmebildkamera hat er Fotos und Videos von mir gemacht, hat mich ausgemessen und noch einmal gewogen. Boah, war das nervig. Aber so was von. Nebenbei machte er sich Notizen und war wieder ganz stolz auf mich, dass ich ihm keine Schwierigkeiten gemacht habe. Dann versprach er mir zur Entschädigung eine Massage. Ob das ein neues Leckerchen ist, was er mir gekauft hat, keine Ahnung. Dann sollte ich mich auf die Seite legen. Er fing dann an, mich fester als sonst auszustreichen und an mir herum zu kneten. Das fühlte sich genau so an, wie damals, was er im Tierheim öfters mit mir gemacht hat. Und das war wieder so toll entspannend. Nach einer viertel Stunde habe ich die Seite gewechselt und dann durfte ich das gleiche auf der anderen Seite genießen. Nach einer halben Stunde war schon wieder alles vorbei. Hoffentlich macht er das wieder öfter mit mir.

  

05.10.14

Nach einer ausgedehnten Massage, die wieder richtig gut tat, hat Jost mit mir meine Muskeln trainiert. Hals-, Rücken- und Bauchmuskulatur und anschließend die Muskeln der Vorder- und Hintergliedmaßen. Ich brauchte mich eigentlich nicht viel bewegen, anstrengend war es trotzdem. Nach zwanzig Minuten habe ich mich gefühlt, als wenn ich zwei Stunden Spazieren gegangen wäre. Und zu jeder Massage gehört anschließend ein entspanntes Schläfchen auf meinem Bettchen. Ihr wisst schon, das mit den vielen Kügelchen, das Jost . . . gääähn, rzipüh, rzipüh, rzipüh . . .

 

14.10 14

Nachdem mir Jost klar gemacht hat, dass ihm alle Erdklumpen auf diesem einen Feld gehören, auf dem er mich immer frei laufen lässt, musste er mir stattdessen ein "Alternativ-Verhalten" - so nennt er das - anbieten. Also kaufte er für mich eine Ballschleuder für Tennisbälle und warf den ersten Ball in das Feld. Ich rannte sofort hinterher (Ihr wisst ja, von 0 auf 100 in 2,5 Sek.), holte mir den Ball und rannte wieder in seine Richtung zurück. Dann sollte ich den Ball, den ich selber geholt habe, bei ihm abgeben . . ., hallo?

 

Meins oder Deins?
Wenn ich es mag, gehört es mir!
Wenn es in mein Maul passt, gehört es mir!
Wenn ich es Dir wegnehmen kann, gehört es mir!
Wenn ich es zuerst hatte, gehört es mir!
Wenn es meins ist, kann es niemals Deins sein!
Wenn ich etwas zerstückle, gehören alle Stücke mir!
Wenn es aussieht wie meins, dann ist es meins!
Wenn Du mit etwas spielst und es dann ablegst, wird es automatisch meins!
Wenn ich es zuerst sah, dann ist es sowieso meins!
Eigentlich ist alles meins, außer, wenn es kaputt ist, dann ist es Deins!

 

Dann wurde mir langweilig, und ich ließ den Ball fallen. Jost beanspruchte den gleich wieder für sich, blöd . . ., aber auch wieder gut, denn was Jost nicht hatte, konnte er auch nicht wegwerfen. So nahm er den Ball wieder mit seiner Schleuder auf und warf ihn wieder weg. Ich wieder hinterher und rannte mit dem Ball direkt wieder zu Jost und ließ den Ball ca. 50 cm vor ihm auf den Boden fallen, weil er den wahrscheinlich dann sofort wieder wegwirft. Und genau so war es. Hab´ ich den nicht wieder mit Erfolg so erzogen, wie ich es möchte? Und dafür hat der mich auch noch wie Bolle gelobt und war ganz stolz auf mich. Hoffentlich kann ich ihn zukünftig öfters dazu bringen, mit mir dieses Spiel zu spielen.

 

18.10.14

Heute habe ich ein Paket bekommen. Leider durfte ich es nicht selber öffnen. Drinnen war ein Geschirr  in  der  Farbe gelb mit reflektierenden Nähten und an den Seiten jeweils ein Schild "IN AUSBILDUNG". Jost hat mir das Geschirr schmackhaft gemacht - damit ich es auch gerne trage - und erklärt, dass mich - nach dem Umstellen der Zeit auf die Winterzeit - andere Leute oder Verkehrsteilnehmer im Dunkeln besser erkennen können. Des Weiteren soll jeder sehen, dass ich noch in der Ausbildung bin und somit einen gesunden Abstand zu mir halten soll. Das finde ich blöd. Jetzt weiß jeder, dass ich kein Kuschelkurs einschlage, obwohl ich zu Hause gerne kuschele. 

  

27.10.14

Irgendwie hat sich Jost heute wieder einmal über mich gewundert und gefreut. Mag es daran liegen, dass, wenn er mich frei laufen lässt, ich mich alle paar Meter nach ihm umschaue, ob er noch da ist. Aber wieso wundert er sich darüber. Er hat mit mir doch durch Training im stillen Kämmerlein, im Garten und auf der Straße Konzentrationsübungen und Blickkontakt geübt. Der unterschätzt mich ´mal wieder. OK, vor ein paar Wochen hat es mich recht wenig, oder besser gesagt, gar nicht interessiert, wo mein Herrchen ist oder ob er überhaupt da ist. Wenn er sich versteckt hat, habe ich ungefähr schon nach 5 Minuten gemerkt, dass er gar nicht mehr in Sichtweite ist. Wenn ich ihn dann gesichtet habe, bin ich ganz gemächlich und auf Umwegen zu ihm getrottet. Jetzt laufe ich auch gar nicht mehr so weit voraus und weiß, dass er in meiner Nähe ist, wenn ich eine Situation nicht richtig einschätzen kann. Das nenne ich entspanntes Gassi Gehen.

 

06.11.14

Die Leuchtboje

Seit der Umstellung auf die Winterzeit, kommt es jetzt immer häufiger vor, dass Jost in der Dämmerung oder im Dunkeln mit mir spazieren geht. Im Tierheim gab es nur die Beleuchtung, die das Tierheimgelände nachts aufgehellt hat. Diese Lampen haben sich aber nicht bewegt. Während der ersten Tage war ich sehr verunsichert, als sich die vielen Lichter bewegten, auf uns zu kamen und uns blendeten. Das hatte ich schließlich 20 Monate lang nicht mehr gesehen. Am schlimmsten ist es für mich immer noch, wenn wir beide vor einer Fußgängerampel stehen - ich muss dort immer absitzen bis ich schwarz werde - bis es grün wird, und uns Passanten von der gegenüberliegenden Seite vor den Scheinwerfern der wartenden Autos entgegen kommen. Da fühle ich mich noch sehr unsicher und gehe - bevor uns etwas passiert - lieber richtig ins Geschirr. Apropos Geschirr. Für die dunkle Jahreszeit hat mir Jost ein Geschirr gekauft, knallig gelb, mit Reflexnähten und einem kleinen, blinkenden Lämpchen, damit ich besser von Passanten und anderen Verkehrsteilnehmern gesehen werde. Komme mir vor wie eine Leuchtboje in der Nordsee, wobei ich noch nie eine gesehen habe.

 

08.11.14

War das wieder ein aufregender Tag. Zuerst ist Jost mit mir zu Fuß zum Hundeplatz gegangen.  Das macht der immer extra, damit ich müde und somit ruhiger werde. Dann wollte sich der Sportwart des Hundevereins mir vorstellen. Da habe ich gedacht: Lass ihn ´mal kommen, dem werd´ ich dann auch gleich zeigen, wer hier der wahre Chef ist. Der kam aber nicht. Da wurde ich neugierig und ging zu ihm hin und machte sofort ein Tauschgeschäft mit ihm. Ich darf ihn beschnuppern, dafür darf er mich anfassen. Er ging auf den Deal ein und verhielt sich genau so, wie es ein Hundekenner eben macht. Da der Sportwart auch das Training zur Unterordnung leitete, besprachen die beiden, dass Jost erst einige Runden mit mir um die Gruppe drehen sollte, bevor wir uns dann in die Gruppe integrieren. Bis auf die Übungen, wo die anderen Hunde abgeleint werden und bei denen sie alleine in der Ablage bleiben sollten, haben wir alles mitgemacht. Zweimal musste mich Jost noch bremsen, da wollte ich "nur mit den anderen spielen" ! ? !

 

Ich mach' Bubu, was machst Du?

Am Nachmittag waren wir beide wieder mit der Tochter meines Vorbesitzers zum Spazieren verabredet. War das wieder eine Begrüßung. Dann haben wir dort, wo weder Menschen- noch Hundeköpfe zu sehen waren, mit einer Ballschleuder gespielt. Ohne Leine und ohne Maulkorb.. Das habe ich natürlich wieder genossen. Gas geben, hinter einem Ball herlaufen, Vollbremsung, dass die Erde nur so flog, während des Laufens nach dem Ball schnappen und diesen wieder zurück bringen. Anschließend war ich so fertig, dass ich mich auf mein Schläfchen gefreut habe. Aber nix da. Beide sind dann noch mit mir auf den Skatplatz gegangen, wo wir ihren Freund getroffen haben. Nach längerem Zuschauen haben wir uns dann verabschiedet (habe sogar wieder Küsschen von ihr bekommen) und sind dann nach Hause gegangen. Dann war es endlich so weit, ich konnte Bubu machen. Und das Sandmännchen hat auch nicht lange auf sich warten lassen.

 

09.11.14

Jost war heute am offenen Sonntag wieder im Tierheim und hat dort physiotherapeutische Behandlungen für Besucherhunde durchgeführt. Wieder zu Hause hat er mir erzählt, dass mein Bruder Bishop - jetzt heißt er Woody - mit seinen Besitzern dort waren und sie sich lange über uns unterhalten haben.

 

21.11.14

Herrchen hat Großes mit mir vor. Zur Vorgeschichte: Jost wollte mich von Anfang an mit frischem Fleisch füttern. Da eine Umstellung von Trocken-Fertigfutter auf Rohfutter aber für den Körper mit erheblichem Stress verbunden ist, ich aber erst den Stress der Eingewöhnung in mein neues Zuhause bewältigen sollte, sollte die Futterumstellung erst nach drei Monaten erfolgen. Mir ist schon aufgefallen, dass er in den letzten Tagen ständig im Internet war, um nach Lieferanten für Fleisch zu recherchieren, das nicht vom Rind stammt und mit dem hiesigen Schlachthof telefoniert hat, um heraus zu bekommen, was diese alles vom Rind anbieten. Ihr glaubt es kaum, aber nur vom Zusehen und Zuhören der Telefonate ist mir der Sabber schon im Mund, Entschuldigung, im Maul zusammen gelaufen.

 

Als Herrchen ´mal kurz den Raum verlassen hat, habe ich einen kurzen Blick auf meinen zukünftigen Futterplan für die nächsten 4 Wochen riskiert. Da standen tolle Sachen drauf: Von Rindfleisch, Hühnerhälse, Blättermagen, Rinderlunge, Wittling Filet, stinkender Dorsch-Lebertran, rohes Ei mit Schale über Putenhälse, grünen Pansen, Entenhälse, Labmagen, Putenherzen, Gänseherzen bis hin zu diversen Futterergänzungsmitteln. Und das Beste daran: Eins stinkt mehr als das Andere. Mmmmmhhh, lecker!

 

Nun genug zur Vorgeschichte. Um sicher zu stellen, dass ich vor der Futterumstellung organisch gesund bin, lässt Jost bei mir ein großes Blutbild machen. Dies wird ca. nach 6 - 12 Monaten noch einmal wiederholt, damit er gegebenenfalls Mangelerscheinungen entgegenwirken kann, die durch die Futterumstellung entstanden sind. Dies wiederum setzt einen Tierarzttermin voraus. Und da liegt das Hauptproblem. Nach der Aufnahme im Tierheim sollte ich kastriert werden. Diese Prozedur - genauer gesagt die Narkose - wurde so dilettantisch vorgenommen, dass ich sogar eine tiermedizinische Fachangestellte ganz doll gebissen habe. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich das Vertrauen zu fremden Menschen verloren. Den Rest gab mir der Aufenthalt im Tierheim, wo ich nie richtig abschalten und mich nie völlig entspannen konnte. Das habe ich nicht einfach so weggesteckt. Und so wurde aus mir ein aggressiver und unsicherer Hund, der alle Leute angekläfft hat, die nur in die Nähe meines Zwingers kamen.   

 

Heute war Jost mit mir bei einem anderen Tierarzt. Ich konnte zunächst mit Maulkorb den Behandlungsraum, dann den Behandlungstisch und zu guter Letzt auch die Tierärztin und ihre Kollegin untersuchen. Nach ein paar Minuten nahm mir Jost den Maulkorb ab und die beiden Weißkittel haben mich mit Leckerchen verwöhnt. Zum Schluß habe ich mit beiden geknuddelt und mich von der Tierärztin an den Pfoten anfassen lassen. So muss man mit Hunden umgehen. Das fand ich toll. Freue mich schon auf Dienstag, da soll mir Blut abgenommen werden.

 

24.11.14

Jost hat mir heute über dem linken Ellbogen mein Bein kurz abgebunden, damit er die Vene für den Einstich zur Blutentnahme findet. An dieser Stelle hat er mich mit einer Schermaschine nackig gemacht, damit dies morgen nicht noch in der Praxis vorgenommen werden muss und somit für mich unnötiger Stress vermieden wird. Hat gar nicht weh getan. Nur das Geräusch von der Maschine war blöd, aber daran hat er mich vorher gewöhnt. An der Stelle sehe ich jetzt so aus wie mein Herrchen auf dem Kopf.

 

25.11.14

Irgendwie fing dieser Tag schon mit meinem Frühstück anders an als sonst:

  

Vorsicht Kumpels, wenn Euch solch ein Frühstück serviert wird!

 

Wenn Euch anderen Hunden so etwas zum Frühstück serviert wird, ist irgendetwas im Busch und hat immer einen Haken: Bei mir war es jedenfalls so. Als Jost mit mir nach dem Frühstück zum Auto gegangen ist, mit mir losgefahren ist und wir kurze Zeit unterwegs waren, entwickelte sich bei mir - ich weiss nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll - ein "Scheiß-egal-Gefühl". Mir war völlig egal, ob wir links oder rechts abgebogen sind, ob andere Autos hinter oder vor uns gefahren sind, ob die Ampeln rot oder grün waren oder ob wir zum Schwimmen oder Tierarzt gefahren sind. Ich sag Euch: Das war ein tolles Gefühl mit Suchtfaktor. Dann sind wir aus dem Auto gestiegen und in das Haus hinein gegangen, in dem wir bereits am Freitag schon waren. Und siehe da, auch die beiden netten Weißkittel haben dort schon auf uns gewartet und sich wieder bei mir eingeschleimt. Jost hat mich ganz doll gedrückt und fragte irgendwann, ob die Spritze für die Blutentnahme schon gesetzt wäre. Die Antwort war: Die ist schon längst drinnen und es läuft. Mit schwerem Kopf haben wir uns dann noch verabschiedet und sind wieder nach Hause gefahren. Dort angekommen bin ich auch gleich mit kleinen Augen und schweren Augenlidern in meinem Bettchen eingesch . . . gääähn, rzipüh, rzipüh, rzipüh . . .

 

30.11.14

Heute war mir, als hätte ich nichts zu fressen bekommen. Wenn ich mir das so richtig überlege, habe ich wirklich den ganzen Tag nichts zu fressen bekommen. Die Erklärung von Jost habe ich nicht ganz verstanden: Trockenfutter und Rohfutter haben andere Verdauungszeiten. Aus diesem Grund darf man nicht nahtlos die Fütterung umstellen. Zusätzlich soll der Körper einen Tag entgiftet werden. So kann sich der Magen und die gesamte Darmflora auf die ungewohnte Rohfütterung einstellen. Habt Ihr die Erklärung verstanden? Ich nicht, aber egal, Hauptsache Jost weiß, was er tut.

 

01.12.14

Meine 1. artgerechte Fütterung - mmmh, lecker

Da ich morgens nie so großen Hunger hatte, bekomme ich jetzt mittags und abends meine Rationen Rohfutter. Als Jost den Futternapf mit einem "OK" freigegeben hat, dachte ich: "Ist denn schon Weihnachten?" Das sah zwar ekelhaft aus, aber boah, war das lecker. Sonst habe ich immer erst an meinem Napf gerochen und überlegt, ob ich Hunger habe. Diesmal hat es schon aus der Entfernung so lecker gerochen, dass ich nicht lange überlegen musste und gleich gefressen habe. Und ratz- fatz war der Napf leer. Und somit gibt es morgen schönes Wetter. Am Abend habe ich dann meine zweite Ration bekommen. Auch diese habe ich schnell aufgefressen. Ich weiß ja nicht, ob ich so etwas noch einmal kriege. Ich wünsche mir, dass ich das jetzt jeden Tag kredenzt bekomme. Das wäre toll.

 

04.12.14

Früher habe ich beim Frühstück immer in meinen Fressnapf geschaut und mir dann überlegt, ob ich Hunger habe oder nicht. Da ich dann gelegentlich nichts zum Frühstück gefressen habe, dachte Jost, dass ich morgens keinen Hunger habe. Dann habe ich mir überlegt, wie bringe ich ihm bei, dass ich dieses Futter nun auch gerne zum Frühstück bekäme.

 

Also bin ich seit der Futterumstellung morgens in die Küche gerannt mit direktem Kurs auf den Napf, ohne die restlichen Anwesenden zu begrüßen. Nach ganzen 4 Tagen hat es nun auch Jost geschnallt, dass ich bei diesem leckeren Futter auch morgens schon einen Heißhunger verspüre. Heute habe ich ein Drittel meiner Tagesration bereits zum Frühstück bekommen. Ihr seht ´mal wieder: Ich habe mein Herrchen schon ganz gut im Griff.

 

07.12.14

Denkmal zu Lebzeiten im Wohnpark Süd

Jost ist mit mir wieder in den Wohnpark Süd spazieren gegangen. Es scheint so, als hätte er sich mit einem Ehepaar verabredet, mit dessen Hund - ein Australian Shepherd - ich bereits vor einigen Tagen Bekanntschaft machen durfte. Wir kamen uns entgegen und Jost ging mit mir vorsorglich auf die Wiese, damit ich mehr Platz zum Randalieren habe. Dann war es wieder so weit: Wir begrüßten uns lautstark und das Ende der Fahnenstange meiner sozialen Toleranz war ´mal wieder erreicht. Dann hat mich Jost an einen Baum gebunden und ging der Frau hinterher. Ich habe gehofft, dass er ihr richtig den Marsch bläst, weil die beiden es gewagt haben, unseren Weg zu kreuzen. War aber nicht so. Die beiden haben sich ganz entspannt unterhalten, Jost kam zu mir zurück und wir gingen weiter nach Hause. Und genau dieser Hund mit seinen beiden Besitzern begrüßten jetzt Jost unter Einhaltung eines Sicherheitsabstandes. Unter uns: Der war überflüssig. Ich habe keine Angst ... vor niemandem! Dann ist das Trio auf den kleinen Fußballplatz hinter den Zaun gegangen und es wurden verschiedene Situationen nachgestellt. Anschließend ging Jost auch mit mir auf den Platz. Wir umrundeten erst einige Male den Hund mit seinem Herrchen und dann durften wir uns beschnuppern. Ich hatte natürlich wieder meinen Maulkorb auf, wie peinlich. Plötzlich ging der andere Hund - dieser heißt übrigens Blue - in die Vorderkörper-Tiefstellung und zuckte mit all seinen Gliedmaßen, als wolle er mit mir spielen. Als wenn ich mit einem fremden Hund spielen würde, wie kindisch. Dann habe ich doch überlegt und mich entschieden, dieser "Spielaufforderung" nachzukommen und zuckte genauso deutlich zurück. Da waren aber noch die beiden Leinen an unseren Halsbändern, sodass wir nicht fortlaufen konnten. Da Blue bei sehr großer Ablenkung abrufbar ist, ich aber leider noch nicht - dann hätte ich ja schon das Hundeabitur - durften wir leider unserem Trieb nicht folgen. Auf dem großen Spielfeld lief ein offizielles Spiel einer Liga, auf unserem kleineren Rasenplatz spielten in einer Ecke mehrere Jugendliche und am anderen Ende unseres Platz verlief ein Gehweg, auf dem sich gerade Spaziergänger befanden. Wenn Jost mich losgelassen hätte, hätte ich zunächst einmal dem Schiedsrichter gezeigt, wie man ein Spiel kontrolliert und den 22 Weicheiern beibringt schneller zu laufen. Schade!

 

14.12.14

Die Richtung des heutigen Spazierganges war mir sofort bekannt. Es ging wieder zum Hundeplatz. Aber heute ist doch Sonntag. Da ist doch heute niemand. Wird Jost schon merken, dass er ein Tag zu spät kommt, wenn dort niemand ist. Und wie ich gesagt habe, wir sind angekommen und niemand war dort. Doch ein paar Minuten später kamen Blue und sein Herrchen. Jost hat mich angebunden, die zwei hereingelassen, dann haben sie Blue angebunden, mir wieder den blöden Maulkorb aufgesetzt und dann ist Jost mit mir immer um das Herrchen von Blue gelaufen, wobei er den Kreis immer enger genommen hat. Als ich dann das Herrchen von Blue beschnuppern durfte, war ich noch sehr zurückhaltend und suchte nicht  den direkten Kontakt. Dann gab Jost ihm einfach meine Leine und bat ihn, mit mir ein paar Meter zu laufen. Zuerst zog ich noch an der Leine, weil ich so aufgeregt war. Dann wusste ich, dass mir nichts passieren konnte und lief entspannt mit ihm an der Leine ohne zu ziehen. Anschließend sind Jost und ich um Blue und sein Herrchen gelaufen, wir durften uns beschnuppern und diesmal machte ich Blue klar, dass ich spielen wollte. Unsere beiden Herrchen nahmen die Leinen ab und ließen uns frei laufen.



Seit über 23 Monaten war es das erste Mal, dass ich unbeschwert mit einem anderen Hund spielen konnte. Wir rannten kreuz und quer und im Kreis auf dem Hundeplatz. Mal hat mich Blue verfolgt, mal habe ich ihn verfolgt. Als es am schönsten war, wurde mal wieder abgebrochen. Der Grund war aber super: Jost nahm mir den Maulkorb ab und wir durften weiter rennen. Wir lagen übereinander und untereinander, und keiner von uns beiden hat sich so in Rage gespielt, dass er aggressiv wurde. Selbst Herrchen hatte feuchte Augen, weil er mich noch nie mit einem anderen Hund unbeschwert spielen sah. Diese Lusche. Ich war mal wieder der Schnellere und Blue ist meistens hinter mir her gerannt und ist somit die kleineren Runden gelaufen. Deshalb war ich bald so kaputt, dass ich mich mehrmals auf den Rasen gelegt habe und Blue zu mir rannte. Um keine Schwäche zu zeigen - ihr wisst ja, mein guter Ruf - bin ich dann jedes mal wieder aufgestanden und weiter mitgerannt. Das Herrchen von Blue hat mich auch oft gerufen und ich bin zu ihm gelaufen, weil er mir immer Leckerchen gegeben hat. Selbst er rannt vor mir davon, ich ihm hinterher, aber ohne Aggression, dann hat er uns beide gerufen, wir haben beide ganz brav Sitz vor ihm gemacht, haben beide Leckerchen bekommen und weiter ging es. Nach einer Stunde haben wir uns verabschiedet und es ging wieder nach Hause. Ich war richtig fertig. Ich glaube, das war mein zweitschönster Tag seit Jahren. Der schönste war der Tag, als mich Jost aus dem Tierheim geholt hat.


15.12.14

Heute Morgen war nicht viel mit mir los. Ich bin nur im Garten meinen Geschäften nachgegangen und habe schnell gefrühstückt. Dann habe ich mich wieder hingelegt. Ich habe Muskeln gespürt, von denen ich nicht einmal wusste, dass ich sie habe. Mit anderen Worten: Ich hatte heute einen richtig ausgewachsenen Muskelkater. Deswegen mache ich auch gleich wieder Schluss mit meinem Tagebuch. Bis die Tage!

 

20.12.14

Es ist wieder Samstag. "Auf geht´s zur Wies´n", wie die Bayern sagen. Jost hatte heute wieder keinen Dienst und hat mich natürlich wieder mit zum Hundeverein mitgenommen. Bei erträglichem Abstand war ich recht entspannt. Wenn es zu eng wurde, musste Jost entspannt bleiben. So die Zusammenfassung vom Training.

 

Aber dann war es so weit: Die Besitzerin von Fienchen hat Jost angesprochen, ob Fienchen und ich uns beschnuppern dürften. Jost war damit einverstanden und so warteten wir vier, bis die große Wiese frei war und wir beschnupperten uns. Ich hatte natürlich meinen Maulkorb auf. Das ist so ähnlich, als würde jemand mit Mundschutz einen anderen küssen - blöd oder? Ich hab´ mich bei Fienchen natürlich groß gemacht. Schwanz hoch, Ohren hoch, aufrechter Stand und steife Haltung, so wie ich es von meinem Papa früher gelernt habe. Ich glaube ich habe Fienchen beeindruckt. Als wir beide brav blieben, haben sie unsere Leinen gelöst und wir durften frei laufen. Ich rannte wieder mit Höchstgeschwindigkeit einen großen Kreis und Fienchen hinter mir her. Ich war natürlich als Mann schneller, so wie es sich gehört. Nach ein paar Runden war die süße Maus müde. Sie ist ja auch ein bisschen älter als ich. Aber der Altersunterschied ist mir egal. Ich steh halt auf reifere Hündinnen, sie dürfen aber auch ein bisschen jünger sein. Die Besitzerin von Fienchen hat mich sogar gerufen und ich bin zu ihr gegangen, habe "Sitz" gemacht und sie hat mir getrocknete Fische durch meinen "Mundschutz" gegeben. Die war ganz lieb.

 

So langsam wächst wieder das Vertrauen in andere Menschen und Hunde. Ein tolles Gefühl.

 

31.12.14

Das Datum spricht ja wohl für sich, oder ? Silvester . . . Prima Erfindung ?1?

Jost ist mit mir heute sehr früh - das heißt nach dem Frühstück - Spazieren gegangen. Zwischen den Feldern durfte ich auch wieder frei laufen. Dann plötzlich in weiter Ferne ein Knall. Jost rief mich sofort zu sich und legte mir wieder die Leine an. Bei dem einen Knall sollte es aber nicht bleiben. Während des gesamten Rückweges knallte es in großer Entfernung. Ich klemmte meine Rute zwischen die Beine und machte Jost klar, dass ich so schnell wie möglich nach Hause wollte, indem ich immer stärker an der Leine zog. Meine Erziehung mit "bei Fuß laufen" blieb dabei völlig auf der Strecke. Um 19:00 Uhr wollte Jost mit mir das letzte Mal in diesem Jahr in den Garten zum Lösen gehen. Ich habe gerade mein kleines Geschäft eingeleitet, da knallte es schon wieder. Ich habe sofort meinen Hahn zugedreht und nichts wie ins Haus zurück. Oben im Schlafzimmer hat Jost die Rouleau herunter gelassen, das Fenster geschlossen und den Fernseher etwas lauter gestellt. Habe ihm aber bewiesen, dass ich trotzdem noch etwas von der Knallerei höre. Zuerst reichte es mir mit leichten entspannenden Massagen, ich war abrufbar und legte mich zeitweise sogar relativ entspannt hin. Aber je später der Abend, desto häufiger und lauter knallte es. So gegen 22:00 Uhr wurde mir das dann zu bunt. Ich funkte zu Scotty vom Raumschiff Enterprise, er möge mich bitte sofort in ein Paralleluniversum beamen. Dies tat er natürlich nicht. Dann ging ich unter das Bettgestell von Jost auf Tauchstation. Da war es relativ dunkel und eng. Das gefiel mir, und ich beschloss, dort bis nächstes Jahr irgendwann liegen zu bleiben. Ich hörte auf zu hecheln, legte meinen Kopf relativ entspannt auf den Boden und sah, dass Jost gelegentlich fürsorglich nach mir sah, ob ich noch lebe, weil ich so ruhig war. Fazit: Die Stimmung und die Lautstärke im Tierheim ist im Vergleich zum Jahreswechsel wie auf einem Friedhof.

 

01.01.15

Zunächst dachte ich, die Knallerei hätte ein Ende. Aber nein, jedes Mal, wenn ich meinen Geschäften im Garten nachgehen wollte, knallte es wieder irgendwo. Für mich ist das die Hölle. Ihr müsst Euch einmal vorstellen, Ihr lasst die Hose herunter, setzt Euch auf die Toilettenbrille und in diesem Moment geht in der Schüssel ein Böller los. Könnt Ihr das nachvollziehen? Super Aktion, lustig und pädagogisch sehr wertvoll ? ! ? Spendet die Millionen lieber den Tierheimen dieser Welt oder kauft Eueren Kindern etwas Schönes dafür. Darüber freuen die sich bestimmt länger als ein paar Sekunden. Mittags ist Jost mit mir zum Bibertal gefahren. Dort hat sich der Hundeverein zur Neujahrswanderung getroffen. Nach anfänglicher Unsicherheit bin ich später relativ entspannt mitgelaufen. Selbst wenn die kleinen Wadenbeißer - alle übrigens ohne Leine - um mich herum wuselten, blieb ich ruhig. Eine kleinere Zickerei mit einem Briard musste aber sein. Das ist aber bei uns Hunden - so denke ich - normal. Ihr liebt ja auch nicht jeden und es erwartet niemand von Euch, dass Ihr jedem um den Hals fallt. Nach 2 Std. und 45 Min., Wegen bergauf, Wegen bergab, asphaltierten Wegen, Schotterwegen, Pfützen, Eis, Schnee, Matsche, Matsche und wieder Matsche waren wir dann irgendwann wieder an unserem Auto. Nach einer kleinen Stärkung mit Kaffee, Tee und Gebäck ging es dann wieder heimwärts. Wurde auch Zeit, denn ich war richtig müde. Aber selbst zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nicht einmal meinen Geschäften in Ruhe nachgehen! Wieder hörte ich Bum, Peng, Paf . . .

  

  

Lippstadt-stürmisch-die Frisur hält !

09.01.15

London - regnerisch - die Frisur hält !

Dubai - staubig - die Frisur hält !

Rom - sonnig - die Frisur hält !

Lippstadt - stürmisch - die Frisur hält !

4-Wetter-T. - das Haarspray auch für Ihren Hund !

 


Am späten Nachmittag waren wir wieder auf dem Hundeplatz und nahmen das 1. Mal beim Rally Obedience teil. Das heißt, eigentlich haben wir nur zugeschaut, weil ich mich an das Scheinwerferlicht des Hundeplatzes, das sehr laute Rauschen der Bäume und an die anderen Menschen und Hunde gewöhnen sollte. War richtig aufregend.

 

16.01.15

Ralley Obedience

Freitag: Rally Obedience-Tag. Jost ist mit mir zwei kleine Parcours je 2 x gelaufen. Habe mich dabei so auf Jost und die gestellten Aufgaben konzentrieren müssen, dass ich fast die anderen Teilnehmer vergessen hätte. Bei den Schildern habe ich Jost immer gefragt, was auf ihnen steht und ihm dann gesagt, was wir tun müssen. Abschließend wurde ich wieder etwas von unserem Sportwart geknuddelt. Jost hat mich immer wieder gelobt und war wieder ganz stolz auf mich, oder besser auf mein Verhalten.

  

 




29.01.15

Heute fuhr Jost wieder mit mir zum Tierarzt, ohne dass ich dieses Sedir-Gel zurm Frühstück kredenzt bekommen habe. War deshalb auch bei klarem Verstand und ganz friedlich. Etwas spazieren gegangen, rein in die Praxis, dem bereits mich zu sich rufenden Personal gefolgt, Spritze rein, Leckerchen ins Maul, Stempel drauf (nicht auf mich, sondern auf den Impfpass), Geld raus, ins Auto rein und wieder nach Hause. Kurz und wirklich schmerzlos. Haben alle toll gemacht. Ich natürlich auch!  

 

31.01.15

Ist das peinlich für ein Raubtier: Nachdem mich Jost langsam mit Hühner-, Enten-, Puten- und Gänsehälsen und diversem Knorpel von Kalb und Rind an Härteres gewöhnen wollte, und ich jetzt bereits das 3. Mal einen richtigen kleinen Knochen mit Fleischanteilen bekommen habe, muss ich gestehen, dass mir die Technik des Zermalmens von Knochen fehlt oder im Laufe der letzten Jahre abhanden gekommen ist. Bevor Ihr auf die Idee kommt, dass mein Gebiss nicht ganz in Ordnung ist, sage ich Euch, dass dies von tierärztlicher Seite nicht bestätigt werden konnte. Seht es einfach positiv: Wenn ich irgend jemanden beißen sollte, fehlt mir eben das Know-how dessen Knochen zu brechen. Aber ich schwöre Euch, ich werde am Ball, oder besser am Knochen bleiben und lernen diese zu zerschreddern. Bis ich das gelernt habe, bekomme ich halt Calcium als Nahrungsergänzungsmittel von Jost.

 

01.02.15

Das mit dem Knochen ließ mir keine Ruhe und ging mir an die Ehre. Habe heute bereits bewiesen, dass ich ein richtiges Raubtier bin. Habe nämlich den heutigen Knochen innerhalb weniger Minuten zermalmt und aufgefressen. Ging doch schnell, oder? Mit ein bisschen gutem Willen und der richtigen Technik ist Alles zu schaffen.

 

20.02.15

Langsam hat Jost gemerkt, dass beim Training der Reiz anderer Hunde auf dem Hundeplatz höher ist als die trockenen Fische, die er mir sonst immer zur positiven Verstärkung gibt. Da muss er sich nun ein bisschen mehr ins Zeug legen und mir etwas attraktiveres anbieten. Vielleicht konzentriere ich mich dann besser auf ihn. Heute habe ich schon beim Weggehen von zu Hause gerochen, dass in seinem Futterbeutel keine trockenen Fische sind. Es roch irgendwie frischer, würziger oder kurz einfach besser. Auf dem Weg zum Hundeplatz habe ich bei jeder Begegnung eines Menschen oder eines Hundes ein kleines Stück Fleischwurst bekommen. Ob sich das mit meiner Rohfütterung vereinbaren lässt ist mir völlig egal, Hauptsache es schmeckt. Dafür habe ich mich dann auch beim Rally Obedience richtig ins Zeug gelegt. Abseits vom Parcours habe ich alle Sicht- und Hörzeichen befolgt und beim Ablaufen des Parcours war ich nur einmal abgelenkt, weil mir da ein anderer Hund etwas zu nah kam. Das hat so viel Spaß gemacht, dass ich mir für Morgen bei dem Unterordnungs-Training vorgenommen habe, auch dort brav zu sein, vorausgesetzt ich bekomme da auch meine Fleischwurst ohne Knoblauch. 

 

21.02.15

Weil ich so brav bei den Übungen mitgemacht habe und auch die anderen Teilnehmer die Fortschritte bei meinem Verhalten gemerkt haben, war ich ganz stolz auf mich. OK, Jost hat auch einen kleinen Teil dazu beigetragen. Aber der Durchbruch war eigentlich die Fleischwurst.

 

22.02.15

Ein kleiner Schritt für die Menschheit - ein großer Schritt für mich, denn Jost hat mich das erste Mal als Trainer-Assistenz-Hund mit zu einem Kundentermin mitgenommen. Thema: Begegnungstraining mit Bo, einem fast dreijährigen Labrador-Aussi-Mix. Hat auch richtig Spaß gemacht, einmal zu sehen, was mein Herrchen beruflich macht. Sonst rieche ich bei der  Begrüßung immer nur die ganzen Hündinnen und Hunde, die ihren Geruch bei seiner Arbeit an seiner Hose verewigt haben. Andere kontrollieren das Handy des Partners. Das mache ich ja nun nicht bei Jost. Privatsphäre ist Privatsphäre! Aber die Hose muss ich dann doch kontrollieren. Zum Schluss durften Bo und ich uns beschnuppern. Die Chemie stimmte und deshalb wollten wir beide gleich spielen. Ging aber natürlich wieder nicht, weil wir uns auf einem öffentlichen Parkplatz befunden haben. Vielleicht können wir das später einmal woanders nachholen.

 

25.02.15

Versuchskaninchen bei der Magnetfeldtherapie

Jost hat heute wieder ein Paket bekommen. Hier und da denkt anscheinend doch jemand an ihn! Drin war eine flache Matte mit komischen Geräten. Er legte die Matte auf den Boden und hat diese mit einem kleinen Kasten und einem Kabel verbunden. Dann legte er sich auf die Matte und rief mich, ich solle doch neben ihm Platz machen. OK, dann ist eben Kuscheln angesagt. Von wegen Kuscheln, der lag einfach nur da und tat nichts. Aber bei mir tat sich ´was: Irgendwie wurde ich ruhiger und entspannter. Bald wäre ich eingenickt. Aber nach 15 Minuten war wieder Schluss, schade. Dann holte Jost einen Fotoapparat und machte mit mir wieder ein kleines Fotoshooting fürs Internet, so hat er wenigsten gesagt. Und rechts ist das Ergebnis.

 

27.03.15

Hallo, da bin ich wieder. Nach längerer Pause ist mein Sekretär wieder schreibfähig. Nach einem kleinen Unfall konnte Jost vorübergehend meine Worte nicht mehr "zu Papier bringen". Bei Spaziergängen muss ich zur Zeit noch rechts von ihm laufen, weil er links noch nicht genügend Kraft für seine vierbeinige Kampfmaschine aufbringen kann. Aber das klappt genau so gut wie links. Der Hundeplatz ist vorerst gestrichen, dafür darf ich mich aber zwischen den Felder und Wiesen austoben. Durch die physiotherapeutischen Übungen, die er selber mit sich durchführt, macht er gute und schnelle Fortschritte. Hoffe dass er bald wieder voll einsatzfähig ist, damit ich wieder richtig mit ihm toben kann.

 

19.04.15

Guten Abend, gute Nacht, gähn ... Ich habe meinem Sekretär gesagt, er soll ´mal berichten, was wir heute erlebt haben. Ich lege mich jetzt hin und mach´ Bubu.

  

Diego und sein Bruder Woody vor Spielbeginn

 

OK, dann schreibe ich halt etwas. Am letzten offenen Sonntag im Tierheim habe ich (Jost) den Bruder von Diego mit Frauchen und Herrchen getroffen. Im Tierheim hieß der Bruder von Diego noch Bishop. Seine neuen Besitzer nennen ihn heute Woody. Neuem gegenüber ist Woody vorsichtig. Er geht lieber zurück anstatt - wie Diego - vorzupreschen. Wir verabredeten uns für heute auf dem Hundeplatz um die Familie wieder etwas zusammen zu führen.

 

Zur Halbzeitpause

 

Schritt für Schritt gewöhnte ich Diego an die Halter von Woody und etwas später führten wir die beiden Brüder vorsorglich mit Maulkorb und Maulschlaufe zusammen. Sie sind sich nach 5 1/2 Jahren nicht direkt um den Hals gefallen, haben sich aber gegenseitig respektvoll behandelt. Leichte Spielansätze konnte man auch noch erkennen. Es war toll zu sehen, wie ähnlich sich die beiden sind. Und dies nicht nur äußerlich, wenn man von den stehenden und hängenden Ohren absieht. Das war sicherlich nicht das letzte Mal, dass wir uns auf dem Hundeplatz getroffen haben. Jetzt sehe ich nicht ein, warum ich noch weiter schreiben soll. Es ist ja schließlich Diegos Tagebuch. Demnächst wird er wieder selber schreiben. Was glaubt der den, ich bin doch nicht sein Sekretär!

 

Nach Verlängerung

 

06.05.15

Nicky bei der Lebensmittelkontrolle

Hallo, ich bin Nicky. Ich weiß, dass ich hier in Diegos Tagebuch nichts zu suchen habe. Aber was Diego nicht weiß: Ich prüfe immer, was er zu fressen bekommt. Und da es heute Geflügel gibt, mach´ ich mich lieber schnell auf die Socken. 

 

 

 

 

 

23.05.15

Habe heute mit meiner Freundin Fienchen das erste Mal Treibball trainiert. Wenn Ihr noch nichts von diesem Hundesport gehört habt, hier einige Infos: Ziel des Treibballtrainings ist es, dass wir Hunde auf Signal Gymnastikbälle in einer vorgegebenen Reihenfolge mit dem Körper in ein Tor oder um Hindernisse herum befördern. Diese Sportart ist sehr gelenkschonend und auch gut geeignet für Senioren und erkrankte Hunde (und erkrankte Hundehalter), bei denen es hauptsächlich um die geistige Auslastung sowie eine angemessene körperliche Bewegung geht. Herrchen hat mit einem Klicker gearbeitet und ich habe viel Fleischwurst bekommen. Ich durfte jeweils vor dem Ball, unter dem Ball und hinter dem Ball die Delikatesse aufnehmen und musste dabei immer den Ball etwas wegstupsen. Hat riesigen Spaß gemacht. Den dicken Ball hätte sich Jost allerdings sparen können, der war eigentlich nur immer im Weg. Aber wenn dieser Sport aus Fleischwurst essen besteht, finde ich diesen genial und kann ihn nur weiter empfehlen.

 

05.06.15

Waren wieder beim Rally Obedience. Gegenüber den anderen Teilnehmern war ich relativ entspannt und recht brav. Dann wollte mich das Frauchen einer anderen Hündin knuddeln. Nach exakter Vorgabe einiger Verhaltensregeln ließ ich dies dann auch bereitwillig zu. Dann kam einer von den beiden auf die blöde Idee, uns beide frei laufen zu lassen. Nach fünf Sekunden Kennenlernphase wollten wir gleich um die Wette rennen. Weil ich wusste, dass ich der schnellere und ein Gentleman bin, ließ ich der Hundedame einige Meter Vorsprung. Plötzlich sah ich nur noch Staub und Grashalme fliegen. War die schnell. Ich spurtete gleich hinterher. Und damit es nicht auffiel, habe ich den großen Bogen dieser Rennmaus etwas verkleinert und eine Abkürzung genommen. Als ich sie einholte - natürlich nur mittels dieser Abkürzung - sagte sie mir "kackdreist", dass dies ihr erster Gang war und sie noch einige mehr hätte. Ich solle aber nicht so enttäuscht über meine Leistungen sein, weil sie Gene eines Windhundes in sich trüge. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mich nie auf ein Wettrennen eingelassen und dafür die charmante Seite von Diego Berger de Picardie gezeigt. Aber wenn man Weibchen ein bisschen Freiheit gönnt ...


17.06.15

Nass macht schlank !

Heute war es sehr heiß draußen. Beim Spaziergang sind wird an einem Feld vorbei gelaufen, bei dem ein Wasserstrahl aus dem Boden geschossen kam. Das sah ganz komisch aus. Und als wenn Jost mir meinen Wunsch von den Augen ablas, machte er die Leine los und ließ mich dieses Phänomen untersuchen. Bei näherer Betrachtung kam es aus einem Schlauch heraus und landete ca. 25 Meter weiter auf dem Feld. Dort, wo der Wasserstrahl gelandet ist war es sehr erfrischend und ich sprang dem Strahl entgegen. Das Ende vom Lied: Am Schluss sah ich aus, wie ein nasser Bettvorleger, der auf vier Beinen stand. 

 

11.07.15

Regentonnenwasser mit proteinhaltigem Inhalt

Die letzten Tage war es so heiß, dass Jost mit mir nur noch kurze Spaziergänge durch unseren in der Nähe liegenden schattigen Park gegangen ist. Habe mich jedes Mal über das abgestandene Wasser aus der Regentonne gefreut. Es ist lauwarm und ist voll von Blütenstaub, lebenden Mückenlarven und toten Fliegen. Im Gegensatz zu Leitungswasser mit seinem Chlorgehalt, seinen Keimen und Mineralstoffen - einfach köstlich ! 

 

 

18.07.15

Jost war heute mit mir wieder beim Treibball-Training. Nach 6 Wochen Pause musste ich Jost erst einmal wieder erklären, dass es sich bei den zu treibenden Gegenständen nicht um Schafe, sondern um Gymnastikbälle handelt. Dann kam er auch noch auf die Idee, ein Foto zu machen. Ist das Bild peinlich. Wer auf dem Bild hat mehr Ähnlichkeit mit dem Glöckner von Notre Dame, Jost oder ich? Jetzt sagt nichts Falsches, sonst ...  

Der Glöckner von Notre Dame beim "Schafe" treiben

 

06.08.15

Seit einigen Wochen habe ich meinen eigenen Schreibtisch mit Gymnastikunterlage. Dieser dient verschiedenen Zwecken: Für Jost ist es eine Erleichterung, weil er mich ja ständig physiotherapeutisch behandelt.

 

Gibt es etwas Schöneres als Massage mit gleichzeitiger Wärmetherapie?


Und viel wichtiger ist er aber für mich: So kann ich genau sehen, wann er das Haus verlässt und wann er wiederkommt. Zudem habe ich eine Aussicht bis zum Stra...nd. Stopp, bis zur anderen Stra...ßenseite und kann mich dort immer über die aktuellen Vorgänge auf der Mercklinghausstraße informieren.

  

Da müsst Ihr schon etwas genauer hinsehen!

 

24.09.15

Heute ist Jost wie immer zu Patienten gefahren um diese zu therapieren oder zu trainieren. Doch Eines war heute anders. Jost kam nicht mehr zurück. Zuerst dachte ich, er würde wieder an einer Feier teilnehmen und später nach Hause kommen. Aber auch später kam er nicht. Ohne Kuscheleinheit musste ich in unserem Schlafzimmer einschlafen. Aber auch nächsten Morgen kam er nicht nach Hause. Den ganzen Tag habe ich gewartet ... und die nächsten Tage auch noch. Ich war mir aber sicher, dass etwas Ernsthaftes passiert sein musste, sonst hätte er mich nicht so lange alleine gelassen. Alleine war ich ja nicht. Seine Eltern haben sich um mich gekümmert. Aber das war nicht das Selbe.

 

29.09.15

Heute sind  seine Eltern mit mir längere Zeit Auto gefahren. Das machen die sonst nie. Dann haben wir auf einem Parkplatz gestanden und es setzte sich jemand ins Auto, den ich nicht kannte. Blutige Jacke, schiefe Nase und zwei Feilchen in den Farben Schwarz, Violett, Blau und Grün. Aber Stop, der kannte mich und hat sich riesig gefreut, mich zu sehen. Dann habe ich meine Nase richtig doll angestrengt und neben den Gerüchen von Anästhetikum und Desinfektionsmittel den mir bekannten Geruch von Jost erkannt. Aber so richtig freuen konnte ich mich gar nicht, weil ich so überrascht war, dass ich mein Herrchen wieder hatte. Erst zu Hause konnte ich ihm zeigen, wie lieb ich ihn habe. Am liebsten hätte ich ihm meinen Waschlappen quer durch sein Gesicht gezogen, das hat er aber immer wieder verhindert, weil ich seine erst heute wieder gerichtete Nase nicht berühren durfte. Damit demnächst nichts mehr bei seinen Rollerfahrten passiert, werde ich mich zukünftig als Sozius mit Helm auf der Sitzbank hinter ihm niederlassen und auf ihn aufpassen.

 

04.10.15

Gestern und heute hat der Club der Hundefreunde ein Agi-Turnier auf meinem Hundeplatz ausgerichtet. Jost hat bei diesen Turnieren immer ein Zelt aufgebaut und bietet zu Gunsten des Vereins Physiotherapie für die Vierbeiner an. Dieses Mal stand das Zelt nicht auf der großen Wiese wie sonst, sondern im eingezäunten Welpenauslauf. So hatte ich die Möglichkeit frei zu laufen, wenn Jost nicht gerade mit einem Patienten "fremd ging". Aus Sicherheitsgründen habe ich meinen Maulkorb getragen. Wenn sich jemand über den Zaun gebeugt und mir seine Hände entgegengestreckt hätte, hätte ich eine zusätzliche BARF-Mahlzeit genossen. Anfänglich hat mir Jost nicht zugetraut, dass ich an dem Nadelöhr (Eingang zur großen Wiese) vernünftig bin. Habe ihm aber das Gegenteil bewiesen. Alle waren begeistert von meinem Verhalten. Aber den anderen Hunden musste ich aber dennoch klar machen, dass diese Wiese mir gehört. Deswegen habe ich mit Extensions meine Rute verlängert und sie senkrecht gen Himmel gestreckt und bin regelmäßig am Zaun Patrouille gelaufen. Ansonsten habe ich Herrchen bei seiner Arbeit zugeschaut. Jetzt weiß ich auch, warum der immer nach anderen Hunden riecht, wenn er abends nach Hause kommt. Der geht gar nicht fremd. Das ist sein Job. Und das beruhigt mich. Auf uns beide ist eben Verlass.

  

Der Welpenauslauf ganz für mich alleine

12.10.15 

Auch ein Hundetrainer sollte sich gelegentlich weiterbilden. Und dies tat Jost auch heute. Für fünf Tage hat er uns in einem Hotel einquartiert und wir haben gemeinsam ein Seminar mit Hunden, die ein besonders aggressives Verhalten zeigen, besucht. Glaubt mir, die waren alle bösartiger als ich. Jost hat mir irgendwann im Hotel gesagt, dass ich gegen alle diese Hunde ein Waisenknabe wäre. Weiß zwar nicht, was ein Waisenknabe ist, der Stimmung nach war das aber von Jost ein Kompliment, über das ich mich sehr gefreut habe.

 

26.11.15

Jost und ich waren heute bei einer Kundin, die ihre Bindung zu ihrem Hund festigen wollte. Jost nahm mich zu dem Termin mit. Natürlich sind wir nicht mit dem Roller gefahren!. Ich lag seitlich bei ihr im Wohnzimmer auf dem Boden und bekam von Jost eine tolle Massage. Anschließend hat seine Kundin das Gleiche mit mir angestellt. Sie war ein bisschen zögerlich und unsicher. Habe mich aber ganz entspannt verhalten, um ihr mehr Sicherheit zu geben. Anschließend hat sie ihren Hund massiert. Wir saßen in sicherem Abstand und selbst ihr zeitweise aggressiver Hund hat uns beiden den Rücken zugekehrt und hat die Massage von seinem Frauchen genossen.

  

01.12.15

Ein Trainer-Kollege hat uns an eine hervorragende Hundetrainer-Ausbilderin vermittelt, die mich gerne als Probanden bei einem Seminar für aggressive Hunde haben wollte. Seit dem anderen Seminar vor einigen Wochen hat Jost aber sein Verhalten mir gegenüber so verändert, dass ich noch viel schneller und deutlicher erkennen kann, dass ich etwas tue, was er nicht möchte. Jost hat schon Angst gehabt, dass die Trainerin uns wieder nach Hause schickt, weil ich zu brav geworden bin. Obwohl die Fahrt in den Norden Deutschlands sehr lang war, habe ich es mir sehr gemütlich gemacht. Die Schaukelei hat mich an das Wiegen im Mutterleib zurück erinnert. Nur dass ich damals nicht die ganze Rückbank für mich hatte. 

 

02.12.15

Heute Morgen waren wir etwas früher in der Hundeschule. Ca. acht Hunde tollten auf einer eingezäunten Wiese. Jost fragte, ob er und ich ebenfalls an dem Treiben teilnehmen könnten. Die anderen Hunde kannten sich schon. Die hatten sich bereits drei Mal in diesem Jahr getroffen. Ich bin auf die Wiese gegangen und habe natürlich erst einmal die Lage gecheckt. Im Urzeigersinn bin ich mein neues Territorium abgegangen und habe überall mein "Fähnchen" abgesetzt - als Zeichen "gehört ab sofort mir!". Nach zwei kleinere Raufereien, die übrigens unter anderen Hunden auch vorkommen, hat es richtig Spaß gemacht. Ein süßes "Mädel" hat sich besonders um mich bemüht, mit Vorderkörper-Tiefstellung und Anbellen und so. Habe ihr klar gemacht, dass ich nicht so schnell zu haben bin und wir haben es langsam angehen lassen. Jost hat Videos gemacht, die er aber leider nicht ins Internet stellen möchte. Er war ganz begeistert.

 

03.12.15

Die letzten drei Tage stand ich jeweils bei zwei Übungen im Mittelpunkt. Habe die Herzen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer dahinschmelzen lassen. Bei einer Übung z.B. sollte eine Teilnehmerin meine Aggression auslösen, indem Sie sich langsam, bedrohlich und frontal an mich anschlich. Zuerst war ich mir sehr unsicher und schaute Sie gestresst an. Doch dann merkte ich, dass sie mich so lieb hat, dass sie die Ernsthaftigkeit nicht zu mir rüber bringen konnte, und ich schaute sie mit meinen großen dunklen Augen an und sagte ihr mit meinem Blick, dass sie mir doch gar keinen Stress machen will, also versuch es doch gar nicht erst, ich nehme Dir Dein Drohverhalten ehe nicht ab. Und sie brach tatsächlich diese Übung ab und sagte, dass sie mich von ihrer inneren Einstellung nicht bedrohen kann. Ich hätte meinen Charm ausgespielt und sie eingewickelt. Alle liebten mich und wollten mich mit nach Hause nehmen. War aber froh, dass Jost nicht auf die Angebote eingegangen ist und ich mit IHM wieder nach Hause fahren durfte. Wir haben beide viele Dinge dazu gelernt und es war unter dem Strich für uns beide eine tolle Zeit. 

 

19.12.15

Zum Abschluss des Jahres wurde heute noch einmal auf dem Hundeplatz gegrillt. Das Wetter war einfach super. Aber erst die Gerüche. Jost hat mich an einen Pfahl gebunden und ich habe mich dort abgelegt. Hunde und Menschen sind an mir vorbei gelaufen, ohne dass ich reagiert habe. Alle haben gedacht in hätte Valium eingeworfen und haben mich nicht mehr wieder erkannt. So langsam verstehe ich, dass ich mein aggressives Verhalten in einem Ordner abheften kann und diesen nicht mehr aus dem Regal nehmen muss. Fast alle haben mich lieb und tun mir nichts.

 

28.12.15

Gelegentlich knallt es draußen wieder. Ja ist denn schon wieder Sylvester. Jost hat seit einigen Monaten eine neue Technik bei mir angewandt, bei der ich mich recht schnell beruhige. Im Gegensatz zu früher, wo ich bei solchen Geräuschen hin und her und nur weglaufen wollte, bin ich jetzt abrufbar, setze und lege ich mich sogar hin und bleibe sogar liegen, obwohl die Geräusche noch zu hören sind. Es funktioniert nicht immer gleich gut, bin aber nicht mehr so gestresst wie früher. Jost nennt es Yin Tang, eine Technik aus dem Bereich der Akupressur, die eine beruhigende Wirkung auf mich hat. Diese Technik sollten auch einmal die Leute ausprobieren, die diese lauten Böller anzünden. Den Mittelfinger leicht auf den Böller legen, ganz leichten Druck ausüben und warten, bis es kracht. Dann sind auch diese Leute zukünftig viel ruhiger und haben eine andere Einstellung zu diesem blödsinnigen Brauch. Wer will schon Dämonen verjagen, die es gar nicht gibt.

 

01.01.16

Nach der wieder mal versauten Nacht (Dank der vielen Böller von Silvester) war heute Wandern angesagt. Unser Hundeverein hat zur Neujahrswanderung eingeladen. Wir trafen uns im Bibertal und haben uns erst einmal alle beschnuppert. Bis auf so einen kleinen Plüschhund (der war nicht größer als meine Rute, wenn ich sie aufrecht trage!) haben wir uns alle gut verstanden. Der Kleine kläffte aus seiner vollen (Hühner-)Brust und wenn ich ihn anguckte, verschwand er gleich hinter seinem Frauchen. Ich habe mich aber nicht von ihm provozieren lassen und blieb ruhig, eben wie ein ausgereifter, erwachsener, großer Rüde. Und weil wir uns alle gut verstanden haben und die Gruppe nicht so groß war, durfte ich mit Maulkorb, aber ohne Leine frei laufen. Nur wenn uns fremde Leute begegnet sind, wurde ich kurz angeleint. Hab´ ich ja auch Verständnis für: Denn, wie sieht es schon aus, wenn ein großer fast schwarzer Hund mit Maulkorb dafür aber ohne Leine auf Dich zugelaufen kommt. Ich glaube die hätten so laut geschrieen, dass alle Biber die Flucht aus dem Bibertal ergriffen hätten. Dann würde aus dem Bibertal nur noch ein normales Tal ohne Biber. Ist doch für die Region auch blöd, oder?  

 

03.01.16

Ich glaube, Jost will zu Beginn des Neuen Jahres einen guten Vorsatz umsetzen: Er möchte mir mehr vertrauen. Dies ist mir heute schon wieder aufgefallen. Jost hatte mit seinem Assistenten, also mit mir, einen Kundentermin. Er zeigte seinem Kunden mit meiner Hilfe eine bestimmte Technik der Leinenführung und der Kunde wollte es nachmachen. Allerdings ging er nicht zu seinem Hund, sondern kam zu mir. Jost übergab, natürlich mit der üblichen Warnung, die Leine und der fremde Onkel ging mit mir - oder besser - ich ging mit ihm und er versuchte die Übung mit mir. Das war das erste Mal, dass Jost die Leine an einen seiner Kunden weitergab. Ich war ganz stolz, dass er mir so viel Vertrauen entgegen gebracht hat, und habe ihn natürlich auch nicht enttäuscht. Ist das super oder ist das super?

 

09.01.16

Nach der langen Winterpause (ganze 3 Wochen) war es wieder so weit: Samstag - Hundeplatztag! Vor dem Training durfte ich - wie schon einige Male zuvor - mit zwei mir bekannten und wohl gesonnenen Hunden auf der großen Wiese herumtollen. Ich dachte, dass ich dann einige Minuten vor dem Training ´mal wieder den Platz verlassen müsste, damit die restlichen Fellnasen miteinander spielen können. Aber nein. Jost hat es bestimmt vergessen, mich "vom Platz zu stellen". So kam es, dass ein Hund nach dem anderen den Platz betrat und wir uns teils nur beschnuppert oder zusammen hintereinander her gelaufen sind, bis zu fünf Hunde. Hat richtig Spaß gemacht. Dann sah ich sie: Ein hübsches Mädel, kurzes, schwarzes, glänzendes Fell, schüchtern und wohlriechend. Wau, ich war geflasht. Als ich ihr meinen "Arm über ihre Schulter legen" wollte, schien ihr das zu aufdringlich und sie fletschte die Zähne und knurrte mich an. Meine Reifen drehten durch, so habe ich beschleunigt und brachte mich so schnell in Sicherheit. Aber das hat meine Freude nicht getrübt, dass ich nach über einem Jahr vor dem Training mit den anderen Hunden spielen durfte. Aber natürlich wieder mit Maulkorb. Aber ist ok so.

 

23.01.16

Heute war genau so ein interessanter Tag wie der 08.06.15. Wenn Ihr keine Aufzeichnung über diesen Tag findet, wisst Ihr, wie interessant der Tag heute war! 

 

06.02.16

Während Jost samstags alle drei Wochen auf dem Hundeplatz die Junghunde trainierte, durfte ich nie mit, weil ich dann in der Kälte eine Stunde lang hätte auf einer Matte liegen müssen und nicht herumlaufen dürfen. Heute nahm er mich aber mit. Ich fragte mich noch, ob er sich im Datum geirrt hätte oder er heute keine Junghunde trainieren müsste. Ich spielte erst wieder mit meinen vielen neuen Freunden auf der großen Wiese, dann leinte mich Jost an und wir gingen zum kleinen Auslauf zu den Junghunden. Welch eine Ehre für mich. Er vertraute mir so, dass er das Training mit mir zusammen durchführen wollte. Oh ha ...! Jetzt musste ich mich anstrengen. Zuerst hat er natürlich wieder verraten, warum ich einen Maulkorb trage und dass ich früher `mal "kleine" Probleme mit fremden Menschen und Hunden hatte. Die Teilnehmer reagieren wahrscheinlich etwas nervös, wenn plötzlich ein erwachsener großer Hund mit Maulkorb zum Hundetraining erscheint. Aber ich habe mich gegenüber dieser pubertierenden Rasselbande ganz cool und souverän benommen, habe mich von niemandem provozieren lassen und mit Jost die Übungen vorgeführt, die die Teilnehmer trainieren sollten. Hat richtig Spaß gemacht als Trainer-Assistent mit meinem Herrchen zu arbeiten.

 

11.02.16

Jost führt gelegentlich im Auftrag von diversen Tierschutzvereinen Vorkontrollen durch. Bei Vorkontrollen ist es Josts Aufgabe, sich über die neuen Lebensumstände des Tieres zu informieren, einen persönlichen Kontakt zu den Menschen aufzunehmen, die sich künftig um ein Tier kümmern möchten und abzuwägen, ob eine Zusammenführung beider erfolgversprechend ist. Heute hat er mich das erste Mal mit zu solch einer Vorkontrolle mitgenommen. Habe mich vorbildlich benommen und mich von dem fremden Onkel kraulen lassen. Seine Frau hatte wegen meines Maulkorbes und meiner Vorgeschichte Angst vor mir. Die habe ich dann auch in Ruhe gelassen. Hauptsache es knuddelt mich einer. Wer ist mir doch völlig egal. 

 

12.02.16

Freitag: Ralley Obendience-Tag. Ein Vereinsmitglied kam heute ohne seinen Hund zum Training, weil er Bereitschaft hatte. Jost hat ihm angeboten, mit mir den Parkour zu durchlaufen. Der lächelte erst und nahm Jost nicht ernst. Doch Jost machte ihm klar, dass er es ernst meint. So gab mir der Mann erst einige Stücke Frolic zur Bestechung, dann ging er ein paar Meter mit mir auf die Wiese, gab mir einige Kommandos und ging dann wieder mit mir zurück zu Jost. Ich war ganz brav. Mit flauem Magen ging der Mann dann mit mir auf den Parkour. Der hat sich gar nicht richtig auf die gestellten Aufgaben konzentrieren können, weil er jederzeit mit einem Angriff von mir gerechnet hat. Wie kommt der darauf, ich bin doch nicht mehr böse, oder? Dann kam eine Übung, bei der er mich absitzen lassen und ca. 4 Meter vor gehen, sich umdrehen und wieder zu mir gehen sollte. Da ruft der doch glatt zu Jost ´rüber: "Das mach' ich aber jetzt lieber nicht!" Und Jost sagte ihm, dass er es ruhig machen könnte. Das schlimmste, was passieren könnte, wäre, dass ich weglaufen würde. Dann würde ich aber niemanden anfallen, sondern zu ihm laufen. Er machte diese Übung dann auch, und was habe ich gemacht? Ich bin natürlich sitzen geblieben, wie ich es bei dieser Übung auch bei Jost mache. Jost war stolz auf mich, ich war stolz, dass Jost auf mich stolz war und der fremde Mann war auch stolz auf sich, dass er den Mut hatte, mit mir zu laufen.

 

14.02.16

Mein ERSTES MAL

Manchmal passiert mehrere Tage nichts Interessantes, was sich lohnt hier in mein Tagebuch zu schreiben. Dann aber wieder rappelt es nur so von neuen Eindrücken. Heute will ich Euch von meinem ERSTEN MAL erzählen. Das war nämlich heute: Bei unserem Spaziergang kam uns ein Ehepaar mit einem kleinen Hund entgegen. Diese wollten in den selben Feldweg einbiegen, in den auch wir gehen wollten. Der Mann fragte Jost, ob wir gemeinsam gehen könnten. Jost willigte sofort ein und so gingen wir entspannt nebeneinander her. Nach ein paar Metern wollte der Mann seinen kleinen Hund frei laufen lassen, und fragte Jost, ob er damit einverstanden wäre. Jost hatte nichts dagegen und so lief die kleine Fellnase teilweise sehr nah vor mir her. Jost merkte, dass ich völlig entspannt war und nicht im Entferntesten daran dachte, die kleine Maus anzugreifen. Er sagte den Beiden, dass ich nach meiner Zeit im Tierheim noch nie ohne Maulkorb mit einem fremden Hund Kontakt gehabt hätte und fragte, ob sie damit einverstanden wären, mich frei laufen zu lassen. Sie willigten ebenfalls ein und so liefen wir beide frei umher, ohne uns um den anderen zu kümmern.

 

Irgendwann beschnupperten wir uns und gingen weiter. Ich rannte über das Feld, so wie ich es zu gerne tue und plötzlich folgte mit die kleine Maus und wir rannten gemeinsam über das Feld und hatten richtig Spaß. Leider musste mich Jost dann wieder an die Leine nehmen, weil von weitem ein anderer Hund kam. Vor lauter Aufregung habe ich ganz vergessen, nach dem Namen meiner neuen Freundin zu fragen. War zwar nur ein kurzes Vergnügen, aber schön war es. So ist das nun ´mal beim ERSTEN MAL.

 

07.03.16

Ich habe heute meine neue Freundin wieder getroffen. Als Erstes habe ich sie nach ihrem Namen gefragt. Sally heißt sie. Ich habe ihr gesagt, dass sie einen schönen Namen hat, dass sie wunderschöne Ohren hat und dass ich sie ganz doll lieb habe. Dann ist noch ein junger Rüde zu uns gestoßen, Dexter. Er ist eine Deutsche Dogge mit ´was anderem drin. Den habe ich erst einmal angeknurrt. Nach ein paar Metern hat mich Jost aber dann doch frei laufen lassen, und wir sind alle drei aufs Feld gerannt. Haben uns richtig austoben dürfen. Aber jedes mal, wenn Dexter mit meiner kleinen Maus Sally zu grob wurde, habe ich sie beschützt, indem ich zwischen die beiden gelaufen bin und Dexter blockiert habe. So geht es ja nicht. Meine kleine Freundin nerven. Haben uns aber super miteinander verstanden. Habe auch gemerkt, dass sich unsere drei Besitzer über unser Verhalten gefreut haben.

 

19.03.16

Konnte mich heute richtig in Szene setzen. Jost hat mich beim Training der Junghunde auf dem Hundeplatz wieder als Assistent eingesetzt. Thema heute: Körbchen- oder Deckentraining. Da dieses Training normalerweise mehrere Wochen Zeit in Anspruch nimmt, die Teilnehmer dieser Gruppe aber ständig wechseln, hat Jost das Training in kleine Schritte aufgeteilt und mit mir im Zeitraffer vorgeführt. Ca. 15 - 20 Mensch-Hund-Teams waren anwesend und standen im Halbkreis um uns herum. Zwischendurch fragte noch eine Teilnehmerin etwas über das Markieren beim Gassi gehen. Jost antwortete ihr, dass er die Plätze zum Urin- und Kotlösen aussucht und mir diesen Platz solange zur Verfügung stellt, sodass ich mich nur lösen und nicht markieren kann. Während des Deckentrainings blieb ich auch vorbildlich auf meiner Unterlage liegen, egal welchen Reiz sich Jost auch ausgedacht hat.  Variierender Abstand zur Decke, Laufrichtung, Laufgeschwindigkeit, mit und ohne Sichtkontakt, diverse Geräusche mit mehreren Gabeln, Tassen und das Rasseln einer Kette. War ja alles ganz toll. Nur musste ich ´mal dringend meinen eigenen Geschäften nachgehen. Erst einen Haufen, .. gleich danach nur einen Meter weiter einen zweiten Haufen. Jost drohte mir mit einem lebenslänglichen Platzverbot oder wieder mit dem Tierheim. Alles lachte uns an oder aus. Jost nahm - wie es laut Platzordnung vorgeschrieben - einen Kotbeutel, sammelte meine Hinterlassenschaften vor der versammelten Gruppe auf und legte sie zur Seite. Statt mich einmal zu fragen, ob ich meine Geschäfte beendet habe, wollte er gleich wieder weiter trainieren. Da hat er aber die Rechnung ohne seinen Diego gemacht. Da ich noch Druck verspürte ging ich breitbeinig weiter und legte noch zwei Eierchen in den Rasen. Die Stimmung wurde immer heiterer, Jost wurde schon rot und ging in gebückter Haltung hinter mir her, um meine ... Ihr wisst schon ... aufzulesen. Mich hat der ganze Trubel nicht gestört. Und das Gerücht, dass Jost mir die Stellen vorschreibt, wo ich meinen Ballast abwerfen kann, habe ich wohl deutlich und für Jedermann sichtbar widerlegt. Bin ganz stolz auf mich.

 

Nach diesem Training war ich noch mit Jost im großen Auslauf, der durch einen Zaun mit einem kleinen Auslauf getrennt ist, auf dem noch ein einziger Welpe mit seinem Herrchen fristete. Er steckte sein kleines Schnäuzchen durch den Zaun zu mir und wir beschnupperten uns. Ich zeigte ihm durch meine Vorderkörper-Tiefstellung, dass ich jetzt gerne mit ihm spielen würde. Obwohl ich keinen Maulkorb auf hatte, ließ mich Jost zu dem kleinen Welpen. Ich zeigte ihm erst einmal, wie schnell ich laufen kann und er wollte mir folgen, schaffte es aber nicht und nahm immer eine Abkürzung. Wir beschnupperten uns gegenseitig und wenn ich mit Höchstgeschwindigkeit auf ihn zu rannte, machte ich kurz vor ihm einen kleinen Schlenker zur Seite, um ihn nicht zu berühren oder zu verletzen. Dieses Verhalten war ich Jost schuldig, weil ich ihn vorher beim Gruppentraining voll blamiert habe.

 

20.03.16

Jost ist mit mir heute zu einem anderen Hundeplatz gegangen. Er hat sich richtig darauf gefreut. Dann habe ich mir gesagt, ok, dann freue ich mich jetzt auch: "Freu!" Zuerst wurde die ganze Wiese für mich geräumt. Alle Hunde mussten wegen mir die Wiese verlassen. Das fing ja gut an. Weiß doch gleich jeder, dass ich etwas Besonderes bin. Nachdem ich einmal um die ganze Wiese gelaufen bin und sie für mich beansprucht habe (Ihr wisst schon wie), kam ein Hund nach dem anderen dazu. Ohne Aggression und Stress haben wir uns gegenseitig beschnuppert und sind mit Höchstgeschwindigkeit - wie ich sie liebe - über den Platz gesaust. Ein junger Rüde und ich zeigten gegenseitiges Dominanzverhalten. Der junge Spund wollte es nicht begreifen, dass er mir unterstellt sein sollte. Wir spulten fast das ganze Repertoire an Dominanzverhalten ab, was uns einfiel. Von Aufreiten, Aufdrängen, Pfote und Kopf auflegen, gegenseitiges Verfolgen über Blockieren des Weges bis hin zum Kreuzen der Laufrichtung. Aber alles lief friedlich zwischen uns ab. Dann wollte Jost leider gehen, aber nicht nach Hause, sondern Kuchen essen und dazu eine Tasse Kaffee trinken. Und wer ging wieder leer aus? Ich natürlich. Ich durfte wieder nur Kranenberger Wasser schlürfen. Aber die Sache mit dem Rüden war noch nicht geklärt. Ein Grund wieder zu diesem Platz zu gehen. Irgendwie werde ich Jost schon beeinflussen, dass er hier noch einmal mit mir hingeht.

 

04.04.16

Heute war der erste Termin zur Vorbereitung auf die Begleithundeprüfung. Hat super geklappt. Eigentlich brauche ich diese Vorbereitung ja gar nicht. Jost kann doch gleich die Prüfung mit mir ablegen. Ich bin doch so brav.

 

09.04.16

Alle drei Wochen hat Jost Dienst bei der Junghundeausbildung. Morgens hat er noch überlegt, ob er mich vor dem Training mit den anderen Junghunden zusammen spielen lässt. Er machte sich bei der Überlegung mehr Sorgen um mein Wohlbefinden, da ich einen Maulkorb tragen würde und den anderen Hunden nichts passieren könnte. Mit den "erwachsenen" Hunden spiele ich ja schon seit einigen Monaten. Die kennen auch das Sozialverhalten zwischen Hunden und es passierte auch nie etwas. Die Junghunden - ich finde den Begriff blöd und bezeichne die lieber als Rabauken oder Rüpel - sollen aber dieses Verhalten erst noch lernen. Deswegen hatte Jost Angst, dass mich einer dieser pubertierenden Fellnasen angreifen würde. Bis auf eine kleine Rauferei, wie sie öfters zwischen Hunden vorkommt, ging aber alles gut. Beim Training selber hat Jost die Handhabung einer Schleppleine erläutert und den richtigen Einsatz einer Reizangel erklärt. Jost wollte dann demonstrieren, wie man seinen Hund erst richtig heiß auf das angehängte Objekt machen muss, damit der Hund auch Spaß daran hat. Diese Trainingseinheit konnte Jost bei mir gleich überspringen, da ich meinen Kong am Ende der Leine erkannt haben. Ich weiß aber nicht, warum dieses Ding Reizangel heißt. Mich hat dieses  Ding nicht gereizt. Ich bin aber trotzdem wie um mein Leben meinem Kong hinterher gerannt. Dann war ich schneller als Jost und habe den Kong erwischt. Bin mir aber nicht sicher, ob er mich nicht doch gewinnen ließ. Dann eine kleine Pause und anschließend wieder in die andere Richtung. Da ich bei dieser Übung keinen Maulkorb auf hatte (den muss Jost vergessen haben) und nicht angeleint war, waren alle Teilnehmer mit Ihren Hunde auf der anderen Seite des eingezäunten Freilaufes. Nach wenigen Runden nahm die Länge meiner Zunge um ein Vielfaches zu. Es fühlte sich an, als würde ich sie zwischen meinen Hinterläufen hinter mir her ziehen. Hat ´mal wieder richtig Spaß gemacht.

 

16.04.16

Arbeitseinsatz auf dem Hundeplatz. Wegen des Morgen stattfindenden Agility-Turniers wurde heute der Platz auf Vordermann gebracht. Jost hat mich bei diesen Einsätzen in der Vergangenheit nie mit zum Platz genommen, weil er mich nicht irgendwo anbinden und alleine lassen wollte. Heute hat er das Vertrauen aufgebracht, mich mitgenommen und mitten im Geschehen angebunden. Früher hätte ich jeden, der in meine Nähe gekommen wäre angepöbelt. Heute dagegen war Kuscheln angesagt. Leute, die noch vor einem halben Jahr richtig Angst vor mir hatte, haben mit mir gekuschelt. Ich kam mir vor wie "everybody´s darling". Habe auch so getan, als würde ich von meinem Herrchen nie Kuscheleinheiten bekommen. Das hat richtig gut funktioniert.

 

08.05.16

Beim Spaziergang durch die Stadt kam Jost plötzlich auf die Idee, mich auf dem Wikinger-Schiff absitzen und für ein Bild posen zu lassen. War das peinlich! Und jetzt stellt er das Bild auch noch in so ein Netz. Hat Jost schon einmal vom Recht am eigenen Bild gehört? Oder vom Persönlichkeitsrecht? Es besagt, dass jeder Hund grundsätzlich selbst darüber bestimmen darf, ob und in welchem Zusammenhang Bilder von ihm veröffentlicht werden dürfen. Aber jetzt ist es ehe zu spät. Ihr wisst ja: Was einmal in diesem Netzt ist, bleibt immer in diesem Netz.

Ich als Wikinger auf einem Schaukelpferd - ist das peinlich!

 

08.06.16

Bei einer Übung auf dem Hundeplatz sollte die Ablage trainiert werden. Jost wies mir einen Platz auf dem Rasen zu, auf dem ich liegen bleiben sollte, bis er wieder zu mir kommt oder mich zum kommen auffordert. Ohne anzugeben: Für mich eine der leichtesten Übungen, zumal ich im Schatten lag. Es vergingen einige Minuten und plötzlich donnerte es. Früher wäre ich vor lauter Panik nur weggelaufen. Egal wohin, Hauptsache ich wäre dem Geräusch entflohen. Heute habe ich mich entschlossen, die Übung zu beenden, obwohl ich wusste, dass ich dort liegen bleiben sollte. Stattdessen ging ich in Josts Richtung, um bei ihm Schutz zu suchen. Er kam mir entgegen, brachte mich wieder auf den Platz, an dem ich vorher lag, kniete sich hin, drückte mir seinen Finger ins Gesicht (Yin Tang = beruhigende Technik aus der Akupressur) und war gar nicht enttäuscht, dass ich meinen Platz verlassen hatte sondern freute sich riesig darüber, dass ich zu ihm gekommen bin.

 

22.06.16

"Sich aufwärmen ist das Zweitgrößte !"

Jost sagte mir schon nach dem Aufstehen, dass ich heute eine große Überraschung erleben würde. Später sind wir in Richtung des Hundeplatzes gegangen. Das war bestimmt nicht die Überraschung. Vor dem Hundeplatz standen dann zwei junge Mädchen, die mich anschauten. Ich schaute natürlich zurück. Das mache ich bei allen Mädchen so.

 

 

 

"Im Wasser planschen und sich abkühlen ist das Größte !"

Aber dann habe ich jemanden gesehen, den ich hier an diesem Ort nicht erwartet hätte: Die Tochter meines ehemaligen Besitzers. Die Freude war wieder groß. Mit ihr, einer mitgebrachten Freundin und Jost spielten wir dann bis zum Umfallen mit Wasser und einer Reizangel. Das war ein blödes Spiel. Ein an einem Strick gebundener Kong flog immer im Kreis, und ich sollte hinterher rennen. So blöd es war, ich hab´ s getan und es hat riesigen Spaß gemacht. War eine tolle Überraschung, die man auch bald wiederholen könnte.

 

26.06.16

Das Springen vom Beckerand ist verboten!

Heute haben Jost und ich Bekannte in Garfeln besucht. Die hatten sogar einen Swimmingpool im Garten. Bevor ich aber in solch einen Pool springe, prüfe ich erst einmal die Qualität des Wassers auf Bakterien und den richtigen Chlorgehalt. Wie immer wollte ich am Beckenrand eine Probe nehmen, da habe ich gemerkt, dass ich dort nicht mehr stehen kann und plumps . . . war ich drin. Wie ihr auf dem Bild seht, konnte ich meine Hinterläufe noch etwas in der Luft behalten, aber die Schwerkraft sorgte auch bei denen dafür, dass auch diese bald im kühlen Nass versanken. Ich hätte natürlich lieber vorher geduscht (wie in einem Freibad üblich) und mich langsam abgekühlt. Und vom Beckenrand springen geht gar nicht! Aber es war sehr erfrischend.

Badespaß am Boker Kanal

Anschließend sind wir dann noch zum Boker Kanal gefahren. Das war wie in einem Pool mit Gegenstromanlage. Fremde Hund haben wir dort auch getroffen. Beim Tauchen habe ich dann viele Baumwurzeln und Steine entdeckt, die ich gerne Jost gebracht und gezeigt hätte. Ging ´mal wieder nicht . . . Maulkorb - ich weiß wegen meiner Zähne.

 

24.07.16

Bei richtig sonnigem Wetter waren wir zwei auf einem befreundeten Hundeplatz. Nach langem Chillen und gelegentlichem Spielen mit den anderen Hunden, band mich Jost dann mit der Leine an einen Baum und ging weg. Einen Augenblick später stand er dann neben mir und ca. 6 Meter vor uns stand ein kräftiger Mann, der sich anschließend in vorgebeugter Haltung mit ausgestreckten Armen und sehr langsam auf uns zu bewegte. Genau so, wie ich es (nicht!) mag! Ich glaub` ich spinne! Der wollte uns bedrohen. Der kam immer näher und ca. 1,5 m vor uns wurde es mir dann zu bunt. Ich ging auf ihn los. Genauer gesagt, ich wollte auf ihn losgehen. Die kurze Leine (damit ich mich nicht am Hals verletze) und der Maulkorb haben Schlimmeres verhindert. Der Mann wich nicht zurück, stattdessen hat mich Jost daran gehindert, ihn weiter anzugreifen. Dann nahm er das Zepter in die Hand und drängte den gefährlichen Mann wieder 6 Meter zurück. Boah, war das mutig von Jost. Der war viel kräftiger als Jost und Jost hat ihn einfach rückwärts von uns weg geschoben. Richtig mutig, habe ich ihm gar nicht zugetraut, chapeau!

 

Daraufhin kam der böse Mann wieder auf uns zu. Zu Josts Überraschung habe ich ihn angeschaut und ihn so "gefragt", ob er sich wieder um den Mann kümmert oder ob ich uns aus dieser bedrohlichen Lage befreien soll. Mit einem Geräusch, dass ich von ihm kannte, machte er mir klar, dass er die Situation im Griff hat und ich nahm mich zurück. Der Mann kam dann noch näher und war schon fast an meinen Kopf. Ich war sehr aufgeregt aber gleichzeitig wusste ich, dass Jost die Situation beherrschte und ich entspannte mich. Ich ging einen Schritt auf den Mann zu und zeigte ihm ganz deutlich, dass er mich jetzt streicheln durfte. Der hat auch gar keine Angst vor mir gehabt. Er streichelte mich und wir waren glücklich. Dann das gleiche "Spielchen" mit einer Frau. Auch diese habe ich zunächst attackiert wollen und mich später aber auch von ihr streicheln lassen.

 

Daraus haben wir alle etwas gelernt: Niemand will dem Anderen etwas Böses und die Lage war sehr entspannt. Später hat Jost mir erklärt, dass beide Situationen von ihm geplant und gestellt waren, um mir abzugewöhnen, bei bedrohlichen Situationen fremde Menschen zu attackieren und er sich selber um solche Situationen kümmern kann. Hat super funktioniert.

 

24.08.16

Wer ist schon zu Lebzeiten auf einer Briefmarke verewigt?

Psssst, es ist 06:45 Uhr, nicht Jost verraten: Heute ist mein Geburtstag. Ob er daran denkt? Ich wusste es, das er das tut. Hat mir bei der morgendlichen Begrüßung schon gratuliert und mir eine Überraschung versprochen aber nicht verraten. Ob ich einen dicken Kauknochen bekomme? Bis nachmittags ist Nichts passiert. Aber dann sind wir mit dem Auto zur Lippe gefahren und ich durfte dort wieder meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen: Umdekorieren der großen Steine in der Nähe des Ufers. War richtig anstrengend bei dem warmen Wetter. Ich sah anschließend aus wie ein begossener Pudel. Die Idee war besser als der größte Kauknochen. Anschließend zeigte er mir eine Briefmarke, die er zum Gedenken an mich gefertigt hat. Normalerweise wird man so nach dem Ableben gewürdigt. Jost hat mir diese Ehre aber bereits zu Lebzeiten erwiesen.

 


26.08.16

Heute bin ich nun seit 2 Jahren in meinem Rudel. Manchmal denke ich noch an die Zeit im Tierheim zurück. Tagein tagaus, immer das gleiche: Gebell von den anderen Hunden, Gefauche beim Vorbeilaufen bei den Katzen, Kälte im Winter, Nässe und Feuchtigkeit bei Regen, kurze Gassigänge und Spieleinlagen und die Angst der Besucher, wenn sie mich sahen oder hörten. Und da war noch die Einsamkeit. Ich bin ein Hund und lebe normalerweise in einem Rudel. Die Einsamkeit war das Schlimmste von allem. Ich bin so froh, dass ich nun eine Familie habe, die mich liebt, mich so akzeptiert, wie ich bin und nicht aufgeben, mir soziales Verhalten beizubringen, um mich mit anderen Hunden und Menschen zu verstehen. Wenn ich heute mein Verhalten mit dem vergleiche, was ich mir früher geleistet habe. Zu Anfang hatten fast alle Vereinsmitglieder im Hundeverein Angst vor mir. Jetzt glaube ich, dass mich fast alle lieben und gerne mit mir knuddeln. Kann es eine bessere Entwicklung in einem Hundeleben geben?

 

05.09.16

Jost ist mit mir außer der Reihe zum Hundeplatz gefahren. Er wollte irgendeine Werbung aufhängen. Als er fertig war, habe ich erst bemerkt, dass einer der beiden Hunde ich selber war. Wo Botox bei mir im Gesicht nichts geholfen hat wurde schließlich mit PhotoShop nachgeholfen. Super Sache, was Ihr Menschen für Erfindungen macht. Jetzt muss ich jedes Mal, wenn ich auf dem Platz bin, meine eigene Schnauze ansehen. 

Heidi würde sagen: "Ich habe heute ein Foto für Dich!"

 Übringens: Links auf dem Bild ist meine Vorgängerin "Georga". Sie ist 17 Jahre und 4 Monate alt geworden. So alt möchte ich auch ´mal werden. Dank der Erfindungen werde ich dann mit dem Rollator über den Hundeplatz fegen und alles umfahren, was mir im Wege steht. Freue mich jetzt schon drauf. Vielleicht geht es mir dann sogar besser als Jost. Sehe mich schon mit einer Rikscha im Schlepp, auf der ich Jost hinter mir her ziehe. Super Vorstellung.

 

23.10.16

Das war wieder ein aufregender Tag. Jost ist schon sehr früh - um 05:00 Uhr - aufgestanden und hat mich noch ein bisschen schlummern lassen. Da wusste ich schon, irgendetwas ist heute wieder im Busch. Der würde sonst nie mitten in der Nacht aufstehen. Aber bei irgendwelchen Veranstaltungen sind wir uns einig: Zuerst macht Jost die Organisation und die Arbeit und ich delegiere und später bei der Veranstaltung selber macht Jost wieder die Arbeit und ich darf "Posen". Ich finde, dass ist eine gute Arbeitsteilung. Nachdem ich dann erfahren habe, dass es ins Freibad CabrioLi geht, habe ich nur gedacht:

 

Chillen und W A S S E R - YES

 

Hundschwimmen mit Physiotherapie im CabrioLi

Den Rest des Tages werde ich dann als Anschauungsobjekt assistieren und mich den ganzen Tag im Umkleidebereich des Freibades (draußen hätte es ja regnen und kalt sein können!) durchkneten lassen, damit die Besucher sehen, wie gut es mir dabei geht. Von wegen: Ein einziges Mal lag ich auf der Gymnastikmatte. Dann kamen ständig Besucher mit Ihren Hunden und dann wurden diese behandelt. Das ist mein Job. OK, habe ich mir gedacht, wirst schon sehen, was du davon hast. Dann hörte ich den ganzen Tag das Gebell, Geplansche und Geschrei der anderen Hunde, die sich im Außenbecken tummeln konnten. Jetzt dachte ich wenigsten, dass Jost auch mit mir dort hingehen würde. Ich und Wasser passen genau so zusammen wie Pott und Deckel. Aber nein, Jost wollte mich nicht mit den anderen Hunden ins Wasser lassen.

 

Er nahm an, dass die Leute dann wegen meiner Größe und des Maulkorbes Angst bekommen und das Becken fluchtartig verlassen würden. Deshalb wartete er, bis es gegen Ende nur noch drei Hunde waren und ging dann mit mir zum Becken. Dann die Enttäuschung: Dort waren weder Wurzeln noch Steine im Becken. Das ist nichts für mich, ist doch voll langweilig. Bin `mal kurz hinein gesprungen, dann aber gleich wieder ans Ufer geschwommen. Ich brauche halt etwas zum Herumwühlen. Aber die anderen Hunde hatten richtig Spaß. So, als Rache wollte ich dann mit unserer Tageseinnahme durchbrennen und mir viele große Knochen kaufen. Jost hat mich natürlich erwischt und spendete das Geld in voller Höhe ohne Abzug dem Tierheim. Das Geld meinen ehemaligen Tierheimkollegen zu spenden war nicht schlecht, aber ein großer Haufen Knochen für schlechte Zeiten wäre besser gewesen. Ohne Knochen, ohne Wurzeln ohne Steine und ohne stundenlange Massage sind wir dann wieder nach Hause gefahren. Und weil Jost von dem Tag begeistert war, war ich es dann ihm zu Liebe auch.

 

30.10.16

Leistungs-Urkunde von Diego Wunner

Als Nachtrag zum 18.06.16 sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass Jost und ich an diesem Tag zur Abnahme der Begleithundeprüfung angetreten sind. Dies war wahrscheinlich die kürzeste Prüfung in der Vereinsgeschichte, weil ich bereits beim Ablesen des Identifizierungschips an der Hand des Leistungsrichters hing. Und ich hing nicht nur, sondern ein Eckzahn stanzte ihm auch noch ein kleines Loch in die Hand. Warum beugt sich der Kerl auch nur so bedrohlich von oben zu mir herunter und führt gleichzeitig mit der rechten Hand das Lesegerät in Richtung meines Halses. Genau so liebe ich es, von fremden Menschen begrüßt zu werden. Das hatte zwei Vorteile: Ich wusste bereits jetzt schon, dass wir diese Prüfung nicht bestanden hatten und Jost musste mit mir nicht mehr das Prüfungsschema laufen und an der Stadtprüfung teilnehmen. Und das Ganze war mir so peinlich, dass ich es am 18.06.16 "vergessen" hatte, ins Tagebuch einzutragen ... ich Schlitzohr.

 

Aber heute sind wir noch einmal angetreten. Geht ja gar nicht, dass ich als Trainer-Assistent-Hund nicht alltagstauglich im Gehorsam stehen soll. Jost hatte morgens noch ein schlechtes Gefühl, weil ich in den letzten Tagen bei manchen Übungen nicht so reagiert habe, wie ich eigentlich sollte. Aber ich habe ihm bewiesen, dass er sich immer auf mich verlassen kann. Mit wenigen Punktabzügen (u.a. wegen Grasfressens) mussten wir leben, aber unter dem Strich waren wir klasse. Übrigens auf der Urkunde steht "disqualifiziert wegen Wesensmangel". Das ist wie bei einem Arbeitszeugnis: "Er war stets bemüht" - hat es aber doch nicht auf die Reihe bekommen. Bei mir ist es schlicht und ergreifend eine andere Formulierung für "Der hat mich gebissen!".

 

17.11.16

17.11.16 "Der Patriot"

Zwar 17 Tage zu spät, aber heute bin ich in der Zeitung "Der Patriot" ganz groß heraus gekommen. Ok, nicht ganz so groß ... gut, eigentlich nicht groß ... um ehrlich zu sein, bin ich persönlich gar nicht erwähnt worden.

Ich habe dem Chefredaktuer vor Erscheinen dieses Artikels noch großzügig angeboten, gegen eine angemessene Vergütung - versteht sich -, ein großes Bild von mir zu diesem Artikel zu veröffentlichen. Dies hat er dankend abgelehnt. Nach weiteren zähen Verhandlungen bot ich ihm dann an, dass er von Jost Geld bekäme, damit ich vielleicht mit einem kleinen Bildchen erscheine. Darufhin wurde das Gespräch verkürzt. Genauer gesagt wurde es abgebrochen und wir wurden gebeten die Räumlichkeiten zu verlassen.

Zum Abschied habe ich ihm dann zugerufen, dass man sich immer zwei Mal im Leben sieht, einmal mit und einmal ohne Maulkorb. Jost fragte mich dann, ob ich noch alle Tassen im Schrank hätte. Ich antwortete ihm: "Erstens habe ich alle Näpfchen im Schrank und zweitens ist PR überlebenswichtig - auch für einen Hund wie mich!"

 

24.11.16

10 Sekunden haben mein Leben verändert:

Immer wieder bekomme ich E-Mails, in denen mich Leser meines Tagebuches fragen, ob ich bereits in jungen Jahren so böse zu Menschen und Hunden war. Antwort: Nein. Ich versuche nachfolgend zu erklären, was mich dazu gebracht hat, so zu werden. Diese Erklärung beruht auf Erzählungen, die ich nach bestem Wissen und Gewissen wiedergebe. Die Richtigkeit der Angaben vor der Zeit bei Jost kann ich nicht garantieren.

Die Tochter meiner Vorbesitzer hat mir viele Tricks beigebracht und sich auch sehr intensiv mit mir beschäftigt. Soweit hatte ich ein schönes Leben. Angefangen hat alles mit der Trennung meiner Vorbesitzer. Da mich von ihnen keiner behalten konnte, kam ich am 14.12.12 ins Tierheim in Lippstadt.

Dort war es nicht mehr so gemütlich und kuschelig wie zu Hause. Im Innenzwinger sind mir die anderen Hunde sehr nah auf die Pelle gerückt und ständig hat mindestens ein Hund gebellt. Der Tagesablauf, die Unruhe, all die unterschiedlichen Menschen haben mich sehr verunsichert. Immer, wenn jemand die Tür zu unserem Zwingertrakt öffnete, habe ich ihn lautstark angebellt. So vergingen die ersten Wochen, ohne dass ich die Möglichkeit hatte, mich auch nur einen Moment zu entspannen.

Am 06.01.13 habe ich dann Jost richtig kennen gelernt. Vorher ging er auch nur an meinem Zwinger vorbei, ohne sich richtig um mich zu kümmern. An diesem Tag wollte er mich richtig kennen lernen und ging in die Mitte des großen Auslaufes und wandte sich von mir ab, indem er in die entgegengesetzte Richtung schaute. Zwei Pflegerinnen haben dann auf Zeichen das Türchen geöffnet, sodass ich die Wiese betreten konnte. Da ich so aufgeregt war und mich auf den "Hofgang" so gefreut habe, rannte ich stürmisch auf Jost zu, rempelte ihn heftig mit meiner Flanke zur Seite, sodass er fast sein Gleichgewicht verloren hätte. Dann folgte die nächste Runde, wieder rannte ich auf ihn zu und rempelte ihn an. Aus Übermut schnappte ich bei jedem Anflug nach seiner Hose, ohne ihn aber dabei zu verletzen. Später hat mir Jost gesagt, dass ich mich benommen hätte wie ein respektloser, nicht ausgelasteter, unerzogener „Proletarier" oder kurz "Proll", der einfach seine überschüssige Energie los werden wollte. Das Schnappen ist zwar auch schon als aggressives Verhalten zu deuten, ist aber - wenn es frühzeitig richtig erkannt und therapiert wird - kein großes Problem.

In den folgenden ca. fünf Wochen hat Jost mir dann verständlich gemacht, dass er nichts mit mir anstellt, solange ich meine Aufregung nicht unter Kontrolle habe. Er hat - solange ich aufgeregt war - vor dem Zwinger nicht mit mir gesprochen, mich nicht angeschaut, hat die Zwingertür nicht geöffnet, mir nicht die Leine angelegt, ist nicht mit mir durch die ganzen Türen und geschweige denn mit mir Spazieren gegangen. Es hat etwas gedauert, weil Jost ja immer nur sonntags für 4 Stunden hier im Tierheim war. Und selbst dann hat er sich nicht nur um mich kümmern können, er hat ja auch noch andere Hunde trainiert und kranke Hunde physiotherapeutisch behandelt.

Dann kam der Tag, an dem Jost das 1. Mal in Lipperode mit mir spazieren gehen wollte. Er stand vor meinem Zwinger und sah zwei Dinge. Trichter um den Hals und Maulkorb an der Zwingertür. Den Trichter konnte er sich gleich erklären - Kastration. Aber warum dort plötzlich ein Maulkorb hing, konnte er nicht verstehen. Er ging sofort ins Büro und erfuhr dort, was geschehen war. Beim Tierarztbesuch ging wahrscheinlich alles schief, was schief gehen konnte:

Ein Hund aus dem Tierheim sollte grundsätzlich mit einem Maulkorb behandelt werden, da niemand dabei ist, dem der Hund vertraut und ihm somit Sicherheit bieten kann. Hier fehlt einfach eine Bindungsperson. Diese ist eine Person, die für den Hund nicht ersetzbar ist. Da aber die Menschen im Tierheimalltag ständig wechseln, kann eine feste Bindung nicht aufgebaut werden. Futter bekomme ich von unterschiedlichen Pflegern, der Zwinger wird von unterschiedlichen Mitarbeitern gesäubert und die Gassigänger wechseln auch ständig. Der Maulkorb gibt allen Beteiligten im Behandlungsraum Sicherheit, die sich auch auf den Hund überträgt. Einen großen Hund wie mich kann man auch auf dem Boden behandeln und mir dort die Narkosespritze setzen. Aber was wurde gemacht: Mit vier Personen haben sie mich auf den Behandlungstisch gesetzt und fixiert, sodass ich Panik bekam und wild um mich gebissen habe. Eine Mitarbeiterin des Tierarztes hat es dann erwischt. Besser gesagt ich habe sie erwischt. Ich habe sie so schwer verletzt, dass sie sogar sofort ins Krankenhaus musste.

Ab diesem Zeitpunkt habe ich mein Vertrauen zu Menschen völlig verloren und mich bei entsprechender Nähe fremder Menschen für mich angemessen verteidigen wollen.

Nach der Wundheilung ist Jost dann mit mir in Lipperode spazieren gegangen. Gleich zwei Vorfälle haben Jost gezeigt, wie ich mich verändert habe: Zunächst gingen wir auf dem Bürgersteig und uns kam ein junges Ehepaar entgegen. Jost hat mein Verhalten beobachtet und sich entschlossen einfach weiter zu gehen. Bis auf zwei Meter vor uns war alles in Ordnung, dann preschte ich plötzlich nach vorne, ohne die Zähne zu fletschen, ohne zu knurren oder andere körpersprachliche Warnzeichen zu geben. Die beiden müssen sich gedacht haben, noch so einer, der seinen Hund nicht im Griff hat. Einen Menschen zu warnen, wenn mir etwas nicht gefiel, war für mich überflüssig, ich ging gleich drauf. Der zweite Vorfall ereignete sich einige Minuten später. Wir gingen beide auf dem linken Bürgersteig und ungefähr 50 m vor uns spielten zwei kleine Jungs mit einem Ball im Garten. Einer der beiden hat dann den Ball über den kleinen Zaun geschossen, der dann auf unsere Straßenseite rollte und am Bordstein liegen blieb. Einer der Jungs sprang über den Zaun und holte sich den Ball zurück. Während dessen ging ich ins Geschirr und machte Laute, die Jost noch nie von mir gehört hatte, die er aber richtig deutete: Ich wollte töten. Ich wusste nur noch nicht, ob ich erst den Ball oder den Jungen zerschreddern würde.

Jetzt wusste Jost Bescheid: 10 Minuten beim Tierarzt haben meine Psyche regelrecht versaut. Aus dem unerzogenen "Proll" ist ein aggressives Monster geworden. Jost war entsetzt von meiner Entwicklung und machte sich Gedanken, wie er mich weiter trainieren sollte.

Den Rest haben die 20 Monate Tierheimaufenthalt in mir verändert. Der eine Hund steckt diese Zeit unbeschadet weg, der andere nicht. Ich gehörte zur zweiten Gruppe. Entspannen kann man dort nicht. Mindestens ein Hund bellt tagsüber immer, vor dem Gassigehen an den sichtbaren Katzenausläufen vorbei, nachts unter den anderen Hunden, bei Starkregen oder Gewitter niemand da, der einem Sicherheit bietet. Eines möchte ich aber noch klar stellen und erwähnen: Dem Tierheim und seinen Mitarbeitern mache ich keinen Vorwurf. Alle Mitarbeiter geben ihr Bestes, um allen Tieren gerecht zu werden und ihnen dort den Aufenthalte so angenehm wie möglich zu gestalten, aber eben nur so viel, wie es die Zeit und die Finanzen zulassen.

So, jetzt kennt Ihr meine Vorgeschichte. Und tut mir einen Gefallen: Wenn ihr das Gefühl habt, dass die Vorgehensweise bei einem Tierarzt oder auf einem Hundeplatz, bei einem Hundetrainer oder dem Betreiber einer Hundepension Euerem Hund nicht gut tut, habt den Mut, und brecht sofort ab. Gebt fairerweise eine kurze Begründung ab, damit derjenige auch die Möglichkeit hat, sich weiter zu entwickeln und geht dann einfach nach Hause. Tut Euerem Hund dies nicht an. Gebt ihm die Sicherheit und den Schutz, den jeder von uns benötigt! Vielen Dank auch im Namen meiner unzähligen Leidensgenossen!

 

24.12.16

Ab heute hat der Begriff STACHELHALSBAND eine ganz neue Bedeutung für mich: Jost hat mir zu Weihnachten ein solches Halsband geschenkt. Es ist natürlich kein richtiges Stachelhalsband. Es ist ein normales Leucht-Halsband, bei dem befestigte Stacheln die Leuchtkraft der LEDs nach aussen weiterleiten. Komme mir vor wie der Weihnachtsstern. Und nur weil Jost selber eine Glatze hat, muss er mir doch nicht so etwas kaufen. Schaut Euch das ´mal an!

 

Ohne Halsband ........................................... mit Halsband .............................................. mit Blitzlicht


Aber wegen meiner langen Haare würde mich niemand im Dunkeln sehen. OK, da hat er ja Recht. Beim 3. Bild habe ich mich noch so geschämt, dass ich nicht in die Kamera gucken wollte ... und auf Kommando schon ´mal gar nicht!


31.12.16

Im Vergleich zum letzten Jahr Silvester, musste Jost nur von 23:45 - 00:15 Uhr mit einer bestimmten Technik auf mich einwirken. Davor und danach war ich deutlich entspannter als letztes Jahr. Ich glaube, dass ich jetzt noch mehr Vertrauen zu Jost habe und deswegen weniger Panik bei der Silvester-Knallerei habe.

 

11.01.17

Bei dieser Übung musste Bruno akzeptieren, dass ich von uns beiden die Führung übernehme.

Heute hat sich bei mir ein Kreis geschlossen. Wie Ihr ja mittlerweile wisst, hat meine Aggression ihren Ursprung im Umgang mit mir während eines Tierarztbesuches. Heute haben Jost und ich einen Kunden-Hund in eine Tierarztpraxis begleitet. Bruno war bereits panisch vor Aufregung, als er nur auf dem Parkplatz zur Praxis aus dem Auto gesprungen ist. Jost hat es dann in den vergangenen Wochen geschafft, dass Bruno mich nett findet, wir gemeinsam im Garten spielten und er zu mir so viel Vertrauen aufbaute, sodass ich mit ihm gemeinsam - mit einer Leine verbunden - spazieren gehen konnte.

 

 

Jost führte mich dann heute mit einer kurzen Leine in die Praxisräume und Bruno hing mit einer gesonderten Leine an meinem Halsband. Dass ich - bei meinen Tierarzterfahrungen - einen anderen Hund "überreden" konnte, die Praxisräume zu betreten, machte mich ganz stolz. Auch Jost war stolz auf mich. Das war an seiner Körpersprache in diesem Augenblick deutlich zu erkennen. Als Belohnung haben wir dann beide ganz viele Leckerchen von einer tierärztlichen Fachangestellten bekommen.


26.02.17

Wegen des Rechtes am persönlichen Bild, wurde das Gesicht von Sam mit einem Balken versehen.

Heute war es meine Aufgabe, einer Kundin von Jost das nötige Selbstvertrauen zu geben, damit sie sich stärker bei ihrem eigenen Hund durchsetzt. Jost sagte mir vor dem Training, dass - wenn sie es schafft, mich konsequent zu führen - sie dies auch bei ihrem eigenen Hund schaffen würde. Bin ich denn wirklich so schlimm? Aber wie man sieht: Es hat funktioniert. Was man nicht sieht: Die Kundin hat sogar dabei gelächelt.

 

 

30.05.17

Ort: Hundeplatz

Wetter: Heiß

Luftfeuchtigkeit: z. T. 100%

Spaßfaktor: 110%

Trainingseffizienz: Sehr hoch

Akustisches Highlight: Zähneklappern

Visuelles Highlight: Hüftschwung

 

17.06.17

Heute durfte ich ´mal zeigen, was in mir steckt. Diego Maradona ist zwar klein . . . ich dafür bin aber schnell. Dass ich meinen Maulkorb an habe, finde ich ausnahmsweise einmal gut, sonst würde ich mir die Zähne an diesem Ding im wahrsten Sinne des Wortes ausbeissen. Ihr könnt von mir lernen: Dribbeln, Antäuschen, Provozieren, Steuern usw.


31.07.17

Auf mein Herrchen kann ich mich verlassen. Heute war es wieder sehr warm und was macht er mit mir? Er ist mit mir zur Lippe gegangen und hat mich in ihr planschen lassen.

Die Lippe - unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2017. Dies sind die Abenteuer des Hundes Diego, der mit seiner Schnauze unter dem Wasserspiegel unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. 20 cm von der Wasseroberfläche entfernt, dringt Diego in Galaxien vor, die nie ein Hund zuvor gesehen hat.

Immer wieder versucht er, die Steine und Wurzeln ans Ufer beamen zu lassen. Alles funktioniert innerhalb normaler Parameter. Doch es gelingt nicht. Er gibt nicht auf. Ein letzter Versuch: E N E R G I E !

 

24.12.17

Lange haben Sie nichts mehr von mir gelesen. Der Grund: Im Leben passieren nicht jeden Tag interessante Dinge, die berichtenswert sind. Der Alltag und die Routine siegen dann doch irgendwann. Und bevor ich täglich das Selbe schreibe, berichte ich lieber nur von Ereignissen, die ich interessant und erzählenswert für Sie halte. Weniger ist manchmal mehr! Trotzdem will ich es nicht versäumen, Ihnen frohe und besinnliche Weihnachtsfeiertage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr zu wünschen. Nächstes Jahr schreibe ich dann weiter, um Sie auf dem Laufenden zu halten. Bis dahin alles Liebe!

 

01.01.18

Die letzten Tage waren wieder schlimm. Immer wenn ich mich lösen wollte, knallte irgendwo in der Nähe ein Kracher. Da bekomme ich immer noch Angst. Entspanne dann aber auch schnell wieder. Silvester fand ich dieses Jahr super. Warum? Es hat ganz doll geregnet, und es war bis 10 Minuten vor 12 draußen nicht viel los. Dann ging es aber auch schon los. Jost hat mich mit seinem Finger in meinem Gesicht wieder zur Entspannung genötigt und zu seiner Überraschung habe ich sogar um 2 Minuten nach 12:00 meinen Kopf zwischen meine Pfoten auf dem Boden abgelegt. Jost wußte gar nicht, was er sagen sollte. Er war nur begeistert von mir. Diese Ruhe ging dann noch bis kurz vor 2 Uhr. Dann wollte Jost mit mir Pipi machen gehen. Er dachte wohl - weil er längere Zeit nichts mehr gehört hat - die Menscheit hätte sich beruhigt. Irrtum: Genau als ich wieder mein "Hahn" aufgedreht habe, knallte es wieder. Habe mir aber dann innerlich gedacht: Wegen Dir drehe ich meine "Hahn" jetzt nicht zu. Dann zog ich aber dennoch ganz schnell in Richtung Terrasse und schnell wieder ´rein.

 

11.01.18

Heute Morgen war wieder irgendetwas anders. Jost stand (für mich) mitten in der Nacht auf, wusch sich und zog sich an. Ohne Frühstück fuhr er dann mit mir weg. Ohne Frühstück - das geht gar nicht! Als wir anhielten, sah ich die Bescherung. Das war nicht das Haus vom Nikolaus. Das war das Haus von meinem Tierarzt. Ich hätte es wissen müssen. Aber es ist ja wieder Jahresanfang. Zeit zum Impfen. Aber statt hinten hinein und fertig, haben die mir einen Zugang gelegt. Mein Kopf wurde plötzlich schwerer und schwerer. Dann legten sie mich auf die Seite und ich fühlte mich leicht angetüddelt, wenn Ihr wißt, was ich meine. Dann habe ich denen aber gezeigt, wo der Hammer hängt. Ich habe mir gedacht, die Zeiten der Aggressionen sind vorbei, aber so schnell kriegt ihr mich nicht klein. Innerhalb der nächsten 5 - 10 Minuten habe ich mich noch einige Male kräftig aufgebäumt. Ihr kriegt mich nicht ... ihr kriegt mich nicht ... ihr kriegt mich nicht. Jost hat noch gesagt: "Träum´ schön von Fienchen!" Dann haben sie mich auf eine Pritsche umgebettet und wollten einfach losfahren. Auch dann habe ich mich noch einmal zur Wehr gesetzt (habe aber natürlich nicht gebissen, obwohl sie mir meinen Maulkorb schon abgenommen haben). Dann kann ich mich an nichts mehr erinnern. Filmriss! 

"Ich glaub´, ich bin auf Droge!"

Später stand jemand vor meinem Käfig, der eine Glatze hatte und sprach mich mit Diego an. Da kein anderer Hund da war, nahm ich an, dass er mich meinte. Tabletten eingesackt, Rechnung bezahlt, auf der Hundetoilette noch eine Marke hinterlassen, ab ins Auto und schnell nach Hause. Dort ruhe ich mich gerade aus. Ich hasse es auch normalerweise, wenn mich Jost zudeckt. Diesmal tat es richtig gut. Und auf meinem Schreibtisch mit Überblick auf meine Straße war alles wieder in Ordnung.

 

12.01.18

Bin wieder "nüchtern" und habe mitbekommen, was los war: Reine Profilaxe: Zahnstein entfernt, damit keine bösen Bakterien meinen Körper verseuchen und da ich ehe dafür unter Vollnarkose lag, haben sie mir auch gleich noch einen Tumor, den ich bereits seit 3 Jahren hatte und der nicht größer wurde, sowie eine Warze im Augenwinkel entfernt. Darüber, dass mich die Leute beim Tierarzt zum Träumen geschickt haben, bin ich nicht böse, aber dass ich jetzt am rechten Oberschenkel eine Glatze habe wie mein Herrchen auf dem Kopf, nehme ich ihnen richtig übel. Das sieht so was von sch... aus. Und das juckt jetzt so. In 10 Tagen werden irgendwelche Seile gezogen, die meine Wunde zusammenhalten sollen. Die stellen sich an, als würde ich an der Stelle auslaufen. Aber Jost wird schon wissen, was er denen erlaubt hat, der meint es doch nur gut.

 

14.01.18

Seit der OP bekomme ich mehr zu fressen: Morgens und abends 1 1/2 Tabletten von einer Sorte und 1 ganze Tablette von einer anderen Sorte. Und wenn Ihr glaubt, dass ich die einfach so herunter schlucke, habt Ihr Euch getäuscht. Habe geschickter Weise die Dinger mitgefressen, dann aber gemerkt, dass die nicht nach rohem Rindfleisch schmecken und sie meinem Herrchen wieder vor die Füße ausgespruckt. Und wisst Ihr warum? Jetzt kriege ich die Dinger schön in Fleischwurst eingepackt zum Verzehr aus der Hand angeboten. Beispiel für eine gelungene Hunde Herrchenerziehung. An meine Kollegen: Ihr könnt von mir noch ´was lernen!

 

08.03.18

Heute Morgen stand "Diego" auf Jost´s Terminkalender. Nicht, dass er sich sonst nicht um mich kümmert. Aber das war schon "extrem beauty"! Augen frei gelegt, Löwenmähne ausgedünnt, Bart, Lefzen, eine Wolfskralle (die meint wohl immer schneller wachsen zu müssen als die andere), Haare an den Läufen und zwischen den Ballen und am Popo geschnitten. Nach einer Stunde war alles vorbei. Bis zum nächsten Mal dürfen ruhig noch ein paar Jahre vergehen.


30.05.20

Arko:

Mein Name ist Arko. Ich bin ein Schäferhund/Malinois-Mix und wurde am 02.03.20 als Einzelwurf auf einem Bauernhof geboren. Meine Halter haben wegen meines Verhaltens einen Hundetrainer angerufen, der ihnen bei der Erziehung helfen sollte. Jost war heute auch bei uns und hat sich von der ganzen Situation ein Bild gemacht. Ergebnis: Ich kann nicht tagsüber über 8 Std. von einem Ehepaar erzogen, gepflegt und beschäftigt werden, das 73 und 83 Jahre alt und körperlich in unterschiedlicher Weise eingeschränkt ist. Jost hat gleich erkannt, dass ich als Malinois-Mix Hummeln im A... habe. Ich beherrsche logischerweise noch keine Kommandos, höre nur auf meinen Namen, wenn ich Lust habe, kann nicht an der Leine laufen oder bleibe einfach stehen, beiße in die Leine, klaue Kleidungsstücke aller Art und bearbeite diese nach und denke mir stets neue Überraschungen aus, um keine Langeweile aufkommen zu lassen - also ein ganz normaler Welpe. Was ich aber auch erwähnen möchte ist, dass die Beißhemmung - vielleicht wegen der fehlenden Wurfgeschwister - nicht sehr stark ausgeprägt ist. Das heißt ich bearbeite gerne mit meinen kleinen spitzen Zähnchen Hosenbeine, Hände und Arme so intensiv, dass sogar etwas Rotes aus der Haut meiner menschlichen Spielkameraden tritt. Dies ist nicht böse gemeint, aber tut denen schon sehr weh. Bei einem Spaziergang bestätigte dann auch die Halterin, dass sie sich völlig überfordert fühlt, sie keinen Einfluss auf mich hat und sie die ganze Situation sehr belastet. Dann hat Jost Wunner meinen Haltern geraten, sich von mir zu trennen. Er machte der älteren Dame klar, dass Sie nicht der Grund für die Trennung sei, sondern die Entscheidung für einen Welpen von Anfang an zum Scheitern veruteilt war. Desweitern hat sie nun Angst, dass ich irgendwann in einem Zwinger ende. Jost hat sich dann entschlossen, die Halter bei der Suche nach einem neuen zu Hause bei Facebook zu unterstützen und eine Vorauswahl von Interessenten zu treffen.

31.05.20

Arko:

Heute um 8:35 Uhr war dann der Post auf Facebook zu lesen. Jost hat sich richtig Mühe gegeben und eine ausführliche und ehrliche Beschreibung von mir veröffentlicht. Da er mit vielen Interessenten gerechnet hat, entwarf er auch noch gleich eine Selbstauskunft, die er den Interessenten als E-Mail schicken wollte und um später eine strukturierte Vorauswahl treffen zu können. Abends, um kurz vor 20:00 Uhr meldete sich dann ein junger Mann per E-Mail:

„Schönen guten Tag ich heiße ... , Ich interessiere mich ernsthaft für arko ich liebe Hunde bin seit klein auf mit Hunden groß geworden daher auch viel erfahrung mit Hunden. Würde mich über eine Rückmeldung freuen. Zu mir noch ich bin 21 Jahre alt. Viele Grüße ...“ (unzensierte Fassung!)

Sehr skeptisch schickte Jost ihm dann diese Selbstauskunft zu, die bis heute nicht beantwortet wurde. Vielleicht lag es an der letzten Frage: Sind Sie mit einer Vorkontrolle bei Ihnen einverstanden?

Und dann hat Jost auf weitere Nachrichten gewartet. Je mehr Tage vergingen, dachte sich Jost, ok, das werden keine Spontankäufer sein, sondern qualifizierte Hundeliebhaber, die sich den Kauf eines Malinois-Mixes reiflich überlegen. Langsam merkte Jost aber, dass die Nachfrage nach mir gleich 0 war. Keine weitere E-Mail, kein Anruf, Nichts! Bevor ich evtl. im Tierschutz lande, hat sich Jost dann überlegt, mich zu adoptieren. Er hatte eigentlich erst in 2 Jahren vor, sich einen Picardie-Welpen zu kaufen, den er ebenfalls zu einem Trainer-Assistenthund ausbilden wollte, damit Diego, der jetzt auch schon 10,5 Jahre alt ist, langsam in den Vorruhestand gehen kann. So habe ich noch viel Zeit, mir viele Dinge von Diego abzuschauen und ihn immer mehr zu entlasten.

07.06.20

Arko:

Heute Nachmittag sind meine Halterin, ihre Tochter und ich zu einem großen Platz gefahren. Sie sollten mich auf den Arm nehmen, damit ich nicht mit den anderen Hunden überfordert bin. Sie gingen mit mir auf eine große Wiese, wo schon ein anderer Hund auf mich gewartet hat. Jetzt weiß ich auch mittlerweile, wer das war: DER ALBTRAUM in Gestalt von Diego. Der war viel größer als ich und hatte lange zottelige Haare. Dann folgte der erste Kontakt. Ich glaube, der versteht keinen Spaß. Hat der mich blöd angemacht. Später habe ich noch gehört, dass ich einen anderen Namen bekommen soll, weil sich die zweite Silbe beider Namen Diego und Arko fast gleichen. Und da in mir ein halber belgischer Schäferhund ist, und in Belgien ja u.a. Französisch gesprochen wird, soll ich demnächst Pierre heißen.



Diego:

Gerade lag ich noch schön entspannt auf der Wiese, als so ein junger Kerl auf mich zugestürmt kommt und mich nerven wollte. Ich habe ihm gleich ganz deutlich klar gemacht, dass mir im Moment nicht nach Konversation ist und ihn erst einmal richtig schön eingenordet. Der hat so richtig meinen Maulkorb in seine Fresse bekommen. So nicht, junger Mann. Dann hatte ich erst einmal meine Ruhe. Ich habe weiter gechillt und die Nervensäge hat sich dann mit meiner Freundin Jolin beschäftigt. Später, als wir zu Hause waren, habe ich erst gemerkt, dass der kleine Scheißer bei uns bleiben soll. Ich hoffe, sie wissen, was sie tuen. Dann ging es los: Meinen Wassereimer auf dem Teppich umgeschüttet, den Papierkorb vorbildlich geleert, Schlappen geklaut und unterm Bett versteckt, Schnürsenkel auf Bißfestigkeit untersucht, Teppichfransen neu geordnet, volle Wasserflaschen versucht zu öffnen ohne den Deckel zu benutzen, und wenn er mich sah oder ich vor ihm stand erklang ein wunderschönes keifendes Gejaule mit Gebell im Wechsel. Jost hat vor lauter Stress nicht einmal Zeit zum Abendessen gehabt. Und das läßt er nicht einfach 'mal so ausfallen. Ich fragte Jost dann, ob da Garantie drauf ist und ob man den umtauschen könnte. Nicht einmal für eine Antwort hatte der Zeit. Morgen werde ich das Tierheim anrufen und sie fragen, ob sie noch ein Platz für diesen kleinen Scheißer frei haben. Zwei Dinge waren aber positiv. Er hat nicht ins Haus gemacht und als um 22:00 Uhr Schlafenszeit angesagt war, blieb Arko äh Pierre ruhig in seiner geschlossenen Box und gab keinen Mux mehr von sich.

08.06.20

Pierre:

Spätestens nach dem Aufstehen hörten alle Nachbarn im Umkreis von ca. 50 Metern, dass ich nun hier wohne. Ich habe mir viel Mühe gegeben, den neuen Tag einzuläuten. Es folgte ein Spaziergang zur Apotheke, zu dem ich mit durfte. Ich dachte, Jost kauft für mich Valium und für sich eine große Kiste voller Nervenpräparate. Es war aber doch nur etwas harmloses.

Diego:

Der kleine Scheißer hat endlich begriffen, dass man in einer geschlossenen Transportbox auch entspannen kann. Gott sei Dank! Und die Zeit in der Box konnte schön ausgedeht werden.

09.06.20

Pierre:

War das wieder ein aufregender Tag. Und der fing ganz früh an. Ich wollte Jost testen, wie er auf einen Probe-Alarm meinerseits reagiert. Ich meldete mich also früh morgens, also sehr früh morgens, besser gesagt ganz viel sehr früh morgens, so gegen 02:30 Uhr mit Fiepen, Jaulen und Gerumpel aus meiner Box, als wenn ich mich dringend lösen müsste. Wow, ging das schnell, als wenn er schon mehrere Übungen hinter sich hatte: Licht an, Diego in sein Körbchen geschickt, seine Box geschlossen, Diegos Wassereimer in Sicherheit gebracht, Hose angezogen, meine Leine genommen, meine Box geöffnet, die Leine an meinem Halsband befestigt, die Terrassentür geöffnet und in den Garten gelaufen. Also von der benötigten Zeit, war noch etwas Luft nach oben. Da es aber schon ganz gut war, habe ich mich entschlossen, doch noch mein großes und kleines Geschäft zu erledigen, um ihm zu zeigen, dass die Mühe nicht um sonst war und um ihn zu motivieren.

Morgens habe ich mich dafür revangiert, indem ich die Nachbarschaft nicht mehr geweckt habe, während Jost geduscht hat. Leider wurde mein Frühstück aus dem Napf gestrichen. Ich musste für jeden Bissen Trockenfutter arbeiten. Mitarbeiter beim Tier-Jugendschutz, hört jetzt gut zu. Er rief mich mit meinem neuen Namen und ich musste dann zu ihm laufen. Erst dann bekam ich einen kleinen Krümel. Nach ein paar Krümel hat er dann noch verlangt, mich vorher hinzusetzen. Da ich das Kommando Sitz schon kannte, habe ich es auch wie verlangt getan. Dann habe ich meine Chance genutzt: Jost hatte keinen Krümel Trockenfutter mehr und hat mich trotzdem gerufen. Beim 1. Versuch kam ich noch, Das Ergebnis des 2. Versuches könnt Ihr Euch selber denken!

Später gingen wir durch den nahegelegenen Park spazieren. Dort kamen uns zwei Damen entgegen, die gleich sehr interessiert an meinem Alter waren. Jost sagte, dass ich gerade einmal 13 Wochen alt bin und fragte die Damen, ob sie mich streicheln möchten, damit ich fremden Menschen gegenüber später nicht unsicher bin. Ich habe mich gleich in den Kuschelmodus begeben. Und jetzt haltet Euch fest: Jost fragte, ob sie mich mitnehmen möchten. Wenn es ginge, würden sie mich mitnehmen. Jost sagte dann weiter, dass er mich dann in einem halben Jahr wieder abholen würde. Das fand ich gar nicht lustig!

Jost hatte dann noch einen Außentermin und war 3 Std. weg. Bis auf die ersten 10 Min. war ich ganz ruhig. Das hat ihm seine Mieterin gepetzt.

Auch mein Mittagessen musste ich mir verdienen. Diesmal hat er mir die Leckerchen aus seiner Hand angeboten. Ich habe sie aber erst bekommen, wenn ich mich nicht aktiv um diese bemüht habe. War auch ein blödes Spiel. Normalerweise inhaliere ich die Futterstücke aus dem Fressnapf, ohne sie zu zerkauen.

Diego:

Mogelpackung: Dieses süß aussehende Etwas ist in Wahrheit DAS GRAUEN !

Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass der kleine Scheißer hier nur ein oder zwei Tage geparkt wird. Also quasi  ein oder zwei Übernachtungen mit Frühstück, dann wieder auschecken und gut ist. War wohl ein Irrtum. Es sieht so aus, als würde er länger bleiben. Mit mir nicht. Wenn Jost weg ist, gehe ich an sein Telefon, rufe das örtliche Tierheim an und frage, ob sie noch einen Platz für einen kleinen Scheißer frei haben. Die kennen mich noch und helfen mir bestimmt.

Nach dem Frühstück in der Küche bin ich nicht wie sonst in Josts Zimmer zurück gegangen, sondern bin gleich dort liegen geblieben. Jost hat sich schon gewundert, was ich dort mache, weil ich das noch nie gemacht habe. Nach dem Mittagessen habe ich mich dann nach oben ins 2. OG geschlichen und mich vor das Zimmer gelegt, wo wir früher einmal geschlafen haben. Da war die Welt noch in Ordnung. Nach dem Lösen im Garten und nach den Spaziergängen zögere ich dann, ins Wohnzimmer zu gehen. Dort wartet ES, ... DAS GRAUEN!

Ich freue mich auf jeden Spaziergang, den Jost mit mir alleine unternimmt. Es kommt mir jedes Mal vor wie ein Stückchen Urlaub. Urlaub vor DEM GRAUEN !

Aber Eines klappt jetzt super: Normalerweise läd mich Jost ein, wenn ich mit in sein Bett darf. Jetzt gehe ich nur auf sein Bett zu und er erlaubt mir sofort hinein zu springen. Er hat mir auch - trotz aller "Störungen"! - versichert, dass ich seine Nr. 1 bin und bleibe, er aber trotzdem von mir erwartet, dass ich respektvoll mit dem kleinen Scheißer umgehe, weil er ihn auch schon ganz doll lieb hat.

Das kann ich allerdings nicht ganz glauben. Wie will er den Scheißer schon ganz doll lieb haben, wenn er noch nicht einmal in der Lage ist, ihn zu streicheln, mit ihm zu kuscheln, geschweige denn, sein Fell zu pflegen, ohne dass seine Hand gleich von seinen kleinen weißen Beißerchen begrüßt wird. Jeder Griff zu ihm wird mit seinen Zähnen beantwortet. Sagt doch 'mal selber, kann das sein?

10.06.20

Pierre:

Heute habe ich eine neue Erfahrung gemacht. Ich habe Jost so richtig in Schwung gebracht. Meine Spezialität. Ich habe die Fransen des Teppichs parallelisiert, die Schlappen versucht unter dem Bett zu verstecken, die Schnürsenkel seiner Schuhe geöffnet, den Papierkorb geleert, den Store an seiner Tür neu drapiert, ich wollte die vollen Wasserflaschen mit den Zähnen öffnen, aber ohne den Deckel zu berühren, habe die Plasikkappen von Bürostuhl und Schreibtisch angeknabbert und zu guter Letzt im Keller einen Putzlappen geklaut. Jost hat ihn sich zurück erkämpft. Und als er ihn hatte, schnappte ich nach seinem Bauch. Der guckte ehe zu weit vor. Und dabei habe ich auch sein T-Shirt gelocht. Ich glaube, das war nicht gut und unüberlegt von mir. Er packte mich so schnell und hielt mich solange fest, ohne mir weh zu tun und bis ich mich beruhigt habe und entspannt vor ihm saß. Daraufhin ließ er ganz langsam los, ging etwas zurück und lud mich dann ein, zu ihm zu kommen. Ich war so beeindruckt von der Vorgehensweise, dass er mich jetzt ganz leicht überzeugen konnte, den Wunsch, den Lappen zu besitzen, zurückzustellen und den Keller nach Aufforderung sofort zu verlassen. Ich glaube, ich weiß jetzt, wie es ist, wenn ich eine bestimmte Grenze überschreite. Das hat mir bis heute niemand deutlich gemacht. Das muss ich heute Nacht im Körbchen erst einmal verarbeiten.

Diego:

Heute wegen Burnout Schreibarbeit eingestellt, 1 Tag Urlaub genommen und gechillt.

11.06.20

Diego:

Das muss ich Euch jetzt erzählen. Das ist wahr, ich habe es selbst gesehen und habe es selbst kaum geglaubt:

Corona-Krise: Kuscheln mit Spezialhandschuh

Um mit Pierre kuscheln zu können, ohne dass seine kleinen Beißerchen Josts Finger begrüßen, hat Jost sich aus seinem Trainer-Equipment-Schrank einen Handschuh, genauer gesagt einen Stichschutzhandschuh geholt. Diesen zog er an und hat Pierre zu sich aufs Sofa gelockt. Jetzt sagt 'mal ehrlich: Da nimmt sich ein Hundetrainer einen 160-Euro-Handschuh, um mit seinem 350-Euro-Scheißer zu kuscheln. Das hättet Ihr sehen sollen. War das peinlich! Jetzt fällt mir gerade ein, dass Jost ein Foto davon mit seinem Händy gemacht hat. Ich würde es nicht ins Netz stellen. Ihr wisst ja, DAS NETZ VERGISST NICHTS. Aber wenn ich richtig überlege, war das das erste Mal, wo Pierre direkten Körperkontakt zuließ ohne fester zu beißen. Jost hat mir erzählt, dass sich die Bindung von einer Sekunde zur anderen erheblich verbessert hat. Er hat sogar das Gefühl gehabt, dass Pierre dieses Kuscheln auch gerne hatte. Er hat nämlich kein einziges Mal fest gebissen und nur ganz zart geknabbert.

Pierre:

Wieder Kinderarbeit: Heute morgen hat Jost mir klar gemacht, was mir und was ihm gehört. Naturlich mit meinen Futterstücken. Schon wieder musste ich jeden Krümel erarbeiten. Fazit: Ich sollte 'mal meine Augen schließen, dann würde ich sehen, was mir gehört. Das war eine Frechheit, ich habe in diesem Augenblick nichts gesehen. Ich sollte aus diesem Training lernen, dass alles, was ich bekomme oder benutzen darf, ihm gehöre und er mir alles nur zur Verfügung stellen würde. Selbst die Krümel und das Körbchen. Es sollen dabei zwei Ziele erreicht werden: Zum einen kann er mir alles jederzeit wegnehmen, ohne dass ich es verteidige. Zum anderen würde ich nichts zerstören oder stehlen, was mir nicht gehört. Das ist doch der HAMMER oder? Wo bin ich hier gelandet?

12.06.20

Diego:

ER HAT ES TATSÄCHLICH GETAN ... Bis heute Nachmittag habe ich ja noch gehofft, dass er es sich anders überlegt und Es nicht tut. Er hat den kleinen Scheißer mit samt seines Beißwerkzeuges bei Tasso (Haustier-Register) umgemeldet, eine Tier-Krankenversicherung abgeschlossen und das Schlimmste: Er hat ihn bei einer Hunde-Haftpflichtversicherung und bei der Stadt Lippstadt als 2.-Hund angemeldet. Wer würde seinen Hund freiwillig bei der Stadt anmelden, um unbedingt Steuern zu zahlen, wenn er ihn nicht behalten würde. Das würde niemand tun. Unsere Zukunft ist somit vorprogrammiert. Ab jetzt heißt es nicht mehr: Heute ist der 12.06.2020 nach Christi Geburt. Ab heute heißt es:

"Lippstadt, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 1 nach Zugang von Pierre. Dies sind die Abenteuer der Familie Wunner, das mit seinen 3 Familienmitgliedern etliche Jahre dahinwegitiert, um das Leben mit einem kleinen Scheißer, genannt Pierre, zu erforschen und neue Verhaltensweisen zu entdecken. Abenteuer, die weit entfernt von jeglicher Traumwelt sind, Abenteuer, die hier und jetzt geschehen, die nie ein Hundehalter zuvor gesehen hat."

Pierre:

Heute war ich das erst Mal schneller als Jost. Mein Überdruckventil war am Anschlag und es musste Druck abgelassen werden. Da der tolle Hundetrainer gepennt hat, stellte ich mich vor die Terrassentür und lies es laufen, laufen und laufen. Dann merkte er plötzlich, dass es so leise und ruhig war. Diese Tatsache alarmierte ihn, weil er das von mir nicht gewohnt ist. Er schaute zu mir, aber da war sämtlicher Druck entwichen. Er machte den Teppich sauber und dann war die Sache vergessen. Na, Du Super-Trainer, Du hast auf der ganzen Linie versagt.

13.06.20

Pierre:

Jost ist mit mir wieder durch den Park gegangen. Dieses Mal sogar zwei Runden. Ich glaube, dass er mir schon beibringen wollte, wie ich an der Leine zu gehen habe. Immer, wenn ich etwas tat, was ihm nicht gefiel - und das war oft - zuppelte er kurz mit der Leine so sanft, dass sich nur der Karabiner bewegt hat. Wenn ich lange an lockerer Leine lief, ok das waren maximal 2-3 Meter, dann blieb er stehen, lobte mich und fasste mich an. Ich muss sagen, das tat auch auf eine ganz besondere Weise gut.

Am späten Nachmittag holte uns dann Gabi zum Grillen ab und wir fuhren zu ihnen nach Hause. Jolin kannte ich ja schon, Lyca, deren 2.-Hund, ihren Ehemann und ihre Mutter kannte ich noch nicht. Jetzt haben sie mich aber alle kennen gelernt. Ich habe auch viele bleibende Eindrücke hinterlassen, wieder in Form von roter Flüssigkeit, die aus der Haut trat. Jost hat sich sauwohl gefühlt. Ich merkte, wie er sich entspannen konnte, da er sich weder um Diego noch um mich kümmern oder aufpassen musste. Er schien mir wirklich glücklich zu sein. Klar, ich bin ja jetzt auch in sein Leben getreten. Habe sogar Bier zu trinken bekommen. OK, ich habe nachgeholfen und habe eine Flasche umgekippt. So schnell konnten die gar nicht reagieren, wie ich das bittere Zeug vom Boden aufgeschleckt habe. Schmeckte eigentlich widerlich. Aber da es verboten war, schmeckte es dann doch.

Die folgende Nacht war für Jost nicht so entspannt. Ich war aufgedreht, konnte nicht schlafen und musste 2x zum Lösen. Natürlich nicht alleine!

14.06.20

Pierre:

Heute durfte ich im Park an einer 15 Meter langen Leine laufen. Jost warf Leckerchen auf den Rasen und ich sollte sie suchen. Wenn ich sie gefunden habe, durfte ich die sogar fressen. Wenn ich sie nicht gefunden habe, hat Jost mir beim Suchen geholfen. Dann hat er sie gefressen. Nein, Scherz! Die durfte ich natürlich auch fressen. Danach ist er immer in eine andere Richtung gelaufen als ich. Und immer, wenn ich zu ihm kam, habe ich ein Leckerchen bekommen. Hat richtig Spaß gemacht.

15.06.20

Pierre:

Heute Morgen waren wir bei einer Frau, die einen weißen Kittel an hatte. Ich musste irgendwie geimpft werden. Ich war so aufgeregt, sodass ich den Einstich der Spritze gar nicht gemerkt habe.

Mittlerweile kann mich Jost schon beim Lösen, Fressen, Saufen und bei Spaziergängen streicheln, ohne dass ich ihm mit meinen Zähnen antworte.

Unser Sofa. Für Jost ist jetzt hier kein Platz mehr.

Heute Mittag steckte er seine Hand mit in den Fressnapf und wühlte mit seinen Fingern in meinem Essen herum. Ich habe ihn in Ruhe gelassen, habe aber noch schneller gegessen, indem ich den Turbo meines Inhalators eingeschaltet habe.

Heute Nachmittag hat mir Jost ein neues, größeres, breiteres und gepolstertes Halsband, das mit Reflexionsgarn zusammengenäht wurde, gekauft. Ich weiß zwar nicht, was das bedeutet, klingt aber gut. Später hat mich Jost mit Diego zusammen gelassen. Ich bin sehr ruhig auf ihn zugegangen und der Alptraum wurde zum zahmen Lämmchen. Er hat teilweise gar nicht auf mich reagiert und diese Nähe zugelassen. Wir lagen sogar auf dem Sofa nebeneinander.

Diego:

Jetzt weiß ich, warum der kleine Scheißer in der letzten Woche max. 4 Std. pro Tag aus seiner Box durfte. Er musste einfach lernen, sich zu entspannen. Er ist jetzt viel ruhiger. Auch im Umgang mit mir. Er hat mit mir relativ ruhig und respektvoll Kontakt aufgenommen. Ich ließ ihn mich berühren und mich beschnuppern. Wir könnten doch noch Freunde werden. Ich muss dem kleinen Scheißer - oder besser Pierre - wahrscheinlich nur etwas Zeit geben und ihm beibringen, wie sich ein junger Welpe einem erfahrenen und ins Alter gekommenen Rüden gegenüber zu verhalten hat. Ich glaube das würde Jost auch riesig freuen, wenn er sich auf uns beide verlassen könnte.

16.06.20

Pierre:

Diese Nacht war für Jost wieder kürzer. Um 04:30 Uhr habe ich angefangen zu würgen. Jost hat es schnell registriert und stand sofort vor meiner Box. Da er nicht wusste, wann ich anfange zu brechen - es kann sehr schnell gehen - ist er mit mir in den Garten gespurtet. Es war schon etwas hell draussen und Ihr werdet es kaum glauben: Jost hat sich nicht einmal die Zeit genommen, seine Jeanshose anzuziehen. Er stand in Unterhose und - hemd im Garten. War das wieder eine peinliche Nummer. Wenn sich das herumspricht, bin ich für immer und ewig bei meinen Artgleichen unten durch.

Habe heute das 1. Mal BARF "gemahlzeitet". Zum Frühstück gab es 4 kleine Hühnerhälse. Ich höre jeden Morgen, wie Diego auf diesen Dingern herumkaut. Ich fahre da eine andere Strategie: Ich beiße nicht - ich schlucke im Ganzen. So schnell konnte Jost gar nicht gucken. Ratz fatz waren die vier Dinger in meinem Schlund verschwunden. Und das völlig geräuscharm. Zu Mittag und zu Abend gab es dann eine Mischung aus Rinderkopffleisch, -Leber, -Herz, -Niere und -Pansen getunkt in einer Mischung aus Kranenberger Wasser und Rinderblut. Das ging noch schneller, das flutschte nur so meinen Rachen herunter. Jost hat sich gewünscht, dass ich mir beim Fressen mehr Zeit nehme würde, aber was ich habe, habe ich, und was ich kriege, weiß ich nicht. In diesem Sinne wünsche ich Euch allen eine Gute Nacht.

19.06.20

Pierre:

Das mit dem BARF finde ich ganz toll. Seit dem ich dieses frische Fleisch zu fressen bekomme, schlinge ich meine Mahlzeiten nicht mehr so in mich hinein, trinke nicht mehr so oft, so viel und nicht mehr so gierig. Und Kot absetzen muss ich statt 3x nur noch 1x. Und der Haufen ist ganz klein. Und schmecken tut das auch richtig toll. Übringens, auf den Hühnerhälsen kaue ich jetzt auch schon etwas herum und schlinge sie nicht mehr einfach so herunter. Ach ja, wenn Jost die Box öffnet, führt mich mein innerer Kompass immer in Richtung Küche, egal zu welcher Tageszeit und egal, ob es etwas zu essen gibt oder nicht. Und beim Abbiegen vom Wohnzimmer in die Küche drehen meine "Reifen" ständig durch und ich rutsche jedes Mal aus. Es könnte ja doch etwas zu essen geben.

21.06.20

Pierre:

War heute das 1. Mal mit den anderen Hunden auf dem Hundeplatz zusammen. Dann hat ein Mann seinen großen schwarzen Hund gestreichelt und ich dachte, da kannst du eigendlich dazwischen gehen. Statt seinen Hund kann er auch mich streicheln. Das war keine gute Idee. Der große schwarze Hund hat mir sofort unmissverständlich klar gemacht, dass ich mich verdünnisieren sollte. Und dabei habe ich mich so erschrocken, dass ich so laut geschrien habe, dass mich der ganze Hundeplatz (alle 5 Ausläufe) hören konnte. Jetzt weiß ich nicht, soll der andere Hund Toleranz üben oder ich Zurückhaltung. Nach ca. 10 Min. war wieder alles vergessen und das spannende Nerven der anderen Hunde ging weiter.

24.06.20

Pierre:

Waren heute sehr früh im Park, weil es noch nicht so warm und dort noch mehr Schatten war. Jost hat sich gewundert, dass ich mal Vollgas gab und dann wieder ganz brav neben ihm lief. Bis er gemerkt hat, woran es lag, sind gefühlte Stunden vergangen. Es waren die Fliegen, die nur im Sonnenlicht gefunkelt haben  und die ich dann fangen wollte. Im Schatten habe ich sie nicht gesehen.

25.06.20

Diego:

Als wir, also Jost und ich, durch den bei uns angrenzenden Park gelaufen sind, ist uns ein Bekannter mit seinem Hund begegnet. Mit seinem Corgi habe ich schon seit er Welpe war bei ihm im Garten gespielt. Jost checkte schnell den Park, ob noch andere spazieren gingen. Es war niemand zu sehen. Und obwohl ich keinen Maulkorb auf hatte, löste Jost meine Leine und wir zwei rannten hintereinander her. Das hat Jost mir noch nie erlaubt. Da der Park viele Zugänge hat, war Jost schon etwas unsicher. Sein Bekannter und er checkten den Park und Jost wollte ein Foto von uns beiden Fellnasen machen. Da sein Handy aber erst hochfahren musste dauerte es etwas. Bevor er zum 3. Mal eine Geheimnummer eingeben konnte, kam ein anderer Besucher in unsere Richtung. Das wars dann mit dem Freilauf, und mit dem Bild auch. Wie Ihr seht, sieht man nichts, also kein Bild. Das war ein kleines Stückchen Freiheit für mich. Fühlte sich toll an.

27.06.20

Pierre:

Jost ist von meiner Leinenführigkeit schon ganz begeistert. Ich reagiere nur noch bei Leuten, die uns entgegen kommen und nur noch bei einigen Vögeln, wenn sie sich bewegen. Die Leute gucken immer so interessiert und fragen nach meinem Alter. Wenn sie dann hören, dass ich erst 16 Wochen alt bin, kommt fast immer die gleiche Antwort: Wie, der ist erst 16 Wochen alt und ist schon so groß. Der wird aber später richtig groß.

28.06.20

Diego:

Hier bin ich Hund, hier darf ich's sein

Heute Morgen habe ich in Pierres Box schauen können. Und seht 'mal, wie entspannt der jetzt auch ohne seine Decke in seiner Box liegt. Das Bild müsst ihr nur richtig erkennen. Er liegt auf dem Rücken und der Kopf ist vorne an der Tür. Vom Kopf ist aber nur sein dunkles Kinn zu sehen. Wenn Pierre sich entspannt, bin ich auch gleich viel entspannter. Diese Unruhe in den letzten drei Wochen ging mir langsam auf den Sack (mir fällt gerade ein, dass ich ja gar keinen mehr habe).

 

Pierre:

Bisher hat Jost immer eine Decke über meine Box  gelegt, damit ich nicht sehe, was im Zimmer passiert und ich nicht so aufgeregt bin. Gestern Abend hat er es wohl vergessen. Ich wollte ihm aber beweisen, dass ich mittlerweile auch ohne diese Abdeckung ruhig bin und bin die ganze Nacht und auch am Tag ganz ruhig geblieben. Sogar Diego hat sich vor meiner Box entspannt und sich auf die Seite gelegt.

Nachmittags waren wir dann wieder auf dem Hundeplatz. Zuerst habe ich mich mit zwei Huskies angelegt. Jost hat mich dann - damit nichts Ernsthaftes passiert - am Halsband festgehalten. Nachdem er losgelassen hat, habe ich nach ihm geschnappt, ohne ihn allerdings zu treffen. Danach haben wir mit Gaby trainiert, auf meinen Namen zu hören. Und weil ich ein schlechtes Gewissen hatte, habe ich dabei sehr gut reagiert und habe sogar auf Kommando Sitz gemacht. Hat richtig Spaß gemacht. Habe natürlich auch nach jedem Spurt einen kleinen Würfel Fleischwurst bekommen. Später habe ich dann noch so einen kleine Fußhupe (Malteser) gejagt. Der war zwar älter als ich. Habe ihm aber zeigen wollen, dass ich schon größer und stärker bin als er. Auch da hat mich Jost wieder festgehalten. Und ich habe ein weiteres Mal nach ihm geschnappt. Und so habe ich meine zeitnahe Zukunft besiegelt.

Die nächsten Wochen wird Jost mich nur noch mit Jolin spielen lassen. Dies wird solange dauern, bis ich mich von ihm einschränken lasse, ohne nach ihm zu schnappen. Vor meiner Zeit bei Jost habe ich mit meiner Schnapperei auch immer mein Ziel erreicht. Ich konnte tun und lassen, was ich wollte. Und wenn ich nach jemandem geschnappt habe, habe ich auch meine Ruhe gehabt. Hoffe, dass Jost und Diego klar machen kann, dass ich ab jetzt die Führung in der Familie Wunner übernehme.

03.07.20

Pierre:

Habe heute kurzzeitig meine Freiheit genießen dürfen. Es war bei unserem Spaziergang im Süden Lippstadts, zwischen den Feldern. Jost folgte mit mir einer Dame mit zwei kleinen Fußhupen, die ungefähr 20 Meter vor uns her ging. Ich war neugierig auf die beiden und zog heftig in deren Richtung. Da Jost mich nicht zu ihnen ließ, drehte ich mich um und legte meinen Rückwärtsgang ein. Ich zog so heftig rückwärts, dass das Halsband über meine Ohren flutschte und ich in Richtung der beiden Hunde lief. Jost stand überrascht und verdutzt da. Routiniert ging er aber nach dieser ersten Schrecksekunde in gebückter Haltung rückwärts von mir weg und rief meinen Namen. Da er von mir weg ging, dachte ich, dass er ohne mich gehen würde, wenn ich nicht sofort zu ihm käme. Ich hatte nun die Wahl zwischen den zwei fremden Hunden und meinem Herrchen. Ich entschied mich für mein Herrchen, wendete und rannte schnell wieder auf ihn zu. Er hielt mich am Hals fest, löste die Schnalle am Halsband und band mir dieses wieder um. Ich merkte, dass er sich fragte, wie ich das hin bekommen habe und prüfte die Weite des Halsbandes. Es passten zwei Finger zwischen Halsband und Hals. "Na, Du Trainer, war wohl nix. Bei Deinen Kunden hast Du es auch ganz besonders gerne, wenn sich deren Hunde losreißen. Jetzt weißt Du, wie schnell das geht. Man braucht nur einen Hund wie mich."

04.07.20

Pierre:

Jost hat mir heute ein kleineres Halsband gekauft. Ausbruchsversuche zwecklos. Schade!

10.07.20

Diego:

James, einmal zum Hundeplatz, bitte!

Jost war zwölf Jahre ein überzeugter Rollerfahrer. Dieses Jahr wurde er 60 Jahre alt und meinte, dass er sich in diesem Alter den Gegenwind und den Regen, vor allem in den Wintermonaten, nicht mehr antun will. So bestellte er vor einigen Monaten einen Elektroflitzer, der zwei hintereinander liegende Sitze hat, wie bei einem Bob. Jetzt kann ich sogar auf dem hinteren Sitz mitfahren und habe gleich zwei Fensterplätze: Ein Fenster links und ein Fenster rechts. Bis jetzt waren wir, was Spaziergänge anging, stark eingeschränkt. Heute waren wir mit einer Bekannten und ihrem Hund an der Glenne spazieren. Es war wirklich toll.

11.07.20

Pierre:

Heute hat Jost vier Brötchenhälften getoastet und auf einem Teller auf seinen Schreibtisch gestellt. Ein kurzer Blick von Jost nach rechts und da war er, der Moment, wo der Teller unbeaufsichtigt war. Da ich Jost schon so viele Beispiele für lustige Spielchen für Welpen gezeigt habe, fehlte noch dieses Spielchen: Wo ist die Brötchenhälfte, wo ist sie denn hin? Und ihr werdet es nicht glauben, der kann bis vier zählen. Und so dauerte das Vergnügen nicht lange. Er öffnete mein Esszimmer, räumte es leer und schmiss die leckere Brötchenhälfte in den Mülleimer. Fand ich viel zu schade. Sch.... auf BARF, das hätte mir auch gut geschmeckt. Vielleicht ergibt sich noch einmal eine ähnliche Gelegenheit. Jost, pass gut auf deine Teller auf.

19.07. 20

Pierre:

Nachdem ich mich heute auf dem Hundeplatz mit zwei Huskies angelegt habe, hat mich Jost von ihnen weggezogen und ich habe nach ihm geschnappt. Etwas später habe ich einen kleinen Malteser gemobbt. Ich rannte hinter ihm her, seine Rute hat er eingeklemmt und meine Zähne berührten seinen Rücken. Jost hat mich wieder gestoppt und zog mich ein weiteres Mal weg. Auch hier nutze ich die Gelegenheit, ihm mein Beißwerkzeug zu präsentieren. Ich glaube, das gefiel ihm nicht. Er hat mir Platzverbot erteilt und will sich zu Hause mit mir über einen respektvollen Umgang mit Hunden und Menschen unterhalten.

02.08.20

Pierre:

Nachdem ich zwei Wochen nicht auf dem Hundeplatz war, wollte es Jost noch einmal mit mir probieren. Ich habe mich von meiner besten Seite gezeigt, war ganz brav zu anderen Hunden und Menschen. Und wenn Jost mich gerufen hat, bin ich ganz schnell zu ihm gelaufen und habe mich in den Vorsitz begeben. Jost war ganz begeistert. Dann bin ich unter den Tisch zu einem anderen kleinen Hund gegangen. Der hat mich - ohne mich zu warnen - in mein Ohr gebissen. Ich lief ganz schnell und kopfschüttelnd zu Jost. Er dachte erst, dass mir nichts passiert wäre, bis ich mich vor ihm geschüttelt habe. Mit meinem Blut spritzte ich alle Umstehenden an. Sie hielten mich fest, desinfizierten die Wunde und haben die Wunde mit einer Cream abgetupft. Es hat dann auch sofort aufgehört zu bluten und ich habe den Vorfall schon wieder vergessen. Nur mein Ohr hat jetzt ein kleines V von 1,5 mm an der oberen Spitze, über das später mein Fell wachsen wird. Zum Schluss hat Jost mir noch meine Eifersucht abtrainiert. Er streichelte provokant andere Hunde, wußte genau, dass ich das nicht mag und schränkte mich immer mit der Hand und einem "Scht" ein. Bald habe ich das für ihn lästige Dazwischendrängeln sein gelassen.

07.08.20

Diego:

Wegen Corona halte ich einen Mindestabstand von 1,5 m ein und habe meinen Mund- und Nasenschutz auf.

Es waren heute draussen ca. 30°C. Jost ist mit mir mit seinem Elektroflitzer zum Kanueinstieg an die Lippe gefahren. Ich habe schön geplanscht, hinter Steinen hergeschwommen, die Jost hineingeschmissen hat und habe wieder nach Steinen getaucht. Es war super. Dann kam ein Ehepaar mit einem Cocker Spaniel und einem Tennisball. Der Mann warf immer den Ball ins Wasser, in der Hoffnung, dass sein Hund mit ihm spielen würde. Dann ist der Ball zu mir geschwommen und ich habe ihn immer mit meinem Maulkorb ins Wasser gestupst. Irgendwann ist dann der Ball auf die große Reise in Richtung Nordsee gegangen.


Pierre:

Ich wollte auch zum Schwimmen fahren. Mit mir ist er aber nicht zu der Stelle gefahren, wo er mit Diego war. Ich würde mich nicht ruhig im Auto verhalten und würde das Auto von innen nach außen zerbeißen, sodass es spätestens auf der Rückfahrt auseinanderfallen würde. Und Plastik wäre nicht gesund für meinen Magen.

09.08.20

Pierre:

Wegen der vielen Vögel wird es hier nicht langweilig.

Erkennt Ihr mich noch auf diesem Foto. Vorher hatte ich nur eine schwarze Schnauze und einen schwarzen Ring an meiner Rute. Mit fünf Monaten habe ich mir gedacht, kaufe ich mir ein neues Outfit. Jetzt habe ich ein gestromtes Mäntelchen mit gewachsenem Fell. Hoffentlich besprüht mich draussen bei den Gassigängen niemand mit Farbe, ich kann doch kein Mäntelchen aus Polyacryl anziehen. Mir gefällt es so. Jetzt sehe ich schon aus wie ein richtiger Belgischer Schäferhund.


Diego:

Meint der kleine Scheißer im ernst, dass sein neues Mäntelchen einen ernstzunehmenden Hund aus ihm macht?

11.08.20

Pierre:

Wer spiegelt sich denn da im Wasser?

Es sind draußen 35°C. Die richtige Temperatur, die täglichen Spaziergänge ausfallen zu lassen und es sich im Pool gemütlich zu machen. Das Wasser schmeckt zwar gut - es ist stilles Kranenberger Premium -, der Pool könnte aber ruhig etwas größer sein. Wie soll ich den später, wenn ich groß bin, mit einer Hündin hier drin flirten.



12.08.20

Pierre:

Mein Herrchen, mein Mitbewohner, mein Haus, mein Garten, mein Mäntelchen und mein Sofa!

Mittlerweile bin ich schon etwas ruhiger geworden, sodass ich auch außerhalb der Box entspannen darf. Mit Diego habe ich geknobelt, wem zukünftig das Sofa und das Bett gehört. Diego hat gewonnen: Ihm gehört das Bett, mir das Sofa und Jost darf in seinem Bürostuhl schlafen.




13.08.20

Diego:

Seit fast zweieinhalb Monaten zeige ich Pierre, wie ein richtiger Rüde pinkelt. Ich habe ihm gezeigt, wie man einen Baum als Eigentum markiert und wie man eine Marke auf den Rasen platziert. Er schnallt es nicht, der pinkelt immer noch wie ein Mädchen. Aber ich sage mir: Lieber ein kastrierter Rüde als eine unkastrierte "Pussy".

Pierre:

Ich setz' mich zwar hin wie eine Pussy, bin dafür aber nicht kastriert wie du!


Immer hat Jost sein Handy im Anschlag. Nicht einmal beim Pinkeln habe ich meine Ruhe!









14.08.20

Pierre:

Zahnfee: "Fein gemacht!". Jost: "Denk nicht 'mal daran!"












15.08.20

Pierre:

Nachdem die Bissverletzung verheilt ist, jetzt das Resultat: Ich bin nicht nur ein Schlitzohr - ich habe jetzt auch eins!

Was mich nicht umbringt, macht mich stark!










 

19.08.20

Pierre:

Am Ende unseres heutigen Spazierganges hat Jost einen Bekannten getroffen. Bei ihm darf Diego gelegentlich im Garten mit seinem Hund spielen. Heute durfte auch ich diesen Hund kennenlernen. Und wie man sieht, es war Liebe auf den 1. Blick.

Mindestabstand? Nein. Mund- und Nasenschutz? Nein. Liebe? Ja.











12.09.20

Pierre:

Heute waren wir mit Bekannten im Aussenbereich eines Restaurants essen. Unsere Meute bestand aus 3 erwachsenen Menschen, 3 erwachsenen Hunden und mir. Alleine der Spaziergang zu diesem Restaurant war ein Erlebnis. Auf dem Weg, der an einem Bach entlang führte, lagen viele große Haufen mit Äpfeln. Die stanken etwas, schmeckten aber sehr lecker. So schnell, wie ich die Seiten auf dem Weg gewechselt habe und vor und zurück gesprungen bin, so schnell konnte Jost gar nicht reagieren und schon wieder lag ein Häufchen Äpfel auf dem Weg. Die Geschmacksrichtung war "Heu deliziös - handwarm". Vorzügliches hors d'oeuvre. Als wir dort ankamen, war Jost schweißgebadet und ich so aufgeregt, dass ich mindestens eine Stunde lang nur gefiept habe, bis ich zur Ruhe kam. Nach etwa 2,5 Std. sind wir dann im Dunkeln wieder nach Hause gegangen. Da habe ich noch einmal alles gegeben, was in mir steckte. Ich fand´s toll.

Diego:

Seid Ihr schon einmal mit einem Alleinunterhalter Essen gegangen. Das war für mich heute das erste Mal. Hoffentlich auch das letzte Mal. Alleinunterhalter war der kleine Finkenfurz, Künstlername: Pierre. War mir das peinlich. So groß wie Pierre schon ist, dachten die anderen Gäste wohl, dass der schon erwachsen ist und haben sich über die Erziehung dieses Hundes gewundert. Nach kurzer Zeit dachte ich, ich hätte einen Tinitus. Ich sage Euch, der Abend war fürchterlich. Aber auch ein Finkenfurz muss lernen, sich bei solchen gesellschaftlichen Veranstaltungen zu benehmen. Ich hoffe nur, dass er etwas dabei gelernt hat. Ich fand´s furchbar.


Jost:"Ist das schön ruhig hier!"

06.10.20

Diego:

Gut, dass jeder sein eigenes Spielzeug hat. Mir gehört der Ball und Pierre das Seil mit den Knoten. Manchmal lasse ich Pierre auch mit meinem Ball spielen, zeige ihm aber gelegentlich deutlich, dass es meiner ist und ich ihn dann wieder haben möchte. Er gibt ihn dann aber auch sofort frei. Doch ein schlaues Kerlchen.

Pierre:

Erst spielen dann Bubu machen. So gefällt´s mir.



07.10.20

Diego:

Es ist der 07.10.2020, 13:24 Uhr. It is "Schnibbeltime". Ab jetzt steht mein fleißiges Herrchen 3 Stunden in der Küche und schneidet uns das frische Fleisch vom Schlachthof in kleine Stücke. Was will ein Hund mehr: Es soll frisch sein, es soll reichlich sein, es soll lecker schmecken es soll appetitlich aussehen und in mundgerechten Happen serviert werden, so dass ich es nur noch kauen und genießen muss. Guten Appetit!

3 Stunden später: 22 Kilo Rindfleisch in mundgerechte Happen geschnitten (Kopffleisch, Herz, Leber, Niere und Pansen)


Englischer Rasen sieht irgendwie anders aus!?!

31.10.20

Diego:

Früher war alles besser. Mein Rasen gehörte mir alleine, ich konnte Kot und Urin dort absetzen und markieren wo ich es wollte. Und kein anderer Hund hat über meine Stellen markiert. Jetzt ist daraus ein regelrechter Wettbewerb geworden. Wo habe ich schon hingepinkelt und wo muss ich es noch tun. Und da Pierre und ich meist 2, 3 und 4x übereinander pinkeln ist aus meinem schönen Rasen ein Schlachtfeld mit vielen Kahlstellen geworden.







05.11.20

Pierre:

Jost ist endlich einmal aufgefallen, dass ich trotz Spaziergänge, Trainings- und Spieleinheiten nicht genügend ausgelastet bin. Heute ist MEIN Laufband für Hunde geliefert worde. Jost hat auch gleich mit dem Training angefangen und siehe da, nach knapp 1 Stunde lief ich schon auf dieser "Strasse" vorwärts ohne vorwärts zu kommen!?! Natürlich stimmte auch die Belohnung. Ich lauf' doch nicht für Nix.



Diego:

Ich war bereits des Öfteren auf Laufbändern. Allerdings waren die für Menschen konzipiert und bei Kunden von Jost. Jost und ich haben dann den Kunden die Vorgehensweise und die Benutzung des Laufbandes als Hundelaufband erläutert. Jost hat dann mit dem jeweiligen Laufband die Muskulatur der Patienten aufgebaut. Aber jedes Mal, wenn ich jetzt unser neues Laufband nutzen möchte, fängt Pierre an zu quieken, weil ich ja dann auch Leckerchen von Jost bekomme. Das muss Jost dem Schreihals noch ganz schnell abgewöhnen.


14.11.20

Diego:

Meinen Englischen Rasen habe ich ja schon am 31.10.20 beschrieben. Jetzt kommt noch hinzu, dass es sehr heftig und länger geregnet hat. Was glaubt Jost eigentlich, ich gehe doch nicht durch den Matsch von frisch angesätem Rasen, Gartenerde, Pinkel und Regenwasser. Nee, nicht mit mir. Habe mich den neuen Gegebenheiten angepasst.



Pierre:

Ich glaube, ich habe heute richtig großen Mist gebaut: Mit einer Bekannten, ihrem Hund, Diego und Jost wollten wir an der Glenne spazieren gehen. Jost band mich an einer Schleppleine an und entfernte die kurze Laufleine. Dann gab ich Gas und verschwand hinter einem fremden Auto. Da sich die Schleppleine unter dem Vorderreifen eingeklemmt hat und Jost Angst hatte, dass ich den Lack des fremden Autos beschädigen könnte, wollte er die Schleppleine schnell unter dem Reifen lösen. Ich kam ihm zuvor und rannte in entgegengesetzter Richtung weg. Jost verfing sich in der Schleppleine und machte einen Flattermann. Auf Deutsch: Er hat sich auf´s Maul gelegt. Da er seinen linken Ellbogen nicht mehr richtig bewegen konnte, wurde der Spaziergang abgebrochen. Wir fuhren nach Hause und da Jost nicht in der Lage war, mich mit einer Hand zu bändigen, wurde über meinen Kopf hinweg entschieden, dass ich mich bis nächsten Freitag bei der Bekannten einquartieren muss. War  nicht so schlimm, weil da ist ja auch Jolin, die immer mit mir ausgiebig spielt. Jost hat sich übrigens den Ellbogen und eine Rippe geprellt.

Diego:

Es gab ´mal ein Lied: Urlaub, endlich Urlaub ...

21.11.20

Diego:

Dieses Foto ist Dank Panorama-Technik möglich. Zwischen uns die "neutrale Zone".

Entspannung bei sicherem Abstand.


24.11.20

Diego:

Heute Nacht dachte ich, ich höre nicht richtig. Es reicht ja schon, dass Jost jede Nacht mit seinem Schnarchen einen ganzen Wald zersägt. Jetzt fängt auch noch der Kleine an, leise zu scharchen. Sein Glück, dass es leise war. Wäre es lauter gewesen, hätte ich ihm die Nase zu gehalten.

Pierre:

Diego hat sich heute Morgen beschwert, ich hätte gescharcht. 1. kann das nicht sein, sonst hätte ich es ja gehört und 2. wenn Jost das darf, dann darf ich das schon lange.


25.11.20

Pierre:

Heute war ich mit Jost das 1. Mal in der Stadt und auf der Cappelstrasse in Lippstadt. Dort sind wir an einer Frau vorbeigelaufen, die ganz alleine auf einer Bank saß. Ich glaube, sie war sehr einsam und ihr war ganz schön kalt. Sie saß dort wie versteinert, ganz steif, rührte sich nicht, schaute mich nicht an und sagte auch nichts. Sie tat mir richtig leid. Ich habe sie dann ganz fest gedrückt und ihr gesagt, dass sie durchhalten soll, der Sommer kommt bestimmt bald wieder.

"Ich weiß zwar nicht, wer du bist. Ich hab` dich aber ganz doll lieb!" (Betonskulptur der Künstlerin Christel Lechner)


03.12.20

Diego:

Habe heute mit meinem Ball gespielt und plötzlich schoß ich ihn mit meiner Vorderpfote unters Bett. Sch... habe ich mir gedacht. Ich bin zu kräftig und nicht mehr so gelenkig wie noch vor einigen Jahren. Dann viel mir mein Butler ein. Ich sagte James, hole er mir bitte den Ball unter dem Bett hervor! Und Pierre kroch darunter und hatte auch sofort den Ball in der Schnauze. Als er unter dem Bett hervorkroch, machte ich ihm klar, dass es sich um meinen Ball handelte und er überließ ihn mir sofort. Jetzt weiß ich wenigstens, wofür Pierre zu gebrauchen ist.


07.12.20

Diego:

Es geht ´mal wieder um meinen Rasen. Nicht nur, dass ich ihn mit Pierre teilen muss, jetzt ist noch ein - im wahrsten Sinne des Wortes - Untermieter eingezogen. Herr Maulwurf hat sich unter MEINEM Rasen gemütlich eingerichtet. Dem pisse ich ins Wohnzimmer und scheiße ihm so lange täglich auf´s Dach, bis er sich eine andere Bleibe gesucht hat. Entschuldigt bitte meine Ausdrucksweise, aber der Ärger muss auch ´mal raus.


15.12.20

Pierre:

Heute habe ich wieder Diegos Ball unter dem Bett hervorgeholt. Dabei bin ich an das Stützbein von Josts Bett gestoßen. Dieses sichert die Längs- und Querstreben in der Mitte des Bettes. Wozu braucht Jost auch so ein breites Bett? Habe ihm aber davon nichts erzählt und gemerkt hat er es auch nicht. Abends war es dann so weit. Jost legte sich ins Bett und die Querstreben brachen aus der Verankerung. Jost wusste sofort, wer dafür verantwortlich war und he was not amused.


16.12.20

Pierre:

Jost hat jetzt die Querstreben des Bettes vorerst anders abgestützt und aus einer Rückwand eines alten Kleiderschranks den Zugang unters Bett versperrt. Vorteil: Jetzt kann auch der Ball nicht mehr unter das Bett rollen und ich muss ihn nicht mehr für Diego herausholen. War doch ein guter Einsatz von mir. Jost weiß das nur nicht zu schätzen.


07.01.21

Pierre:

Jeder Beruf hat seine Nachteile. So auch der des Trainer-Assistent-Hundes.

Hallo, Ihr Lieben. Wünsche Euch noch ein frohes Neues Jahr. Wurde auch Zeit, dass das alte Vergangenheit wurde.

Diego hat sich bei mir immer beschwert, dass er fast immer einen Maulkorb tragen muss. Ich habe ihn bis heute damit aufgezogen, welche Wirkung meine hübsche Schnauze ohne Maulkorb auf die jungen Mädels hat. Jetzt sind die Zeiten vorbei. Dies ist eine reine Vorsichtsmaßnahme von Jost. Ihr wisst ja, dass Diego irgendwann in den Vorruhestand gehen, ich seine Nachfolge als Trainer-Assistent-Hund antreten und mit Jost arbeiten soll. Jost möchte es vermeiden, dass wenn mich ein Kunden-Hund - die übrigens meistens einen Maulkorb beim Training tragen - angreift, ich mich wehre und ihn beißen könnte. Er würde ja nicht drin stecken in mir und wüsste nicht, wie ich in solch einem Fall reagieren würde. Wenn ich einen Kunden-Hund beißen würde, wäre das ein wurst case szenario. Dabei bin ich doch so brav.


09.01.21

Diego:

So sehe ich aus, wenn ich mich im Winter tarne, damit man mich nicht sieht. OK, hätte etwas intensiver schneien können.

"Siehst mich nicht!"


13.01.21

Pierre:

Heute Morgen beim Pipi machen habe ich das 1. Mal meinen linken Hinterlauf leicht angehoben, damit der Pfeiler vom Zaun an einer etwas höheren Stelle duch meinen Urin benetzt wird. Obwohl es heute Morgen sehr kalt war, habe ich dabei ein erwärmendes Gefühl versprüt. Als ich fertig war, habe ich gemerkt, dass ich meinen linken Vorderlauf markiert habe. War völlig überflüssig, da mir dieser sowieso gehört.


17.01.21

Pierre:

Heute Morgen sind wir zum Pippi machen in den Garten gegangen. Irgendwas war aber anders: Der Rasen war weg, stattdessen lag dort etwas Weißes. Und dann lernte ich zaubern: Immer, wenn ich mit einer Pfote auf das Weiße trat, war dieses weg und der Rasen war wieder da. Und das war kein Zufall, es hat jedes Mal funktioniert.

15.02.21

Diego:

Aufgrund einer Beschwerde eines Nachbarn haben uns zwei uniformierte Herren vom Ordnungsamt besucht. Wir haben die beiden Herren mit einem kurzen Bellen begrüßt und haben dann 30 Min. keinen Laut von uns gegeben. Dies ist sogar den beiden Herren aufgefallen. Ergebnis des Besuches: Das Verhalten beider Hunde fällt nicht unter Ruhestörung und liegt deutlich im zumutbaren Bereich.

17.02.21

Diego:

Warum in die Ferne schweifen (z. B. Sibierien) wo das gute (der Schnee) liegt so nah.

Hilfe, meine Frise!

 













Pierre:

Hier meine Schneestands-Anzeige.

Es liegen genau 11,37 cm Schnee.









23.02.21

Diego:

Nachdem diesem Nachbarn vermutlich das Ergebnis des Besuches vom Ordnungsamt mitgeteilt wurde, hat er seine Strategie geändert und begeht nun Selbstjustiz. Jedes kleinste Winseln/Jaulen/Bellen wird mit kräftigem Hämmern gegen die Hauswand quittiert. Es klingt fast so, als würde er mit einer Abrissbirne die Wand bearbeiten. Da jeder normale Mensch nicht davon ausgeht, dass wir Hunde bei solch einem Lärm ruhiger werden, sehe ich dieses Verhalten als einen vorsätzlichen Akt an, um uns beiden psychischen Schaden zuzufügen. Aber hört doch selbst (bitte folgenden Link anklicken und bis zum Schluss anhören!):

Bitte bis zum Schluss anhören!
Klopfen.wav (22.6MB)
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Klopfen.wav (22.6MB)



20.03.21

Diego:

Seit fast vier Wochen hämmert er nun gegen die Wand. Heute wieder. Daraufhin hat sich aber ein weiterer Nachbar bei ihm mit Klopfen beschwert. Er stellte das Hämmern dann sofort ein und änderte widerum seine Strategie. Ab sofort wurden wir mit Dauerschellen an der Haustür genötigt. Auch das könnt Ihr hören (bitte folgenden Link anklicken und bis zum Schluss anhören!):

Bitte bis zum Schluss anhören!
Schellen.wav (7.98MB)
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Schellen.wav (7.98MB)


05.04.21

Diego:

Nun sind noch 14 Tage ins Land gezogen. Pierre und auch ich zeigen mittlerweile deutliche Verhaltensstörungen und wir können uns kaum noch entspannen. Nach reiflicher Überlegung und Abwägung aller möglichen Gegenmaßnahmen, schien Jost das Ziel Pierre, so schnell wie möglich und zu seinem eigenen Schutz, aus der Schusslinie zu bekommen, am wichtigsten. Und so entschloss sich Jost, Pierre sofort und schweren Herzens ins Tierheim zu geben. Alle anderen Maßnahmen wären nicht erfolgversprechend gewesen oder hätten zu lange gedauert. Und Zeit war jetzt das, was Jost am wenigsten hatte. Und an diesem Spruch ist etwas dran: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.

Pierre:

Jost, Diego und ich, wir waren eine Familie. Deshalb werde ich die beiden sehr vermissen. Ich verstehe aber auch, dass Jost zu diesem Schritt gezwungen wurde. Aber es hat auch einen Vorteil: Im Tierheim gibt es wenigstens keinen irren Nachbarn, der hier vor die Wand hämmert oder Sturm klingelt.

Dies ist übrigens mein letzter Eintrag in Diegos Tagebuch. Ich wünsche Euch allen alles Gute und liebe Wuffs.

Euer Pierre


12.04.21

Was ist nur aus dem ehemalig schönen Bibertal geworden?








17.06.21

Jost hat heute wieder - wie in den letzten 10 Wochen fast täglich - nach Neuigkeiten von Pierre gesucht. Nun hat sich etwas getan: Er ist nicht mehr unter den zu vermittelnden, sondern unter den vermittelten Hunden zu finden. Ich hoffe, dass sein neues Zuhause seinen Bedürfnissen entspricht und wünsche seiner neuen Familie und ihm alles Gute.


23.06.21

In den letzten Tagen sind wir während unseres Spazierganges an der Glenne schon zwei Mal einem Schäfer mit seinen Schafen begegnet. Beim ersten Mal war ich an der Leine. Einer der beiden Hunde des Schäfers hat an mir geschnuppert. Jost war das gar nicht recht, weil ich an der Leine war. Wegen der evtl. entstehenden Leinenaggression hätte er mich gerne abgeleint. Das war aber wegen der Schafe nicht möglich. Ich habe ihm dann den Gefallen getan, und bin ganz ruhig geblieben, bis er mich derandere Hund in Ruhe gelassen hat.

Bei der zweiten Begegnung sind wir wieder den beiden Hunden des Schäfers begegnet und wir gingen ganz entspannt mitten durch die Herde.

Bei der dritten Begegnung hat sich Jost dann entschieden, mich abzuleinen, Er hat mir vertraut, dass ich mich ganz ruhig und respektvoll den Schafen nähere und ihnen auch nichts tue. Es war ein tolles Gefühl und ich wollte Jost auch nicht enttäuschen. Und was macht Jost, als wir wieder zu Hause waren: Er schreibt einen Text, schneidet das Video und vertont es mit einer Geschichte, die nichts mit der Wirklichkeit zu tuen hat. Ich würde niemals den Job des Trainer-Assistenzhundes gegen den eines Hütehundes tauschen. Was denkt der von mir. Aber seht selber!




25.06.21

Als ich vor kuzem mit Jost hier entlang spazieren gegangen bin, hat er mich rechts an der Böschung aus den Augen verloren. Er hat gerade angefangen, mich zu suchen, da stand ich plötzlich hinter ihm. Etwas überrascht schaute er mich an und forschte, wie das möglich war. Dann entdeckte er dieses Verbindungsrohr von einem Zulauf in die Glenne. Heute hat er diesen Zaubertrick gefilm, natürlich nur für Euch.

Video "Diego: Ich wohne zwar nicht in Las Vegas, aber zaubern kann ich trotzdem!" auf YouTube, einfach hier klicken!








07.09.21

Anmerkung: Jost hat mir gesagt, dass er die letzten 1,5 Jahre leider nicht in der Lage war, weiter dieses Tagebuch zu schreiben. Jedes Mal, wenn er weiter schreiben wollte und die letzten Absätze gelesen hat, fehlte ihm die positive Einstellung, um dieses Tagebuch frohen Herzens weiter zu schreiben. Und genau von dieser positiven Einstellung lebt dieses Tagebuch. Viele haben sich gefragt, ob ich noch lebe, weil dieses Tagebuch nicht weiter geschrieben wurde und es auch keinen "Schluss" gab. Wie Ihr seht, ich lebe noch und es brennt wieder in mir, Euch meine Erlebnisse mitzuteilen:

Ich liebe dieses Auto, welches eigentlich gar kein Auto ist. Es handelt sich offiziell um ein überdachtes Quad. Und wie Ihr seht, haben die Konstrukteure des Twizies extra für mich ein Loch gelassen, damit ich mein kleines Schnäuzchen dort hindurch strecken und alle Gerüche wahrnehmen kann. Und das sogar auf beiden Seiten. Super, oder? Und noch besser ist natürlich, wenn die Scheibe gar nicht erst hereingeschoben wurde und die halbe Tür offen ist. Und die Frise sitzt!


Ich liebe die frische Luft während der Fahrt. Auch, wenn Sie im Winter sehr frisch ist!


Jost hat mich an die "Kette" gelegt.



16.10.21

Vorbei ist die Zeit, dass ich frei laufen durfte. Jost ist der Meinung, die Temperaturen sind jetzt zu niedrig, um jetzt noch in der Glenne zu baden. Damit ich nicht unerlaubt in die Glenne hüpfe, läuft Jost mit mir nun an der Schleppleine. Er hat mir aber versprochen, dass es nur ein paar Tage sein werden, bis ich auch verinnerlicht habe, nicht mehr in die Glenne zu springen.




21.10.21

Heute sind wir wieder an der Glenne spazieren gegangen. Dann kam uns eine Dame mit einem Hund entgegen, die uns vom Tierheim her kannte. Jost und ich haben den Hund erst gar nicht erkannt. Es rechnet ja auch niemand damit, dass ich einen Mitinsassen aus dem Tierheim nach 7 Jahren wieder sehe. Es war Basti, der Zaunkönig, den jemand damals einfach am Zaun des Tierheimes in Lippstadt angebunden hat. Jost hat sich richtig gefreut, da er damals auch viele Stunden mit ihm trainiert hat. Zum Beispiel, dass Basti ohne Aufregung an den Katzen vorbei geht. Leider wurde dieses Training von den Mitarbeitern des Tierheimes nicht praktisch umgesetzt. So blieb alles beim Alten.


27.11.21

Hier habe ich meine Freundin Jolin besucht. Ich durfte sogar in ihr Körbchen. Später hat die Halterin von Jolin Jost erzählt, dass Jolin, nachdem wir wieder nach Hause gefahren sind, alle Decken kurzerhand aus ihrem Köbchen geschmissen hat. So sind die "Weiber"!


In fremden Betten schläft´s sich besser!?!


06.12.21

Wenn Ihr diese 3 Bilder seht, ahnt Ihr wahrscheinlich schon, was vorgefallen ist: Ihr erinnert Euch ... ich darf seit einigen Wochen nicht mehr in die Glenne, weil Jost der Meinung ist, es wäre für mich zu kalt. Ich habe Jost nun einige Wochen im Glauben gelassen, dass ich diese Maßnahme verstehen würde. Weit gefehlt! 


Vorher - Nachher - "Nachherer"


Habe mich kurzfristig entschlossen, den Freilauf auszunutzen und bin mit meinem schönen Wintermäntelchen in die Glenne gehüft. Als ich wieder heraus kam, habe ich Jost mit einem unsicheren Blick angeschaut. Dann zog er das schöne nasse Wintermäntelchen aus und trug es noch ca. 1 Stunde auf dem Arm. Und ich war das Ding los. Ok, ich sah schon etwas zerzaust aus. Aber das ist mir doch egalt. Und im Nachhinein war es doch wirklich ganz schön kalt. Wie sagt Jost immer so schön: "Die Arthrose freut sich!"


08.12.21

Heute ist Jost mit wir wieder im Süden durch die Felder gegangen. Es war a...kalt! Als uns eine Frau mit Ihrem Schäferhund entgegen kam, hat Jost diese beim Vorbeilaufen gegrüßt. Genau in diesem Moment stürzt sich der Schäferhund ohne Vorwarnung auf Jost und versuchte ihn zu beißen. Hat er auch fast geschafft. Seine Hose wies unterhalb der rechten Hosentasche zwei Risse auf, die fast bis zu den Schuhen gingen. Dort hat er mit seinen Reißzähnen zugeschlagen. Da es so kalt war, spürte Jost nur den kalten Speichel von den Zähnen des Schäferhundes. Er hat nicht einmal einen Kratzer davongetragen. Ich blieb neben ihm stehen und sah mir das Schauspiel in Ruhe an. Ich habe mich nicht eingemischt und Jost auch nicht verteidigt.

Vielleicht meinst auch Du jetzt, dass ich das hätte tun müssen. Nein, Jost hat mir beigebracht, dass ich mich in Trainingssituationen mit richtig aggressiven Hunden nicht einmischen darf, wenn Jost sich von einem anderen Hund angreifen läßt (natürlich mit Maulkorb!). Ich habe gelernt, dass Jost solche Situaltionen alleine klären kann und meine Unterstützung nicht benötigt. In den letzten Jahren waren das aber immer nur Trainingssituationen, nie handelte es sich um einen nicht provozierten Angriff. Da ich vorbildlich gehandelt habe und Jost in diesem Augenblick sehr stolz auf meine Reaktion und das Vertrauen, das ich ihm gegenüber hatte, war, hatte er auch ganz feuchte Augen.

Der Spaziergang wurde dann abgebrochen. Wir sind dann mit den beiden nebeneinander her nach Hause gelaufen, weil der Schäferhund lernen sollte, dass ihm keiner etwas antut und Jost schnell nach Hause wollte, weil seine "Klimaanlage" im rechten Hosenbein nicht abzustellen war. Und es war wirklich a...kalt an diesem Tag!


26.01.22

Meine mobile Muckibude

Jost hat bei meiner regelmäßigen Physiotherapie festgestellt, dass die Muskulatur meines linken Hinterlaufs etwas schwächelt. Nun hat er mich dazu verdonnert, bei Spaziergängen dort eine Gewichtsmanschette zu tragen, die meine Muskulatur wieder aufbauen soll. Zudem nervt er mich noch mit anderen muskelaufbauenden Trainings. Aber ich weiß ja, er meint es nur gut mit mir.




Jetzt gehen wir im Partnerlook

06.04.22

Nachdem ich so ein schickes Mäntelchen bekommen habe, sollte Jost das gleiche noch einmal für sich kaufen. Wollte er aber nicht. Kann mir auch schon denken warum nicht: Das Mäntelchen ist bauchfrei. Ist auch besser, wenn er ein Mäntelchen oder besser einen Mantel kauft, bei dem der Bauch "eingepackt" ist. Macht schlank!




20.05.22

Heute war in Lippstadt Aktion angesagt. Gegen 16:00 Uhr meinte ein Tornado, sich den Weg durch Lippstadt zu erkämpfen. Er hatte auch beachtlichen Erfolg damit. Bäume wurden aus der Erde gerupft, Dächer abgetragen, Hauswände durch umherfliegende Gegenstände durchlöchert, Kirchturm abgetragen und Tier verunsichert. Im Süden habe ich allerdings den Tornado weder gehört noch gesehen. Aber der veränderte Luftdruck machte mir so zu schaffen, dass ich auf "mein" Bett gesprungen bin und vor lauter Angst 3 x gepullert. habe. Als Jost nach Hause kam, sah er mich verängstigt auf dem Bett und die Bescherung unter mir. Soetwas habe ich noch nie getan. Aber ohne Worte hat er alles beseitigt und in so ein Gerät gepackt, mit dem man Dinge säubern kann. Vielleicht sollte ich dieses Gerät auch einmal benutzen. Reinspringen, Klappe zu, Schonwaschgang, leicht anschleudern und zum Trocknen aufhängen. Super Erfindung. Dann kann ja auch bei dem nächsten Tornado nichts schief gehen.


20.05.22

Generationskonflikt

Heute hat Jost eine Zecke von mir entfernt. Dass sich eine Zecke bei mir "einzeckt" bin ich ja gelegentlich gewohnt. Aber dass diese Zecke meinen Pelz untervermietet, ist schon eine Frechheit. Aber die Rache folgt auf dem Fuße. Statt Miete an die große Zecke zu zahlen, mißbraucht sie diese als Fortbewegungsmittel und zapft frisches Blut von ihr ab. Mein Blut ist für die große Zecke quasi nur ein "durchlaufender Posten".


20.06.22

In 13 Jahren habe ich noch nie Ärger mit einer Granne gehabt. Grannen sind Pflanzenteile verschiedener Getreidesorten oder Süßgräser, die das Korn umschließen. Sie besitzen kleine Borsten und Widerhaken, die sich sehr schnell in dem Fell eines Hundes verhaken, durch die Haut eindringen und durch den Körper wandern können. Das klingt nicht nur gefährlich, das ist es auch. Diese Granne habe ich mir wahrscheinlich gestern schon eingehandelt, weil ich gestern schon ein unangenehmes Gefühl an der Stelle hatte. Sie ist zwischen den Zehen eingedrungen und war mittlerweile schon an den Zehengelenken und hat dort eine Wunde gebildet, die ich stänig abgeleckt habe. Dies hat Jost beobachtet und nach kurzer Untersuchung ist er dann mit mir zur Tierärztin gegangen. Genauer gesagt Jost ist gegangen und ich bin gehumpelt. Diese hat die kleine Granne entfernt, die Wunde gereinigt und mir einen dicken Verband verpasst.


22.06.22

Heute sind wir wieder zur Tierärztin zur Nachbehandlung meiner schweren Verletzung gegangen. Der Verband sollte aber noch ein paar Tage gewechselt werden.

In letzter Zeit habe ich mir angewöhnt, wenn Jost mir "fremd geht", also andere (Kunden-) Hunde neben mir besucht, verabschiede ich ihn nicht mehr, sondern gehe beleidigt ins Köbchen. Dann muss ich das Elend nicht noch anschauen, wenn er geht. Übrigens, dies ist eine gestellte Aufnahme. Wir sind nämlich gerade von der Tierärztin gekommen. Er wollte noch schnell diese Aufnahme machen und hat vergessen, mir den Maulkorb abzunehmen. So is'  er halt!



16.07.22

Jost arbeitet im Garten, und ich gebe aus sicherer Entfernung Anweisungen. Und ich entscheide auch, ob und wann er neben mir eine Pause einlegen und den Stuhl benutzen darf.

Arbeitsplatz von Chef und Mitarbeiter


19.07.22

Wenn Jost keine Zeit hat, mir bei einer Physiotherapie den Buckel zu massieren, kann ich mir auch selbst helfen. Ich nehme das, was mir die Natur bietet. Meine Vorfahren hatten ja schließlich auch keinen Physiotherapeuten.

Es geht auch ohne Termin beim Physiotherapeuten


21.07.22

Trotz ständiger Pfotenkontrolle nach den Spaziergängen, hat Jost wieder eine Granne übersehen. Folge: Wieder zur Tierärztin. Diese hat mehrere Minuten an meiner Pfote herumgefummelt und nur ein kleines Stück herausgeholt. Und wieder einen Verband bekommen.


25.07.22

Und wieder zur Nachbehandlung. Ich dachte, ich würde den lästigen Verband abbekommen. Sch..., die Wunde war noch immer offen. Das hieß widerum, in der Wunde ist noch etwas drin. Und tatsächlich: Nach gefühlten 43 Min. Gefummel, hat die Tierärztin noch ein kleines Stück einer Granne entfernt. Und Ihr wißt schon: Verband.


29.07.23

Und ein zweites Mal zur Nachbehandlung. Und Ihr glaubt es nicht. Die Wunde hat immer noch geblutet. Und wieder ging die Tierärztin mit einem kleinen Greife unter die Haut und hat wieder alles abgesucht. Irgendwo musste noch etwas stecken. Und nach gefühlter einer Stunde holte sie dann endlich ein richtig großes Stück einer Granne aus meinem Füßchen. Nun mußte ich immer noch den Verband tragen.


10.08.22

Heute hat Jost Grannen in meinem Fell an der Pfote gefunden und entfernt. Eine vierte steckte schon in meinem Fleisch. Diese hat er noch herausziehen können. Dann bemerkte er aber noch Blut an meiner Pfote. Vielleicht ist ihm doch wieder eine Granne bei der Kontrolle entgangen. Und wieder zur Tierärztin. Diese stellte dann aber fest, dass es sich hierbei nur um eine Schnittverletzung handeln würde. Und diese hat mir vermutlich Jost zugefügt, als er die vierte Granne entfernt hat. Und Ihr glaubt es nicht: Wieder einen Verband. Jost sagte mir dann später, dass er schon eine Phobie vor Grannen hat. Überall würde er nur noch Grannen am Wegesrand sehen. Ganze sieben Wochen bin ich jetzt mit Verbänden an verschiedenen Pfoten herum gelaufen. Nerv!


12.08.22

Nicht nur, dass ich die letzten Wochen nur mit Verband herumgelaufen bin. Jetzt ist Jost auch noch völlig übergeschnappt. Der verlegt doch glatt ein Starkstromkabel durch den Garten, damit ich einen Stromschlag bekomme, wenn ich in Richtung Zaun gehen möchte. Als wenn ich über den Zaun springen würde. Und links vor die Wand würde ich auch nicht laufen. Bin doch nicht blöd. Vom Tierschutz ´mal ganz abgesehen. Findet Ihr das fair?

Jost hat wohl nicht mehr alle Latten am Zaun?


13.08.23

Auflösung: Natürlich hat Jost kein Starkstromkabel verlegt. Es handelt sich hierbei um ein Begrenzungs- und Leitkabel für einen Mähroboter, damit dieser weiß, wo der Rasen endet und wo seine Ladestation ist.


19.08.22

Heute ist es richtig heiß. Zum Glück hat sich Jost entschlossen mit mir zum Grünen Winkel zu gehen. Aber statt - wie sonst - aktiv zu Planschen, habe ich mich nur in die Flut gestellt und das kühle Nass genossen (man beachte das Wortspiel!). Ich bin einfach nur stehen geblieben und habe mich nicht gerührt.

Erfrischende Abkühlung in der Lippe


08.10.22

Da es die Stadt Lippstadt nicht schafft, eine Hundewiese zur Verfügung zu stellen, die auch ihren Namen verdient, treffen wir uns regelmäßig mit Bekannten auf der Hundewiese in Anröchte.

Spaß pur!


Bevor die Hundewiese in Anröchte fertig gestellt wurde, hat Jost spaßeshalber folgenden Vergleich erstellt:

Vergleich Hundewiese Lippstadt vs. Rheda-Wiedenbrück (Dieser Betrag soll bestimmte Personen motivieren!)

Ort

Rheda-Wiedenbrück

Lippstadt

Adresse

Friedhofsweg 16

"Grüner Winkel" im Bereich Esbecker Strasse / Rhedaer Bahn

Gebaut

2016

2001

Einzäunung

Leider zu drei Seiten eingezäunt. An der vierten Seite behindert die Ems den Freilauf. Ungebetene Zaungäste lungern am Zaun entlang, die sich an dem wilden Treiben der Fellnasen belustigen.

Hier können die Hunde ohne Leine die Freiheit genießen und sich in jede Himmelsrichtung frei entfalten. Manchmal auch sehr frei.


Verkehrsanbindung

Keine direkte Strassenanbindung. Hier wäre zu überlegen, einen Shuttle-Service zwischen Hundewiese und Friedhofskapelle anzubieten.

Es liegt eine hervorragende Verkehranbindung vor:

Südlich - nur ca. 10 m entfernt - liegt die Esbecker Str.

Nördlich - direkt angrenzend an der Hundewiese - liegt ein Fußweg, der auch von Radfahrern benutzt wird.

Östlich - ca. 25 m von der Hundeweise entfernt, verlaufen die Schienen der Rhedaer Bahn.

Der direkte Kontakt zu sich freuenden Radfahrern und überraschten Autofahrern wird hier bewusst gefördert.

Parkmöglichkeit

Ganze 180 m vom Parkplatz der Friedhofskapelle bis zur Hundewiese.

Direkt an der Esbecker Strasse (Vorsicht: freilaufende Hunde).

Eingangsschleuse

Der direkte Kontakt für Neuankömmlinge wird hier leider durch zwei Tore, die eine Eingangsschleuse bilden, erschwert.

Ohne grosse Absprachen und unabhängig von Rasse und Grösse, können die Hunde gleich mit dem Spielen loslegen, ohne eine störende Schleuse zu benutzen.

Bademöglichkeit

Es gibt nur drei Einstiegsmöglichkeiten zur Ems, um dort zu planschen. Nach erheblicher Unachtsamkeit und gesteigertem Freiheitsdrang des Hundes kann dieser einige Tage später in Emden an der Nordseeküste wieder in Empfang genommen werden.

Bei länger anhaltendem Regen brauchen die Hunde hier keine Einstiegsmöglichkeit. Dann stehen die Hunde schon gleich auf der Hundewiese im Wasser.

Im Winter und mit etwas Glück können sich die Hunde Schlittschuhe unter die Pfoten schnallen und den vielen Schlittschuhfahrern Gesellschaft leisten.

Sitzgelegenheiten

Mehrere Sitzbänke stehen den Besuchern zur Verfügung. Diese sind bei Regen naß und schmierig. Gelegentlich setzen sich dort auch unerlaubter Weise Hunde drauf, was aus hygienischen Gründen äußerst fragwürdig ist.

Menschliche Besucher sollen sich um ihre Vierbeiner kümmern und sich nicht mit Klatsch und Trasch auf irgendwelchen Bänken beschäftigen. Daher ist bei der Planung bewusst auf Sitzmöglichkeiten verzichtet worden.

Mülleimer

Es steht ein Mülleimer im Eingangsbereich für Kotbeutel oder anderen Abfall zur Verfügung.

Unter Berücksichtigung des Umweltschutzes soll wahrscheinlich der Kot der Hunde als Dünger dienen. Überflüssige Mülleimer würden das Landschaftsbild nur verschandeln und die Kosten für die Entsorgung unnötig in die Höhe treiben.

Kotbeutelspender

Häufig sind diese leer, da es Besucher gibt, die bei Bedarf nicht nur einen, sondern den ganzen Wochenbedarf mitnehmen.

Um diese Kosten gar nicht erst entstehen zu lassen, wurde hier auf Kotbeute und -Spender und Schaufeln gänzlich verzichtet.

Kosten für Unterhalt

Höhe nicht bekannt.

Keine, da sich niemand darum kümmern muss.


22.10.22

Wer glaubt, dass ein Hund, der einen Maulkorb trägt, nicht mit einem Tennisball spielen kann, der hat sich getäuscht. Hier ist der Beweis:

Mit einem Tennisball auf der Hundewiese (übrigens in Anröchte)


Laufband-Training

31.10.22

Mein Alter hinterläßt seine Spuren: Jost hat gemerkt, dass die Muskulatur meiner Gliedmaßen stark nachgeläßt. Therapie meines Physiotherapeuten: Laufband-Training mit Gewichtsmanschetten. Täglich laufe ich nun 3 x auf dem Laufband für je 15 Minuten. Wenn Jost wenigstens neben mir laufen würde, würde das Training auch Spaß machen. Aber alternativ bekomme ich hier und da Streicheleinheiten oder Leckerchen.



26.01.23

Wenn Ihr glaubt, dass ich mit Maulkorb kein Fußball spielen kann, habt Ihr Euch getäuscht. Ich musste nur lernen, den Ball an der richtigen Stelle mit dem Maulkorb zu berühren, und schon konnte ich die besten Flanken schießen. Jost hört aber immer nach wenigen Minuten auf (immer dann, wenn es am schönsten ist), damit ich als Balljunkie mich nicht zu sehr hineinsteigere. Es könnte sonst leicht zur Sucht werden.

Diego Maradona war gestern!


18.03.23

Ja, mein Alter hinterläßt seine Spuren. Im letzten halben Jahr habe ich mein Verhalten schon drastisch verändert:

Früher war ich eine Wasserratte und habe kein Wasser ausgelassen. Ob Wassermuschel, Gartenschlauch oder Fluß. Heute mache ich lieber einen Bogen um jeden Wasserschlauch oder gehe gerade einmal mit den Füßen zum Abkühlen in eine Wassermuschel.

Wenn wir von zu Hause weg gehen, gehe ich mal im Trab und manchmal schleiche ich quasi hinter Jost her und tue so, als wenn ich nicht mehr könnte. Wenn es nach Hause geht, bin ich manchmal so schnell, dass Jost kaum noch Schritt halten kann.

Jost befürchtet, dass mein Gehör nachläßt. Beim Rückruf komme ich nicht mehr so schnell wie früher. Wenn der wüßte: Hören tue ich noch sehr gut. Nur mit der Folgsamkeit hapert es. Das sage ich ihm aber nicht. Heute bleibe ich gelegentlich einfach stehen und genieße mein Dasein. Soll er mich doch nonverbal einladen zu kommen oder rufen. Im meinem Alter nehme ich mir das Recht heraus, dass Jost ´mal auf mich warten muss.

Kämmen lasse ich mich mittlerweile auch nicht mehr so gerne. Das Ziepen nervt.

Wenn ich früher schnell meinen Napf leer gefressen habe, dauert es jetzt manchmal etwas länger. Zur Verdauung mache ich jetzt auch ´mal eine kleine Pause während der einzelnen Happen.

Ach ja, den Teppichboden lecke ich nun auch mehrmals täglich solange ab, bis ein dunklerer Fleck entsteht. Wenn es wieder trocken ist, verschwindet er wieder. Dann sorge ich dafür, dass er wieder erscheint. Das kann ich stundenlang. Jost ist immer froh, dass ich nicht die Pfoten ablecke. Dann weiß er wenigstens, dass ich mir nicht wieder eine Granne eingehandelt habe.

Jetzt macht mich schon ein etwas stärkerer Regenschauer unsicher. Wenn Jost nicht da ist, hüpfe ich dann in sein Bett und zerwühle es, sodass manchmal sogar das Kissen auf dem Boden liegt. Bei einem starken Gewitter habe ich so eine Angst gehabt, dass ich ins Bett gehüpft bin, es zerwühlt habe und vor lauter Aufregung hineingepullert habe, sodass Jost alles abziehen und waschen musste.

Dann habe ich beim Lösen im Garten immer erst Kot abgesetzt. Danach habe ich gepullert. Heute setze ich teilweise Kot ab und möchte wieder ins Haus gehen. Dann macht mich Jost darauf aufmerksam, dass ich noch pullern muss. Oder ich puller und puller noch einmal, setze dann Kot ab und puller noch ein drittes Mal.

Manchmal puller ich auch auf dem Rasen, gehe weiter, kehre um und gehe wieder zu der gleichen Stelle, bei der ich gerade gepullert habe und verteile den Urin mit meiner Nase in verschiedene Richtungen. Fragt mich nicht, warum ich das mache. Habe ich die ganzen Jahre nicht so gemacht. Jost meint, dass das eine Art des Markierens sei. Dabei weiß ich es selbst nicht einmal, warum ich das tue. Aber seht selbst!

Das oder so etwas ähnliches nennt man im Hundetraining auch "Nasenarbeit"


23.06.23

Als Hundetrainer sagt Jost seinen Kunden immer, dass sie sich mit ihrem Lauftempo nie dem Hund anpassen sollen. Der Hundeführer soll das Tempo immer vorgeben und der Hund hat sich diesem Tempo anzupassen. In den letzten Wochen hat sich Jost bereits meinem Tempo angepasst. Wenn ich will, schleiche ich so langsam hinter ihm her, sodass andere Leute glauben könnten, dass ich bald sterbe oder ich laufe zügig im Trab, sodass Jost einen Zahn zulegen muss, um das Tempo mit mir zu halten. Heute wollte ich ´mal was Neues ausprobieren. Ich bin mit ihm sehr langsam von zu Hause in Richtung Stadt gelaufen. Ungefähr auf der Hälfte bin ich stehen geblieben (das habe ich noch nie gemacht!). Jost schaute mich etwas verdattert, überrascht und fragend an. Und ich zeigte ihm, dass ich keinen Bock mehr habe, weiter in die Stadt zu gehen, indem ich plötzlich umkehrte und wieder zügig in Richtung Heimathafen lief. So habe ich heute meinen personal trainer erzogen.

11.07.23

Da es z. Zt. sehr warm in Deutschland ist, trinke ich entsprechend sehr viel Wasser. Und etwas, was vorne hinein kommt, muss logischerweise auch irgendwann hinten wieder heraus. Und irgendwann war heute nacht um 03:30 Uhr. Ich habe eine Fernsteuerung zum öffnen der Terrassentür entdeckt. Ich brauche nur einen Knopf abzulecken - ok es ist kein Knopf, es ist die Hand von Jost, die seitlich aus seinem Bett herausragt - und schon steht Jost auf und öffnet mir die Tür zum Garten. Ich glaube, er hat auch Verständnis für meine Lage, denn er ist auch schon in einem Alter, bei dem der Körper ein häufigeres Verlangen hat, sich zu lösen, als noch vor 5 Jahren.

15.07.23

Gegen Morgen ist Jost mit mir in den Garten zum Lösen gegangen. Ich habe auch ganz brav gepullert, und anschließend sind wir wieder ins Hasus gegangen. Ca. 5 Minuten später habe ich mich so an Jost herangeschlichen, der am Schreibtisch saß, wie ich es in letzter Zeit immer tue, wenn ich Streicheleinheiten haben möchte. Und als er mich im Augenwinkel sah, wandte er sich mir zu und wollte mit mir kuscheln. Nur diesmal wollte ich nicht kuscheln. Ich hatte plötzlich richtig Überdruck im Enddarmbereich, drehte mich um und stellt mich auch schon breitbeinig hin. Jost hat sofort begriffen, um was für einen Notfall es sich handelte. Er drängte mich in Richtung Terrassentür und wollte über die Terrasse auf den Rasen. Leider verlor ich schon im Wohnzimmer auf dem Teppich - Dank BARF - zwei kleine trockene Köttelchen. Die nächsten beiden Köttelchen verließen meinen Körper auf der Terrasse, ich habe es aber dann doch noch geschafft, dass ich wenigstens noch einen Köttel auf dem Rasen platzieren konnte. Dann war der ganze Stress nicht ganz umsonst. Jost hat anschließend die Hinterlassenschaften entfernt. Ich sollte es zwar nicht sehen, aber ich habe genau gesehen, dass er dabei geschmunzelt hat. Ist das nicht süß von ihm?

15.07.23

Jost hat gemerkt, dass ich mich bei Linkskurven im Auto nicht mehr halten kann, mich mit den Vorderläufen an dem Plastikbomber seitlich abstützen möchte, dann aber abrutsche und dann meine Pfoten im Fußraum sind. Er sieht dann nur, dass mein Kopf etwas tiefer positioniert ist. Er hat jetzt eine alte Decke vom Fußraum bis neben mich gerollt. Jetzt habe ich besser Halt und kann mich besser abstützen. Ja, der Zahn der Zeit nagt an mir. Aber Jost und ich lassen uns davon nicht einschüchtern. Jost weiß es noch nicht, aber ich erwäge, einige Dinge an meinem Körper machen zu lassen:

- Augenliedstraffung

- Bauchdeckenstraffung

- Bruststraffung

- Fettabsaugung im Bauchbereich

- Ohrkorrektur

- Facelifting oder Botox im Stirnbereich und

- Fadenlifting im Wagenbereich

Ich muss mit Jost nur noch ausdiskutieren, wer das Alles bezahlen soll. Vielleicht könnt Ihr mich ja unterstützen, ohne dass Jost es merkt. Habe ein Spendenkonto eingerichtet:

Kanidische Bank Lippstadt, IBAN D 0815 007 4711 2023, Verwendungszweck: Restaurierungsmaßnahmen für Diego

Im Voraus schon einmal vielen Dank für Eure Unterstützung und Psssst !

05.08.23

Waren heute wieder auf der Hundewiese in Anröchte. Mit mir waren wir 17 Hunde heute. Ich hatte gar keine Zeit, mich irgendwo hinzulegen und auszuruhen. Eine innere Unruhe trieb mich von einer Ecke in die andere. Ich durfte doch nichts verpassen bei den ganzen Fellnasen. Als wir nach Hause fahren wollten schickte mich Jost auf die Rückbank seines "großen" Autos. Ich sprang aber nicht hinein, weil ich nicht mehr genügend Kraft hatte. Jost setzte dann meine Vorderläufe auf den Sitz und wollte die Hinterläufe hineinheben. Konnte mich aber auf den Hinterbeinen nicht halten und sackte mit den Knien zusammen. Dann wollte Jost mich mit meinen 29 kg hineinheben. Dies musste er aber drei Mal tun, bis ich meine Vorderläufe "sortiert" hatte. Durch dieses dreimalige Anheben hat sich Jost auch noch eine Muskelzerrung zugezogen. Dann fuhren wir nach Hause und ich habe erst einmal lange geschlafen.

06.08.23

Update: Jost konnte beim Frühstück nicht einmal seine Kaffeetasse mit der rechten Hand halten. Er musste - wie ein Kleinkind - seine linke Hand mit zur Hilfe nehmen. Armer Kerl.

19.08.23

Nachdem ich vor zwei Wochen nicht mehr in Jost´s Auto hineinspringen konnte, entschlossen sich Gabi und Jost, dass sie mich mithilfe einer Rampe in Gabi´s Auto bringen und dort auch wieder mit der Rampe aussteigen lassen. War nicht anstrengend und hat super geklappt.

Auch heute lief ich wieder unruhig auf der Hundewiese immer wieder hin und her. Als ich nicht mehr richtig laufen konnte, wollte Jost mit mir nach Hause fahren. Er sagte noch zu mit: "So, wie Du hier heute wieder herumgelaufen bist, lassen wir besser den Spaziergang heute nachmittag ausfallen!" Als Jost mich mit zum Auto bringen wollte, sackte ich plötzlich zusammen und legte mich auf die Seite. Mir ging es richtig schlecht. Jetzt war ein Tierarzt gefragt. 

Nach dessen Untersuchung und nach einer sehr schlechten Prognose des Tierarztes, musste Jost schnell eine schwere Entscheidung treffen. Jost hat sich dann in meinem Sinne entschieden, mich von meinem Leiden zu erlösen.

Schnell dachte ich noch an meine Geschwister, die ganzen Kumpel im Tierheim, an die ganzen Fellnasen in den beiden Hundevereinen, an den Richter, den ich bei der 1. BH-Prüfung gebissen habe, an die vielen Kundenhunde, denen Jost mit meiner Unterstützung helfen konnte, an meinen Basketball, meinen Garten und natürlich an Jost, der mich vor dem Leben eines Wanderpokals im Tierheim bewart und mich zum vollwertigen Trainer-Kollegen ausgebildet hat. Viele Jahre durfte ich mit ihm arbeiten und verhaltensauffällige Hunde trainieren. Ich hatte einen tollen Job.

Im Beisein meiner beiden liebsten Menschen bin ich dann friedlich eingeschlafen. Dies ist nun mein letzter Eintrag. Ich wünsche Euch allen viel Spaß beim Lesen meines Tagebuchs. Und denkt immer daran, eine Situation aus Sicht Eures Hundes zu beurteilen. Dann seit Ihr bei einem harmonisches Zusammenleben mit Eurem Hund einen großen Schritt weiter !

Liebe Wuffs

Euer Diego

* 24.08.2009 ✝ 19.08.2023



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